Istanbul. Bei einem Grubenunglück in der Türkei sind nach Medienberichten mindestens 157 Menschen ums Leben gekommen. Bis zu 300 Arbeiter sind nach einer Explosion im Stollen eines Kohlebergwerks noch untertage eingeschlossen. Ein Feuer behindert offenbar die Rettungsarbeiten.

Bei dem verheerenden Unglück in einem Kohlebergwerk im Westen der Türkei sind am Dienstag nach Berichten türkischer Medien mindestens 157 Arbeiter ums Leben gekommen. Wenigstens 75 weitere Bergleute seien verletzt worden, hieß es unter Berufung auf einen örtlichen Bürgermeister weiter. Energieminister Taner Yildiz bestätigte entsprechende Berichte zunächst nicht und kündigte für die Nacht weitere Erklärungen an. Bis zu 300 Kumpel waren am Dienstagabend noch unter Tage eingeschlossen, wie Rettungskräfte berichteten.

In dem Kohlebergwerk bei Soma in der Provinz Manisa war nach einer Explosion Feuer ausgebrochen. Ursache war ersten Untersuchungen zufolge offenbar ein Defekt in der Elektrik. Dichter Rauch behinderte die Rettungsarbeiten. In die nicht vom Feuer erfassten Teile des Bergwerks wurde frische Luft gepumpt.

Zum Zeitpunkt der Explosion waren schätzungsweise 580 Bergleute unter Tage. Am frühen Abend hatten sich mindestens 280 aus der Gefahrenzone gerettet. Die noch eingeschlossenen Arbeiter waren offenbar mehrere Kilometer vom Ausgang entfernt.

Noch keine verlässlichen Zahlen zu Toten, Verletzten und Vermissten

Weil das Unglück während des Schichtwechsel passierte, gab es zunächst keinen genauen Überblick über die Zahl der Verschütteten. Die Behörden gingen von mindestens 200 Mann aus, möglicherweise auch bis zu 300. Vor einem örtlichen Krankenhaus warteten Angehörige auf Informationen.

KarteTürkeiUnglück.JPG

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Abend, der Rettungseinsatz laufe. Er hoffe, dass es in den kommenden Stunden weitere Informationen gebe. Energieminister Taner Yildiz, der zum Unglücksort reiste, sagte, es gebe noch keine verlässlichen Zahlen. "Erst müssen wir zu den Arbeitern gelangen", sagte er. Es seien mehrere Rettungsteams im Einsatz.

Die Bergwerksgesellschaft teilte mit, die Rettungsarbeiten hätten jetzt höchste Priorität. Die letzten Sicherheitsüberprüfungen habe es vor zwei Monaten gegeben. Türkische Medien berichteten, die Regierungspartei AKP habe im vergangenen Monaten eine Forderung der Opposition nach Überprüfung der Zeche zurückgewiesen.

In der Türkei kommt es immer wieder zu tödlichen Grubenunfällen. Mehrfach gab es in den vergangenen Jahren Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen oder es wurden veraltete Arbeitsgeräte eingesetzt. Das folgenschwerste Unglück der vergangenen Jahrzehnte ereignete sich 1992 in einem Bergwerk in der Provinz Zonguldak. Dort starben bei einer Gasexplosion 263 Menschen. (dpa)