Bangkok. . Noch immer fehlt jede Spur vom verschollenen Flug MH370 - und den Suchmannschaften läuft die Zeit davon: Die Blackbox der verschollenen Boeing 777 sendet nur noch 12 Tage Signale. Sollte die Maschine im Indischen Ozean abgestürzt sein, liegt sie irgendwo zwischen 1000 und 7000 Meter Tiefe.

Bei der Suche nach der Boeing 777 von Malaysia Airlines, die am 8. März mit 239 Menschen an Bord spurlos verschwand, rennt die Zeit davon. Denn die Blackbox, die wichtige Informationen über die letzten Stunden an Bord des Flugzeugs enthält, sendet nur noch zwölf Tage lang den Signalton, der ihre Ortung ermöglichen soll.

Selbst wenn die drei Stück Treibgut, nach denen inzwischen acht Flugzeuge aus mehreren Ländern im Süden des Indiens Ozeans trotz Satellitenaufnahmen bislang vergeblich suchen, sich als Wrackteile von MH370 entpuppen, dürfte die entscheidende Suche nach der Blackbox damit kaum vorankommen. Sollte die Maschine im Indischen Ozean abgestürzt sein, liegt sie irgendwo zwischen 1000 und 7000 Meter Tiefe am Meeresboden.

„Wir haben ein paar glaubhafte Spuren“

Eine im Wasser schwimmende Holzpalette, die ein ziviles Flugzeug entdeckte und die Aufnahme eines chinesischen Satelliten in der gleichen Gegend, in der zuvor zwei andere bislang nicht identifizierte Objekte aus dem Weltall aufgenommen wurden, lässt die Erwartung steigen, das ungeklärte Schicksal der Maschine zu klären. „Wir haben nun ein paar glaubhafte Spuren“, erklärte Australiens Premierminister Tony Abbott, „deshalb haben wir die Hoffnung, bald Lichts ins Dunkel zu bringen.“

Aber Nebel, starke Winde und niedrig hängende Wolken behindern die Suche. Ein zur Unterstützung der Suche in die australische Stadt Pearl geschicktes Flugzeug aus Peking, dessen Regierung Malaysia wegen Mängel bei der Suche heftig kritisierte, landete auf einem falschen Flughafen. Wegen mangendem Sonnenschein gibt es keine Reflektierung von metallischen Gegenständen im Meer.

Studenten suchen die Gegend mit dem Fahrrad ab

Das auf 59 000 Quadratkilometer, der doppelten Größe Belgiens, begrenzte Suchgebiet 2500 Kilometer westlich der australischen Küste gehört zudem zu den „röhrenden 40ern“, wie der Süden des Pazifik wegen seiner drei Stockwerke hohen Wellen und den Breitengraden genannt wird. „Man kommt sich hier sehr allein vor“, sagt ein Student auf der französischen, 55 Quadratkilometer großen Amsterdam-Insel nahe er Suchregion. Die 19 Wissenschaftler wechseln sich dabei ab, mit den beiden vorhandenen Fahrrädern am Strand nach angeschwemmten Spuren des Flugzeugs zu suchen.

Der Fund von Wrackteilen wäre zwar ein erster, wichtiger Schritt, der den Angehörigen der Passagiere endlich Klarheit über das Schicksal des Flugzeugs geben würde. Aber Experten müssen anschließend anhand der Strömung berechnen, wo sich die Absturzstelle befinden könnte. Wie schwierig das sein wird, zeigt ein Experiment der australischen Universität New South Wales in Sidney. Zwei Ozeanographen ließen gleichzeitig zwei Bojen von verschiedenen Seiten ihres Schiffes ins Wasser. Nach einem Tag waren sie bereits mehr als einen Kilometer auseinander getrieben..

Doch technischer Defekt?

Doch ohne die Blackbox wird sich kaum klären lassen, was in den verhängnislosen sechs Stunden geschah, nachdem der Funkkontakt zwischen Flugzeug und Bodenkontrolle abgebrochen wurde. Sabotage, Entführung – manche Experten halten zudem für möglich, dass ein plötzlicher Druckabfall die Piloten außer Gefecht setzte und die Boeing anschließend nach Anweisung des automatischen Piloten solange weiterflog wie der Treibstoff reichte.

Ein Indiz, das diese Theorie stützt: MH 370 klettert kurzzeitig von 35 000 Fuß auf 45 000 Fuß Flughöhe Vor Jahren stürzte aus dem gleichen Grund ein bekannter Golfspieler samt Freunden in einem Lear-Jet ab. Außerdem kreiste 2005 eine Boeing 737 von Helios Airways stundenlang führerlos am Himmel, nachdem Druckabfall die Piloten bewusstlos oder tot waren. Sie stürzte schließlich mit 121 Menschen an Bord ab.

Kieler Forscher wollen Mini-U-Boot schicken

Kieler Ozeanographen wollen mit einem unbemannten Mini-U-Boot nach der verschwundenen malaysischen Boeing suchen. Das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung rechnet mit einem entsprechenden Auftrag, um mit der Suche im Meer zu beginnen, sobald die ersten Trümmer gefunden sind.

Die U-Boot-Mission hätte allerdings einen Vorlauf von mehreren Monaten. Das autonom operierende U-Boot „Abyss“ ist eins von weltweit drei, die für eine Suche in Tiefen bis zu 6000 Metern geeignet sind.

Kieler Experten wollen mit dem Mini-U-Boot nach dem malaysischen Passagierflugzeug suchen.
Kieler Experten wollen mit dem Mini-U-Boot nach dem malaysischen Passagierflugzeug suchen. © dpa

Das U-Boot werde gerade gewartet und müsste – falls der Auftrag kommt – ins Zielgebiet geflogen werden. Auch ein gechartertes Schiff sei am Einsatzort notwendig, unter anderem um die Elektronik zu programmieren und die Batterien des Roboters nach 24 Stunden wieder aufzuladen.

„Der Roboter fährt dann wie ein Rasenmäher den vorgegebenen Kurs ab“, sagte Herzig. „Abyss“ könne Metall von Sand und Stein unterscheiden. Das zigarrenförmige U-Boot ist etwa vier Meter lang.

Im Frühjahr 2011 war mit Hilfe des Kieler U-Boots in etwa 4000 Meter Tiefe das Trümmerfeld der abgestürzten Air-France-Maschine mit der Flugnummer AF 447 im Atlantik gefunden worden. In den 1980er Jahren spürte der Roboter den 1912 gesunkenen Luxusliner „Titanic“ und das deutsche Schlachtschiff „Bismarck“ auf.