Essen. Nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung tritt Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern zurück und verzichtet auf einen Revision gegen das Urteil. Jetzt will er wieder das Heft des Handelns in die Hand nehmen.

Keine Revision, Rücktritt von allen Ämtern: Uli Hoeneß macht also reinen Tisch. Dieser spektakuläre Schritt des frisch verurteilten Steuerhinterziehers verdient zunächst einmal Respekt. So tief der Schock nach dem Urteil vom Donnerstag bei dem 62-Jährigen auch sitzen mag - in der Nacht setzte sich bei ihm offenbar die Erkenntnis durch, dass ein Ende mit Schrecken besser ist als ein Schrecken ohne Ende. Augen zu - und durch.

Hoeneß, in den letzten Monaten von Justiz und Medien arg gerupft, will wohl wieder das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Der "Macher" muss es als unerträglich empfunden haben, das Geschehen nicht selbst bestimmen zu können. Zudem versucht er mit der Akzeptierung des Richterspruchs offenbar, einen Teil seiner verloren gegangenen Reputation zurückzugewinnen.

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Denn: Nicht wenige Experten stuften die dreieinhalbjährige Haftstrafe für Hoeneß als durchaus milde ein. Nach dem Verlauf des Prozesses mit immer neuen, höheren Summen hatte man mit mehr gerechnet. Und was bei einem möglichen neuen Prozess nach der Revision herausgekommen wäre, steht in den Sternen. Ein neuer Prozess, begleitet von einem neuen Medien-Hype, mit unvorhersehbarem Ausgang - das wollte Hoeneß sich ersparen. Der Preis dafür ist hoch: Schon bald wird Hoeneß in den Knast "einfahren" müssen - das wird ein schwerer Gang für den scheidenden Bayern-Boss, auch wenn er mit offenem Vollzug rechnen darf.

Dem FC Bayern, der seine überragende Erfolgsgeschichte zu einem Gutteil Uli Hoeneß zu verdanken hat, erweist der Vereinsboss mit seinem Rücktritt von allen Ämtern einen großen Dienst. Damit erspart er "seinem" Club das Problem, in den Fall seines Präsidenten und Aufsichtsrats-Chefs hineingezogen zu werden.