Aschersleben/Magdeburg. Sie trauten sich aus der virtuellen Welt hinaus ins reale Leben. In Sachsen-Anhalt wurden die mutmaßlichen Pädophilen dann festgenommen. Nun sucht die Polizei nach Beweisen - und untersucht die Beiträge mehrerer Hundert Mitglieder eines Chatrooms auf Hinweise zu Straftaten.

Nach dem Schlag gegen einen mutmaßlichen Pädophilenring wertet die Polizei den Chatroom der Verdächtigen aus. Die Beiträge mehrerer Hundert Mitglieder würden auf Hinweise zu Straftaten untersucht, sagte ein Sprecher der Polizei in Magdeburg am Dienstag.

Es gebe eine Reihe von Ermittlungsschritten, in die auch Behörden anderer Bundesländer einbezogen seien. "Wir fügen dann die Puzzleteile zusammen", sagte der Sprecher. Das Verfahren werde voraussichtlich viele Monate dauern.

Verdächtige wieder auf freiem Fuß

Elf Verdächtige - zehn Männer und eine Frau - waren am Wochenende bei einem Treffen in Aschersleben aufgegriffen worden. Sie sind wieder auf freiem Fuß. Bisher besteht nur ein Anfangsverdacht des sexuellen Missbrauchs sowie des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie.

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Die Gruppe hatte sich in Aschersleben zu gemeinsamen Unternehmungen verabredet. Unter anderem waren sie im Zoo und hatten über die fünfjährige Nichte eines Beteiligten auch Kontakt zu Kindern auf einem Spielplatz aufgenommen.

Reporter war entscheidender Hinweisgeber

Ein RTL-Reporter war nach Informationen des Fernsehsenders der entscheidende Hinweisgeber für die Polizei. Er habe sich länger als ein Jahr undercover in der Pädophilenszene bewegt und war auch Mitglied im Chatroom.

So wurde er laut dem Sender persönlich zu dem Treffen eingeladen. Ende April berichtete er der Polizei davon, weil er davon ausging, dass Straftaten geplant werden könnten. Mit versteckter Kamera und nach Absprache mit der Polizei begleitete er über mehrere Tage das Pädophilentreffen in Aschersleben, wie RTL weiter mitteilte. (dpa)