Peking. .

Sie hat ihre Hände fest auf den Mund gepresst. Die Augen hat sie zugekniffen. Ohne ein Wort zu sagen, stürzt eine Frau am Sonntag aus einem Hotelzimmer in Peking. Dort warten die chinesischen Angehörigen der Passagiere des vermissten Fluges MH370 aus Kuala Lumpur verzweifelt auf Neuigkeiten. Eigentlich wollten sie ihren Freunden und Verwandten am Samstagmorgen zur Begrüßung in die Arme fallen. Jetzt klammern sie sich an jede Hoffnung, dass ihre Lieben noch am Leben sind.

„Mein Sohn war erst vierzig – ich wäre gerne für ihn gestorben“, sagt eine ältere Frau, nachdem das Flugzeug eigentlich in Peking erwartet worden war. Einen Tag danach weiß sie noch immer nicht, was mit ihrem Sohn passiert ist. Viele Menschen blicken nur wortlos zu Boden. Andere starren ununterbrochen auf ihre Smartphones auf der Suche nach Nachrichten.

Einen Tag nach dem mutmaßlichen Absturz einer Passagiermaschine mit 239 Menschen an Bord können weder die chinesischen Behörden noch die Malaysian Airlines erklären, wie es dazu kommen konnte, dass am Samstagmorgen die Maschine vom Typ Boeing 777-200 eine Stunde nach dem Start plötzlich von allen Radarschirmen verschwinden konnte.

Der Flug MH370 war kurz nach Mitternacht von Kuala Lumpur gen Nordosten nach Peking gestartet. Wahrscheinlich irgendwo über dem Südchinesischen Meer vor der Küste Vietnams war auf einmal jede Verbindung abgebrochen. Weder kam ein Notsignal noch wurde schlechtes Wetter gemeldet. „Wir stehen weiterhin vor einem Rätseln, müssen uns aber auf das Schlimmste gefasst machen“, sagte ein Sprecher der malaysischen Fluggesellschaft. Von den 227 Passagieren kommen 153 aus China, weitere 38 hatten malaysische Staatsangehörigkeit, zwölf kommen aus Indonesien, 14 aus Australien, Frankreich und den USA.

Mindestens drei Passagieremit falschen Pässen oder Daten

Die Behörden in Malaysia haben Terrorermittlungen eingeleitet. Sie stützten ihren Verdacht am Wochenende darauf, dass ersten Ermittlungen zufolge beim Einchec-ken mindestens drei Insassen falsche persönliche Daten angaben. Derzeit konzentrieren sich die Ermittlungen auf zwei Passagiere, die offensichtlich mit geklauten Pässen die Maschine bestiegen haben. In der Liste waren unter den Insassen auch ein Italiener und ein Österreicher aufgeführt. Beide haben sich inzwischen aber gemeldet und mitgeteilt, dass sie ihre Pässe bereits vor Jahren auf Reisen in Südostasien als vermisst gemeldet hatten. Zudem könnte ein Passagier mit gefälschten chinesischen Papieren an Bord gewesen sein

Obwohl die malaysischen Behörden inzwischen ihre Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten eingeschaltet haben und auch FBI-Agenten aus den USA bei der Auswertung der Überwachungsvideos am Flughafen um Hilfe gebeten haben, gehen sie nicht von ei­nem terroristischen Hintergrund aus.

Die chinesischen Behörden halten auch eine Entführung für unwahrscheinlich. „Das wäre sofort aufgefallen“, so ein Vertreter. Nicht zuletzt aufgrund der Inselstreitigkeiten im Südchinesischen Meer gilt das Gewässer derzeit als besonders gut überwacht.

Verwandte dürfen nachKuala Lumpur fliegen

Zur erwarteten Ankunftszeit um 6.30 Uhr zeigte die Anzeigetafel im Pekinger Flughafen zunächst „verspätet“ an, später dann, dass der Flug „gestrichen“ sei. „Wir wurden völlig im Unklaren gelassen“, klagt ein Vater, der seine Frau und Tochter vom Flughafen abholen wollte. Eine 72-jährige Mutter, die wahrscheinlich ihre Tochter mitsamt Schwiegersohn und siebenjährigem Enkel verloren hat, spricht tränenübergossen von „Verzweiflung und Hilflosigkeit“. Sie wisse auch jetzt nicht, was sie tun solle.

Die malaysische Fluggesellschaft hat reagiert. Sie hat zugesagt, dass in einer ersten Maschine am frühen Montagmorgen jeweils zwei Angehörige pro vermisstem Flugpassagier nach Kuala Lumpur fliegen dürften. .