Pretoria. Die Staatsanwaltschaft hat im Pistorius-Prozess Zweifel an der Neutralität eines Ballistik-Experten geäußert. Thomas Wolmarans hatte die mögliches Flugbahn des Geschosses, das von Pistorius abgefeuert worden war, berechnet. Am Montag wurde bekannt: Einige Tests hatte er erst kürzlich durchgeführt.

Im Mordprozess gegen den Paralympics-Star Oscar Pistorius hat Staatsanwalt Gerrie Nel die Kompetenz und die Neutralität des Ballistik-Experten Thomas Wolmarans angezweifelt. Dieser hatte die mögliche Bahn des Geschosses berechnet. Wolmarans musste im Kreuzverhör am Montag vor dem Gericht Pretoria zugeben, dass er manche Tests am Tatort erst vor wenigen Wochen auf Wunsch der Verteidigung gemacht habe. Zudem habe er sich mit anderen Experten der Verteidigung vor seiner Vernehmung über die Aspekte der Tat unterhalten.

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Wolmarans hatte am Freitag berichtet, dass der behinderte Profisportler keine Prothesen getragen habe, als er am 14. Februar 2013 die tödlichen Schüsse auf seine Freundin Reeva Steenkamp abgab. Dies würde den Aussagen des 27 Jahre alten Angeklagten entsprechen. Wenn Pistorius hingegen Prothesen getragen hätte, könnte das darauf hindeuten, dass er Zeit hatte, sie anzulegen - er also mit Vorsatz handelte.

Steenkamp soll bekleidet gewesen sein

Allerdings sagte der Experte auch, dass Steenkamp bekleidet gewesen sei, sie also nicht auf der Toilette gesessen habe, als Pistorius durch die Tür schoss. Das könnte bedeuten, dass sie mit ihm sprach. Pistorius beteuert, er habe geschossen, weil er hinter der Tür einen Einbrecher vermutete.

Der Prozess, der am Montag den 30. Verhandlungstag hatte, geht in die Schlussphase. Er soll noch im Mai zu Ende gehen. (dpa)