Kuala Lumpur. Am Absturz des verschollenen Flugzeuges der Malaysia Airline gibt es keinen Zweifel mehr. Westlich von Australien steuerte die Maschine in den Indischen Ozean. Wieso der Flug aber derart vom Kurs abwich und was an Bord geschah, bleibt rätselhaft.

Das verschollene Malaysia-Airlines-Flugzeug ist nach neuesten Analysedaten in den Indischen Ozean gestürzt. Das letzte Signal sei von einer Position westlich von Perth aufgefangen worden, sagte Malaysias Regierungschef Najib Razak am Montagabend um 22.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) in Kuala Lumpur. Die Fluggesellschaft hatte die Angehörigen der 239 Menschen an Bord zuvor informiert, dass sie nicht mehr mit Überlebenden rechnet .

Najib sagte: "Mit Bedauern und tiefer Betroffenheit muss ich Sie informieren, dass Flug MH370 nach diesen neuen Daten über dem südlichen Indischen Ozean geendet hat." Es sei eine abgelegene Region, weit fort von jeder Landemöglichkeit. Für Dienstag kündigte er weitere Details an. Der Regierungschef benutzte das Wort Absturz selbst nicht. Er machte aber auch deutlich, dass es keine Hoffnung für die Menschen an Bord gebe. "Für die Angehörigen waren die vergangenen Wochen herzzerreißend", sagte Najib. "Ich weiß, dass diese Nachricht noch härter ist. Ich bitte die Medien dringend, ihre Privatsphäre zu respektieren."

Absturz-Ursache weiter völlig unklar

Dank der neuen Analyse ist eindeutig, wo das Wrack zu suchen ist. Völlig unklar ist aber nach wie vor, warum die Maschine am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking vom Kurs abwich und warum die Kommunikationssysteme an Bord ausfielen. Die Polizei in Malaysia ermittelt wegen Sabotage, Entführung und Terrorismus. Die Ermittler haben aber einen technischen Fehler an Bord nicht ausgeschlossen. Weil die wahrscheinliche Absturzstelle in internationalen Gewässern liegt, wird Malaysia als Heimatstaat des Flugzeugs die weiteren Ermittlungen leiten.

Die neue Analyse stamme von der Satellitenfirma Inmarsat, die die letzten elektronischen Signale der Boeing mit 239 Menschen an Bord aufgefangen hatte, sagte Najib. Inmarsat hatte zunächst von Malaysia aus einen möglichen nördlichen und einen südlichen Flugkorridor ausgemacht. Weil keines der Länder entlang dem nördlichen Korridor die Maschine auf Radar entdeckte, konzentrierte sich die Suche seit einer guten Woche bereits auf den Indischen Ozean.

Mögliche Wrackteile von MH370 gesichtet 

Dort entdeckte die Crew eines australischen Aufklärungsflugzeugs am Montag grüngraues und orangefarbenes Treibgut, das zu der Boeing 777-200 gehören könnte. Das Versorgungsschiff "HMAS Success" war in der Region und nutzte die letzten Stunden mit Tageslicht, um die Wasseroberfläche abzusuchen. "Die gesamte Crew hält Ausschau", twitterte die australische Seesicherheitsbehörde (Amsa). Das letzte Suchflugzeug habe das Gebiet bei Einbruch der Dunkelheit verlassen, ohne neue Objekte zu sichten.

Suche nach verschollener Boeing

Das Foto zeigt ein baugleiches Flugzeug, das im Februar über Polen geflogen ist.
Das Foto zeigt ein baugleiches Flugzeug, das im Februar über Polen geflogen ist. © Reuters
Die Ankunftstafel in Peking zeigt den Flug zunächst als verspätet an.
Die Ankunftstafel in Peking zeigt den Flug zunächst als verspätet an. © AFP
Eine junge Frau, vermutlich eine Angehörige, bricht am Flughafen in Tränen aus.
Eine junge Frau, vermutlich eine Angehörige, bricht am Flughafen in Tränen aus. © REUTERS
Eine Mutter in Indonesien bekommt mitgeteilt, dass sich ihr Sohn in der verschollenen Boeing 777 befunden hat.
Eine Mutter in Indonesien bekommt mitgeteilt, dass sich ihr Sohn in der verschollenen Boeing 777 befunden hat. © dpa
Der Malaysian-Airlines-CEO Ahmad Jauhari Yahyaa gibt in einer Pressekonferenz bekannt, die Maschine sei wahrscheinlich im vietnamesischem Luftraum verschwunden.
Der Malaysian-Airlines-CEO Ahmad Jauhari Yahyaa gibt in einer Pressekonferenz bekannt, die Maschine sei wahrscheinlich im vietnamesischem Luftraum verschwunden. © REUTERS
Ein vietnamesicher Helikopter des Typs MI-171 macht sich bereit, um in das Suchgebiet zu fliegen.
Ein vietnamesicher Helikopter des Typs MI-171 macht sich bereit, um in das Suchgebiet zu fliegen. © AFP
Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen: Ein Mann der vietnamesischen Luftwaffe schaut mit einem Fernglas aus dem Fenster, um mögliche Überreste des Flugzeugs südlich von Vietnam zu finden.
Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen: Ein Mann der vietnamesischen Luftwaffe schaut mit einem Fernglas aus dem Fenster, um mögliche Überreste des Flugzeugs südlich von Vietnam zu finden. © dpa
Der indische Künstler Sudersan Pattnaik zeigt seine Anteilnahme an dem Schicksal der Vermissten mit einem Kunstwerk.
Der indische Künstler Sudersan Pattnaik zeigt seine Anteilnahme an dem Schicksal der Vermissten mit einem Kunstwerk. © AFP
Nachdem die Namen der Insassen des Flugs bekannt wurden, meldete sich der italienische Tourist Luigi Maraldi, weil sein Name auf der Liste der Vermissten auftauchte. Der Italiener hatte seinen Pass bereits im August 2013 als gestohlen gemeldet. Auf einer Pressekonferenz in Phuket zeigt er seinen derzeitigen Ausweis.
Nachdem die Namen der Insassen des Flugs bekannt wurden, meldete sich der italienische Tourist Luigi Maraldi, weil sein Name auf der Liste der Vermissten auftauchte. Der Italiener hatte seinen Pass bereits im August 2013 als gestohlen gemeldet. Auf einer Pressekonferenz in Phuket zeigt er seinen derzeitigen Ausweis. © dpa
Eine malaysische Polizistin zeigt den anwesenden Medienvertretern auf einer Pressekonferenz ein Foto. Die abgebildete Person soll mit einem gestohlenen Pass in die malaysische Maschine eingestiegen sein.
Eine malaysische Polizistin zeigt den anwesenden Medienvertretern auf einer Pressekonferenz ein Foto. Die abgebildete Person soll mit einem gestohlenen Pass in die malaysische Maschine eingestiegen sein. © REUTERS
Die malaysische Polizei veröffentlicht die Fotos der zwei Personen, die mit gestohlenen Pässen in das Flugzeug gestiegen sind.
Die malaysische Polizei veröffentlicht die Fotos der zwei Personen, die mit gestohlenen Pässen in das Flugzeug gestiegen sind. © Getty Images
Die Suche geht weiter: Ein vietnamesischer Offizier schaut aus dem Helikopter.
Die Suche geht weiter: Ein vietnamesischer Offizier schaut aus dem Helikopter. © REUTERS
Zwei Männer filmen in der Nähe der vietnamesischen Insel Tho Chu aus dem Fenster.
Zwei Männer filmen in der Nähe der vietnamesischen Insel Tho Chu aus dem Fenster. © dpa
Die Luftaufnahme, aufgenommen aus einer vietnamesischen Maschine des Typs AN-26, zeigt eine vermeintliche Ölspur. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass es sich nicht um Überreste der verschollenen 777 handelt.
Die Luftaufnahme, aufgenommen aus einer vietnamesischen Maschine des Typs AN-26, zeigt eine vermeintliche Ölspur. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass es sich nicht um Überreste der verschollenen 777 handelt. © AFP
Eine Frau und ein kleines Mädchen stehen am Flughafen von Kuala Lumpur und warten auf ein Zeichen der Rettungsteams.
Eine Frau und ein kleines Mädchen stehen am Flughafen von Kuala Lumpur und warten auf ein Zeichen der Rettungsteams. © REUTERS
Ein US-amerikanischer Hubschrauber des Typs SH-60R Seahawk nimmt an der Suche im Golf von Thailand teil.
Ein US-amerikanischer Hubschrauber des Typs SH-60R Seahawk nimmt an der Suche im Golf von Thailand teil. © REUTERS
Auf einem der Hochhäuser in Peking ist die Flugnummer der vermissten Boeing abgebildet.
Auf einem der Hochhäuser in Peking ist die Flugnummer der vermissten Boeing abgebildet. © REUTERS
Acht chinesische Rettungsboote sind an der Rettung beteiligt. Hier trennen sich zwei Schiffe, um ein größeres Gebiet abzusuchen. Die Suche hat sich mittlerweile vom  Südchinesischen Meer bis nach Indien ausgeweitet.
Acht chinesische Rettungsboote sind an der Rettung beteiligt. Hier trennen sich zwei Schiffe, um ein größeres Gebiet abzusuchen. Die Suche hat sich mittlerweile vom Südchinesischen Meer bis nach Indien ausgeweitet. © imago/Xinhua
Auch ein Schiff der taiwanesischen Kriegsflotte hilft bei der Suche. Das Schiff ist kurz davor, in das Südchinesische Meer auszulaufen.
Auch ein Schiff der taiwanesischen Kriegsflotte hilft bei der Suche. Das Schiff ist kurz davor, in das Südchinesische Meer auszulaufen. © dpa
Ein Mann schaut auf einen großen Bildschirm am Flughafen in Kuala Lumpur, der verschiedene Flüge zeigt. Noch immer sind die Suchaktionen erfolglos.
Ein Mann schaut auf einen großen Bildschirm am Flughafen in Kuala Lumpur, der verschiedene Flüge zeigt. Noch immer sind die Suchaktionen erfolglos. © REUTERS
In der Nähe der Petronas Towers in Malaysia hängen Plakate, die sich mit dem Schicksal der vermissten Maschine beschäftigen.
In der Nähe der Petronas Towers in Malaysia hängen Plakate, die sich mit dem Schicksal der vermissten Maschine beschäftigen. © dpa
Der Schamane Ibrahim Mat Zin möchte den möglichen Aufenthaltsort mithilfe eines Rituals ausfindig machen.
Der Schamane Ibrahim Mat Zin möchte den möglichen Aufenthaltsort mithilfe eines Rituals ausfindig machen. © Getty Images
Mitarbeiter von Malaysia Airlines und einige Politiker beten in der Moschee in Kuala Lumpur für die Vermissten.
Mitarbeiter von Malaysia Airlines und einige Politiker beten in der Moschee in Kuala Lumpur für die Vermissten. © Getty Images
Malaysias Verkehrsminister Hishammuddin Tun Hussein nimmt an einer Pressekonferenz zum Schicksal der verschwundenen Maschine teil.
Malaysias Verkehrsminister Hishammuddin Tun Hussein nimmt an einer Pressekonferenz zum Schicksal der verschwundenen Maschine teil. © REUTERS
Malaysier lassen eine Laterne mit Wünschen in den nächtlichen Himmel steigen.
Malaysier lassen eine Laterne mit Wünschen in den nächtlichen Himmel steigen. © REUTERS
Eine Frau ist während einer Nachtwache auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kuala Lumpur in Gedanken bei den Angehörigen der Passagiere des verschwundenen Flugzeugs.
Eine Frau ist während einer Nachtwache auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kuala Lumpur in Gedanken bei den Angehörigen der Passagiere des verschwundenen Flugzeugs. © REUTERS
Schüler einer internationalen Schule zünden in Zhuji, in der  Provinz Zhejiang, Kerzen zum Gebet für die Passagiere der vermissten Boeing an. China hat mittlerweile die Daten von zehn Satelliten bereitgestellt, die bei der Suche helfen sollen.
Schüler einer internationalen Schule zünden in Zhuji, in der Provinz Zhejiang, Kerzen zum Gebet für die Passagiere der vermissten Boeing an. China hat mittlerweile die Daten von zehn Satelliten bereitgestellt, die bei der Suche helfen sollen. © REUTERS
Ein Mitglied eines kürzlich eingerichteten Spezialteams von Malaysia Airlines, das sich um die Verwandten der Vermissten kümmert, erreicht den Flughafen in Peking.
Ein Mitglied eines kürzlich eingerichteten Spezialteams von Malaysia Airlines, das sich um die Verwandten der Vermissten kümmert, erreicht den Flughafen in Peking. © AFP
Familienmitglieder der vermissten Passagiere warten in einem Hotel in Peking auf Neuigkeiten.
Familienmitglieder der vermissten Passagiere warten in einem Hotel in Peking auf Neuigkeiten. © REUTERS
Ein Crew-Mitglied der  malaysischen Luftwaffe schaut aus dem Fenster. Die Suche geht weiter.
Ein Crew-Mitglied der malaysischen Luftwaffe schaut aus dem Fenster. Die Suche geht weiter. © REUTERS
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Es war das erste Mal, dass mögliche Wrackteile von einem niedrig fliegenden Flugzeug entdeckt wurden. Alle anderen Entdeckungen stammten von Satellitenbildern. "Ich warne aber: Wir wissen noch nicht, ob diese Teile zu Flug MH370 gehören, es kann auch gewöhnliches Treibgut sein", sagte Australiens Regierungschef Tony Abbott im Parlament. "Dennoch haben wir Hoffnung, dass wir diese Teile bald bergen und damit einen Schritt näher dran sind, um dieses tragische Rätsel zu lösen."

Zehn Flugzeuge auf der Suche nach der verschollenen Boeing

Insgesamt waren am Montag zehn Flugzeuge im Einsatz, darunter zwei aus China und eines aus Japan. Das Suchgebiet liegt 2500 Kilometer südwestlich von Perth an der australischen Westküste. Es dauert drei Stunden, bis die Maschinen die Region erreichen.

Die Strömung ist in dem rauen Seegebiet stellenweise gewaltig. Die Universität von Westaustralien hat Computermodelle entwickelt, um zu sehen, wohin mögliche Wrackteile getragen worden sein könnten. "Die Strömung treibt die Teile in zwei Sekunden einen Meter weit", sagte Meeresforscher Charitha Pattiaratchi der Nachrichtenagentur dpa - das wären bis Montag 700 Kilometer gewesen.

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In dem derzeitigen Suchgebiet seien die Verhältnisse aber anders, berichtete der Amsa-Abteilungsleiter für Noteinsätze, John Young. Die Flugzeuge haben Bojen ins Wasser gesetzt, die ihre Position via Satellit übermitteln und mit der Strömung treiben. Die Bojen seien in verschiedene Richtungen getrieben worden oder hätten sich im Kreis bewegt, sagte Young. "Das ist gut für uns, dann müssen wir das Suchgebiet nicht jeden Tag neu anpassen", sagte er.

Blackbox funkt etwa 30 Tage lang ein Signal

Ein Reporter an Bord eines chinesischen Flugzeugs hatte am Morgen auch von möglichen Wrackteilen berichtet. Die Maschine flog aber sehr hoch. Amsa betonte, dass es sich nicht um dasselbe Material handelte wie jenes, das die Crew des australischen Aufklärungsflugzeugs sah. Dennoch nahmen der mit Hubschraubern ausgestattete Eisbrecher "Xuelong" sowie zwei Schiffe der chinesischen Marine Kurs auf die Region. "Sie werden allerdings erst am Dienstag oder Mittwoch in der Region ankommen", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking. An Bord des Flugzeuges waren 153 Chinesen. China hat die zunächst von den malaysischen Behörden geleitete Suchaktion mehrfach scharf kritisiert.

Sobald Wrackteile eindeutig identifiziert sind, können Meeresforscher anhand der Strömungsmodelle feststellen, wo die Maschine ins Wasser getaucht sein muss. Die Zeit drängt: Die Blackbox, die technische Daten und Gespräche im Cockpit aufzeichnet, funkt etwa 30 Tage lang ein Signal. Das ist nach Angaben von Experten noch aus mehr als 4000 Metern Wassertiefe zu empfangen - so tief dürfte das Meer in dem angenommenen Absturzgebiet sein.

Funkstille wäre etwa ab dem 7. April. Bei einer Air France-Maschine, die 2009 über dem Atlantik abstürzte, dauerte es nach dem Fund erster Bruchstücke noch zwei Jahre, bis das Wrack geortet war. (dpa)