Bangkok/Hanoi. . Fieberhaft suchen Rettungskräfte nach dem verschollenen Flugzeug. Die Radarsuche ist fehleranfällig, weil der Müll im Meer falschen Alarm auslöst. Die Inhaber der gestohlenen Pässe konnten identifiziert werden – es handelt sich um Menschenschmuggel, nicht um Terror.
Für die zehn Länder, die seit Samstag an der Suche nach der verschollenen Boeing 777 beteiligt sind, beendete die Identifizierung des Iraners Mehrdad das Rätselraten um zwei Passagiere, die mit gefälschten Pässen an Bord des Flugzeugs saßen.
Wie Pouria Nour Muhammed Mehrdad: Er wollte das Leben mit seiner in Deutschland lebenden Mutter genießen. Zuerst machte der 19-jährige Iraner sich aus seiner Heimat auf den Weg nach Malaysia. Ein lang etablierter Menschenschmugglerring im benachbarten Thailand verhalf ihm zu einem gestohlenen österreichischen Pass und einem Flugticket nach Frankfurt.
Behörden kommen Klärung des mysteriösen Unfalls keinen Schritt näher
Dann kommt der Iraner Delavar Syed Mohhammad Reza (30) ins Spiel, der nach Kopenhagen unterwegs war. Mit ihm übernachtete er bei einem Kontaktmann in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur. Mehrdads Mutter wartete in Frankfurt auf ihren Sohn, während der 19-Jährige und der 30-jährige Reza gemeinsam mit 238 Menschen an Bord von MH 370 starb – der Maschine, die seit Samstag spurlos verschwunden ist.
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Thailands und Malaysias Behörden deckten zwar unverhofft einen Fall von Menschenschmuggel auf. Aber bei der Klärung des mysteriösen Unfalls kamen sie keinen Schritt näher. Drei Tage nach dem Verschwinden der Boeing behaupten die Militärs nun, sie hätten mit dem Radar das Flugzeug auf einer niedrigen Flughöhe bis in die Straße von Malakka verfolgt, der Meerenge zwischen der Malaiischen Halbinsel und der Nordostküste von Sumatra. Es soll noch über eine Stunde lang in der Luft gewesen sein, nachdem es vom Radar verschwand.
„Wenn das Flugzeug in 11 000 Meter Höhe explodierte, wird es sich in viele kleine Teile zerlegt haben“, sagte ein südostasiatischer Diplomat gegenüber dieser Zeitung, „deshalb ist es so schwer, die Reste zu finden.“ Es wäre nicht das erste Mal, dass ein solches Unglück passiert. „Aber bei modernen Flugzeugen kennt man solche Unfälle eigentlich nicht“, heißt es. Gegen die Theorie einer Explosion spricht, dass laut Informationen aus den USA Satelliten in der „dicht überwachten Gegend“ keine Spur von einem solchen Zwischenfall bemerkt haben sollen.
Warum finden die Retter trotz moderner Technologie nicht rasch Spuren? Ein Grund sei Müll, erklärt Greg Waldron von Flightglobal, einer Branchenwebseite der Luftfahrtindustrie. In dieser Meeresregion trieben große Mengen Müll wie etwa Plastik oder Styroporbälle von Fischernetzen.
Das Problem der Überprüfbarkeit
Der Müll löse dann bei der Radarsuche nach Trümmern falschen Alarm aus, sagt Waldron: „Radar filtert diese Dinge normalerweise heraus, aber wenn man die Filtersoftware abschaltet, sieht man plötzlich eine Million möglicher Kontakte, und man kann unmöglich alles überprüfen.“
Flugzeuge nutzen bei der Suche auch Infrarot-Sensoren, die auf Wärme reagieren. Allerdings haben im Wasser treibende Trümmer die gleiche Temperatur wie ihre Umgebung.
„Das bedeutet, dass Suchflugzeuge mehr oder weniger auf das freie Auge beschränkt sind“, so Waldron. Was in etwa so ist, als würde man mit Ferngläsern aus dem Fenster schauen.