Heppenheim. Nachdem neue Vorwürfe gegen einen Lehrer der Odenwaldschule aufgekommen waren, haben Opfervertreter die Schließung der Einrichtung ins Gespräch gebracht. Der Opferverein “Glasbrechen“ forderte eine Auflösung der familienähnlichen Wohngruppen - und zeigte sich von dem neuen Vorfall nicht überrascht.
Nach dem Bekanntwerden neuer Vorwürfe gegen einen Lehrer der Odenwaldschule haben Opfervertreter die Schließung der Bildungseinrichtung gefordert. Der Opferverein "Glasbrechen" beschränkte sich in einer am Osterwochenende verbreiteten Stellungnahme allerdings auf die Forderung, die familienähnlichen Wohngruppen mit sechs bis zehn Schülern aufzulösen. Am Samstag war bekannt geworden, dass gegen einen Lehrer wegen des Verdachts auf Kinderpornografie ermittelt wird.
Eine Sprecherin der Odenwaldschule teilte mit, bei einer Durchsuchung der Wohnung des Lehrers in dem zugehörigen Internat seien Dateien und weiteres Material sichergestellt worden. Dem Lehrer sei fristlos gekündigt und Hausverbot erteilt worden, sagte die Sprecherin weiter. Sie hob gegenüber "Spiegel Online" jedoch hervor, es gebe keine Hinweise, dass in dem vorliegenden Fall Schüler der Schule zu Schaden gekommen seien.
Jahrzehntelanger sexueller Missbrauch aufgedeckt
Die als Reformschule für ihre alternativen Bildungsansätze bekannte Einrichtung war 2010 in die Schlagzeilen geraten, als aufgedeckt wurde, dass dort jahrzehntelang Kinder massenhaft sexuell missbraucht worden waren. Die Privatschule hatte anschließend eine öffentliche Entschuldigung abgegeben und eine konsequente und lückenlose Aufarbeitung zugesagt.
An den umstrittenen Wohngruppen, in denen Schüler mit Lehrern zusammenleben, wurde jedoch als Teil des pädagogischen Konzepts festgehalten. Allerdings wird seither nicht mehr ein Pädagoge allein einer Schülergruppe zugeordnet. Auch der nun von den Ermittlungen betroffene Mathematik- und Physiklehrer hat laut Medienberichten nicht allein mit Schülern zusammengewohnt. Aufgedeckt wurde der neue Fall offensichtlich durch einen Tipp australischer Ermittler.
Opferverein von neuem Vorfall nicht überrascht
"Inzwischen neige ich persönlich allerdings der Forderung zu, die Schule mit den ihr offenbar immanenten Problemen zu schließen", zitierte "Spiegel Online" nun den Vorsitzenden von "Glasbrechen", Adrian Koerfer. Er hob jedoch hervor, dies sei seine persönliche Auffassung. Allerdings hieß es auch in der Stellungnahme des Vereins selbst, man sei "nicht überrascht" von dem neuen Vorfall. Offenbar ziehe die Schule nach wie vor Pädophile an "wie das Licht die Motten", kritisierte "Glasbrechen" laut "Spiegel Online". (afp)