Essen. Weltweit tanzen Menschen zu “Happy“ von Pharrell Williams. Auch in Deutschland haben sich viele von dem Fieber anstecken lassen. Ob Wuppertal, Düsseldorf oder Essen: alle machen mit. Doch gibt es eine Formel, mit der man so einen Erfolg planen kann?
Es soll ein Song für Menschen sein, "die eine Pause brauchen". Ein gute-Laune-Macher, eine kleine Auszeit für zwischendurch. So zumindest sieht es der US-amerikanische Musiker Pharrell Williams, dem mit "Happy" ein Welthit gelungen ist.
Ob im Radio, im Fernsehen oder auch im Internet: Derzeit ist dem Lied kaum zu entkommen. "Happy" läuft auf allen Kanälen in Dauerschleife. Nicht nur in Deutschland ist das so. Auf der ganzen Welt tanzen die Menschen zu dem Song. Die Videos aus zahlreichen Städten sind zu einem riesigen Hit geworden. Die Fans können anscheinend nicht genug davon bekommen.
Auch der Time Warp hat angesteckt
Vollkommen neu ist das aber nicht. Ähnliche Phänomene gab es schon lange vor dem Internet-Zeitalter "Diese Trends gibt es schon seit Jahrzehnten," sagt der Münchner Social-Media-Experte Mirko Lange. "Zum Beispiel beim Time Warp aus der Rocky Horror Picture Show, YMCA von den Village People, beim Lambada oder dem Mambo No. Five. Jüngstes Beispiel war der Harlem Shake."
Doch welche Erfolgsformel steckt dahinter? Ist so etwas vielleicht sogar planbar? Sicherlich, der Zufall spielt dabei auch eine entscheidende Rolle. Allen gemeinsam ist, dass sie viele Menschen dazu animiert haben, das Gleiche zu tun und sich als Gemeinschaft zu fühlen. Zwei Elemente scheinen also besonders wichtig: die Eingängigkeit der Musik und der Mitmachaspekt.
Vermeiden, was die Hörer ablehnen
"Beim Schreiben eines Hits wie "Happy" kommt es nicht nur darauf an, was wir mögen, sondern vor allem darauf, alles zu vermeiden, was wir ablehnen", sagt der Musikwissenschaftler Volkmar Kramarz von der Universität Bonn. "Hit heißt: Es hat mich nichts gestört. Auch, nachdem ich den Song schon zwanzig Mal gehört habe." So ist der Bauplan für einen Hit, den kleinsten gemeinsamen Nenner des musikalischen Geschmacks zu treffen.
"Der Sound ist neutral, auch die Stimme ist weder betont weiblich noch männlich. Selbst der Text ist der neutralste überhaupt. Niemand wird etwas gegen haben, dass alle happy sind. Alles ist perfekt, aufgeräumt und 'schön'."
Wer heute einen Hit produziert, der muss also fast nichts Neues schaffen. Er muss vor allem aus den uns allen schon lange vertrauten Materialen etwas zusammenbauen. Etwas, das wir möglichst lange und oft hören können.
Weltweit gibt es rund 400 Versionen des Videos
Der Song ist jedoch nur ein Grund, wieso "Happy" so populär geworden ist. Der zweite Teil ist ein 24-Stunden langes Musikvideo, in dem Menschen jeden Alters zu dem Song durch die Straßen von Los Angeles tanzen. Denn dieses Video hat Nachahmer gefunden. In fast 400 Städten haben Menschen eigene Versionen des Musikvideos erstellt.
Von Vancouver bis Buenos Aires, von Berlin bis Kapstadt und von Sydney bis Tokio: auf allen Kontinenten hat der Song Begeisterung ausgelöst. Auch in zahlreichen deutschen Städten wie Berlin, Hamburg, Stuttgart, Köln oder jüngst auch Oldenburg sind Menschen beim Tanzen zu sehen.
Teil einer Bewegung sein
"Der Erfolg ist schon im Titel begründet: "Happy" macht die Menschen glücklich", so Social-Media-Experte Lange. "Es ist ein Song, den viele Menschen toll finden. Zu "Happy" kann jeder tanzen - das ist die Botschaft." Die Musik sei jedoch nur der Anfang. "Das Ursprungsvideo macht ein Angebot, einfach mitzumachen. Die Menschen können Teil einer Bewegung sein."
Planbar ist solch ein Erfolg dennoch nicht, meint Lange. "Die Macher können aber mit vielen kleinen Teilen dazu beitragen."
So "happy" ist Düsseldorf, Essen und Wuppertal und Münster
Aus Düsseldorf kommen gleich zwei Videos: Für „Wetten, dass..?“ drehte das ZDF auf dem Burgplatz – passend zum Auftritt von Pharrell Williams in der Show. Mitmachen konnte jeder. Neben ZDF-Online-Moderatorin Sandra Rieß, tanzen auch Markus Lanz, Joko und Klaas und der Sänger Adel Tawil durch das Bild. Die zweite Happy-Version aus der Landeshauptstadt kommt von dem Tänzer Baran Aydin. Er machte seine eigene "Düsseldorf Edition" mit Freunden in der Innenstadt. Der Vizemeister im Streetdance war auch Halbfinalist in der ProSieben/Sat. 1-Show „Got to Dance“.
In Essen haben Studierende der Folkwang –Universität ihr eigenes Video aufgenommen. Tanz-, Musical- und Theaterstudenten tanzen durch die Uniflure, die Bibliothek und die ganze Stadt.
In Wuppertal folgten 70 fröhliche Menschen, unter ihnen auch die Maskottchen des BHC und des WSV, einem Facebook-Aufruf und tanzten im Einkaufszentrum, unter der Seilbahn und im Stadion.
In Münster startete die Initiative „Münster4life“ einen Aufruf. Nach sechs Stunden Dreh präsentiert sich nun auch die Westfalenmetropole unter anderem auf einem Parkdeck und im Radiosender fröhlich. Es gibt übrigens auch ein Video für das gesamte Bundesland Niedersachsen.
So "happy" ist Köln, Brühl, Bonn und Mannheim
In Bonn ließen sich die Tanzschulen TABO und LepehneHerbst von dem weltweiten Trend anstecken: Am Rhein, vor dem Rathaus, auf dem Münsterplatz oder vor dem Haribo-Shop tanzen Menschen zu „Happy“.
In Köln erhielt die Happy-Crew um Regssieur Pierre Hernandez Trettin unter anderem Unterstützung von zwei Prominenten: Anna-Katharina Samsel, bekannt als Katja Bergmann in der RTL-Daily-Soap „Alles was zählt“ und ihr Ex-Schauspielkollege Michael Kuehl, der in der Soap Florian Wild gespielt hat, tanzen unter anderem durch die Stadt.
In Brühl hat das Jugendkulturhaus Cultra das Projekt umgesetzt und drei Tage lang gedreht. Bürger tanzen an prägnanten Stellen der Stadt, wie dem Schloss Augustusburg oder dem Balthasar-Neumann-Platz..
In Mannheim zeigt der Radiosender RPR1, wie "happy" die Stadt ist. Insgesamt 16 Tänzer hüpfen fröhlich durch die Straßen. Unter ihnen auch die zwei RPR1-Radiomoderatoren Kate und Sebo.
So "happy" ist München, Leipzig, Hamburg und Berlin
In München folgten viele einem Facebook-Aufruf des Projektes "Happy in Munich" und tanzen nun auf Verkehrsinseln und im Biergarten.
Das Video aus Leipzig war eine der ersten Happy-Versionen in Deutschland. Die jungen Leipziger schafften es damit sogar in die RTL-Nachrichtensendung Punkt12.
In Hamburg lässt "Radio Hamburg" unter anderem Prominente wie Casten Spengemann und Fernanda Brandao für die Stadt tanzen.
Für die Version in Berlin arbeiteten Filmemacher aus Hamburg und der Hauptstadt zusammen. Die professionellen Tänzer tanzen sich unter anderem durch die U-Bahn und über den Alexanderplatz.