Dortmund. Die Polizei in Sachsen-Anhalt hat offenbar ein bundesweit arbeitendes Pädophilen-Netzwerk zerschlagen. Unter den Tatverdächtigen sind angeblich auch Mitglieder des Netzwerks aus Dortmund. Auch eine Dortmunder Wohnung wurde durchsucht. Die Ermittlungen dauern an.

Die Polizei hat am Samstag offenbar den Führungskreis eines Pädophilen-Netzes bei dessen geheimen Treffen festgenommen. Bei der Großrazzia in Aschersleben in Sachsen-Anhalt wurden zehn Männer im Alter zwischen 22 und 60 Jahren und eine 57 Jahre alte Frau festgenommen. Die Spur führte die Beamten auch nach Dortmund. Am Montag gab es Details zu den Verstrickungen der Verdächtigen aus dem Ruhrgebiet.

Bei dem von der Polizei gesprengten Treffen mutmaßlicher Pädophiler in Sachsen-Anhalt soll der Hauptverdächtige seine fünf Jahre alte Nichte als Lockvogel eingesetzt haben. Die insgesamt elf Verdächtigen nahmen das fünfjährige Mädchen mit, um etwa auf Spielplätzen Kontakt zu anderen Kindern aufzubauen, wie Ermittler Holger Herrmann am Montag in Magdeburg sagte. Das Kind sei zunächst in die Obhut des Jugendamtes gekommen; die Behörde habe es später an den Vater übergeben.

Dortmunder hielten sich offenbar in Aschersleben auf

Die elf in Aschersleben festgenommenen Personen sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Die Dortmunder Kriminalpolizei durchsuchte auf Bitte der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord die Wohnung der Dortmunder, um Daten und andere Spuren sicherzustellen.

Die Dortmunder hielten sich offenbar in Aschersleben auf, um dort an einem Jahrestreffen des Pädophilen-Netzwerks teilzunehmen. Auch Kinder waren dabei. Zu sexuellen und pornographischen Handlungen sei es bei dem Treffen aber nicht gekommen, berichtete Marc Becher von der Polizei in Magdeburg.

Pädophile trafen sich konspirativ

Auf dem konspirativ vorbereiteten Jahrestreffen wollten die Mitglieder des Netzwerks laut Polizei neue Kontakte knüpfen "und vermutlich strafbare Handlungen vorbereiten". Um Kontakte anzubahnen, hätte die Organisation auch die Kinder eigener Mitglieder benutzt. Vor diesem Jahrestreffen hätte die Gruppe "äußerst diskret und vorsichtig operiert". Die virtuelle Welt des Internets sei nur einmal im Jahr für das Jahrestreffen verlassen worden.

Während des "Ausflugs" am 3. Mai im Raum Aschersleben besuchten zehn Männer zwischen 22 und 60 Jahren und eine 57-jährige Frau einen Kinderflohmarkt und einen Zoo in Aschersleben. Der Zugriff auf die Gruppe erfolgte im Stadtgebiet Aschersleben südlich von Magdeburg. Schließlich durchsuchte die Polizei - auch in Dortmund - die Wohnungen der vorübergehend festgenommenen Verdächtigen.

"Die Auswertung der Daten kann noch mehrere Wochen dauern", sagt der Polizeisprecher aus Magdeburg. (mit dpa)