Düsseldorf. Jugendliche in NRW haben in den vergangenen Tagen häufig Todesdrohungen über den Nachrichten-Dienst WhatsApp erhalten. Sie bekamen eine Nachricht mit der Aufforderung, diese weiterzuschicken - mit der Drohung, wenn das unterbliebe, würde jemand sterben. Die Polizei spricht von einem “üblen Scherz“.

Der Schrecken kommt mit einem kleinen Klingeln, das eine neue Nachricht bei WhatsApp ankündigt. „Hi, ich bin Lukas. Ich bin 9 Jahre alt und habe keine Hände mehr. Und wenn du diese Nachricht nicht an 20 Leute schickst, töte ich dich“, lautet die Nachricht, die dann folgt. Oder: „Wenn du das hier nicht an 13 Freunde weiterschickst, wird deine Mutter in fünf Jahren ermordet.“

Gesendet werden sie seit einigen Tagen verstärkt an Kinder und Jugendliche in Nordrhein-Westfalen. Mal als Text, mal als Audiodatei. Lehrer sind aufgeschreckt, Eltern besorgt, denn viele Empfänger reagieren verängstigt auf die makaberen Ankündigungen.

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Zumindest beginnen sie zu überlegen. Dabei fragen sie sich meist nicht, wie Lukas überhaupt sein Smartphone bedienen will, wenn er doch keine Hände mehr hat. Sie fragen sich tatsächlich, ob sie die Nachricht weiterleiten oder das Risiko eingehen sollen, zu sterben – beziehungsweise jemanden sterben zu lassen. Die meisten Kinder entscheiden sich dafür, den digitalen Kettenbrief weiterzusenden. Damit machen sie es für die Polizei immer schwieriger, den ursprünglichen Absender der Todesdrohung zu ermitteln.

"Alles nur ein übler Scherz"

„Das ist alles nur ein übler Scherz“, sagt ein Polizeisprecher. „Aber Kinder können so etwas schlecht einordnen.“ Mehr noch. „Massive Hilflosigkeitserfahrungen können Ausgangspunkt von depressiven Entwicklungen sein“, hat Werner Huber, Psychotherapeut für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, neulich im Bayerischen Rundfunk gewarnt. „Nicht weiterleiten, sofort löschen“ lautet deshalb der übereinstimmende Rat der deutschen Landeskriminalämter.

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Bei der Vorbeugung sind vor allem die Eltern gefragt. „Besitzen Kinder ein internetfähiges Handy, ist es ganz wichtig, sie auf so etwas vorzubereiten“, sagt Ludwig Waldinger vom LKA. Ganz stoppen lassen sich die digitalen Kettenbriefe nämlich nicht. Entwarnung gibt es allerdings für eine App die sich „Talking Angela“ nennt und in der sich die Nutzer schriftlich mit einer virtuellen Katze unterhalten können.

Warnungen vor angeblichem Kinderschänder

Im Internet waren Warnungen aufgetaucht, hinter dem Programm stecke ein amerikanischer Kinderschänder, der auf diese Weise potenzielle Opfer ausfrage. „Alles Hysterie“, sagt Chester Wisniewski, leitender Berater bei der Sicherheitsfirma Sophos und spricht von einer Falschmeldung.

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Abgesehen d avon, dass der Verdächtige, den das Internet ausgemacht hat, derzeit eine mehrjährige Haftstrafe absitzt, hätte er selbst in Freiheit Probleme, den Andrang von Gesprächspartnern zu bewältigen. Denn mittlerweile ist „Talking Angela“ rund 57 Millionen Mal heruntergeladen worden. Eine Zahl, die längst nur noch von modernen Chat-Robotern bewältigt werden kann, die Antworten auf menschliche Anfragen blitzschnell aus vorher programmierten Textbausteinen zusammensetzen.