Islamabad. . Die Rätsel um die verschwundene Boeing mit der Flugnummer MH 370 werden immer mehr. Jetzt durchsuchten die Behörden in Malaysia sogar die Häuser der Piloten. Klar ist, dass der Kurs der Maschine bewusst geändert wurde - und möglich ist, dass sie noch flog, als die Suche begann.
„Wer? Warum? Wo?“ fragte die von Malaysias Regierung veröffentlichte Tageszeitung „New Straits Times“ in ihrer Sonntagsausgabe, konnte aber keine Antworten über den Verbleib der am 8. März verschwundenen Boeing 777 mit 239 Menschen liefern. Im Blickpunkt der Ermittlungen stehen jetzt Pilot und Co-Pilot.
Die Suche erstreckt sich inzwischen auf ein riesiges Gebiet zwischen Kasachstan, Turkmenistan und den schier unendlichen Weiten des südlichen Teils des Indischen Ozeans mit einer Durchschnittstiefe von mehr als 3000 Meter. Doch selbst wenn Spuren der Maschine gefunden werden, erscheint zunehmend unwahrscheinlich, dass die Angehörigen der Flugpassagiere und Besatzung schlüssige Antworten auf die Frage nach Motiv und Täter erhalten.
Malaysias Premierminister Najib Razak verkündete am Samstag erstmals, dass Flug MH 370 noch sechs bis sieben Stunden nach dem Abbruch des Kontakts in der Luft war. Im Golf von Thailand lief also bereits die Suche nach der Boeing, während möglicherweise die hilflosen Passagiere Hunderte von Kilometern weiter westlich noch verzweifelt auf Hilfe in letzter Minute an Bord der immer noch in der Luft befindlichen Boeing hofften.
„Es steht fest, dass die Boeing absichtlich umgeleitet wurde“, erklärte Malaysias Regierungschef Najib am Samstag. Die Kommunikationssysteme seien nacheinander abgeschaltet worden. Anschließend wurde das Flugzeug so geschickt durch blinde Ecken in Südostasiens Luftüberwachung gesteuert, wie es nur ein intimer Kenner der zivilen Luftfahrt vermag.
Suche im Golf von Thailand beendet
In einer Zeit, in der die Welt sich dank Abhörmethoden der nordamerikanischen NSA, des britischen und anderer Geheimdienste an den Gedanken der totalen Überwachung gewöhnt hat, bleibt die Boeing 777 verschwunden, als ob es sich um einen „fliegenden Holländer“ (ein sagenumwobenes Geisterschiff des Mittelalters) der Lüfte handeln würde. Die bisherige Suche im Golf von Thailand wurde eingestellt. Statt dessen durchkämmen Experten Radar- und Satellitenaufzeichnungen sowie Schiffe und Flugzeuge die Region.
Malaysias Behörden unterziehen inzwischen Besatzung, Passagiere und selbst das Bodenpersonal, das die verschwundene Boeing vor dem Start wartete, einer intensiven Überprüfung. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich auf den 53-jährigen Flugkapitän Zaharie Ahmad Shah, einen Vater von drei erwachsenen Kindern und Piloten mit 18 000 Flugstunden auf dem Buckel. Er hatte sich zu Hause selbst einen Flugsimulator gebaut. Die Behörden prüfen, ob es in der Apparatur Hinweise auf das Schicksal des Flugzeugs gibt.
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Außerdem durchsuchten sie am Samstag das Haus des 27-jährigen Kopiloten Fariq Abdul Hamid. Ob die Welt jemals erfahren wird, was hinter der gepanzerten Tür des Cockpits geschah ist ebenso offen wie die Frage, ob jemand in die Pilotenkanzel eindringen konnte.
Kritik an der Regierung
Aber die Erklärungen von Premierminister Najib brachten die wachsende Kritik an seiner Regierung nicht zum Schweigen. Nach mehr als fünf Jahrzehnten an der Macht sind die Politiker seiner regierenden Partei UMNO scheinbar überfordert. Indien unterbrach am Sonntag seine Suche, weil „klare Anweisungen“ aus Kuala Lumpur ausblieben. Medien berichteten, Malaysia habe wiederholt Unterstützung durch Interpol ausgeschlagen. Zudem schuldet die Regierung bis jetzt auch eine Erklärung, warum die Luftwaffe erst zwei bis drei Tage nach dem Verschwinden der Boeing auf ihren Radaraufzeichnungen den so genannten Blip auswertete, der den Kurs des Flugzeugs bis zur Straße von Malacca aufzeichnete.