Berlin. . Eine aktuelle Studie beweist: Lotto verliert an Attraktivität, Daddel-Automaten gewinnen. Demnach haben vor allem junge Männer, Arbeitslose und Spieler mit Migrationshintergrund ein hohes Suchtrisiko. Während Spielhallen in den Städten bekämpft werden, verlagert sich der Markt in Bars und Cafés.

Daddeln bis zum Morgengrauen: Die Zahl der Deutschen, die ihr Glück an Geldspielautomaten suchen, wächst weiter an. Wie eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt, haben vor allem junge Männer, Arbeitslose und Spieler mit Migrationshintergrund ein hohes Suchtrisiko. Experten warnen: Während die Politik den Wildwuchs der Spielhallen in den Städten bekämpft, verlagert sich der Markt in die legale Nische von Bars und Cafés.

Die Lust der Deutschen auf Lotto und andere gewerbliche Glücksspiele ist laut Umfrage zurückgegangen – Geldspielautomaten aber werden immer beliebter. Bei den 18- bis 20-jährigen Männern spielt heute jeder Vierte gelegentlich oder regelmäßig – die Zahl hat sich in den letzten sechs Jahren vervierfacht. Sicher: Nicht jeder, der ab und zu daddelt, wird süchtig. Dennoch warnen Experten: In NRW sind heute drei von vier Glücksspielsüchtigen, die Hilfe in Beratungsstellen oder Kliniken suchen, Automatenspieler.

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Automatenbetreiber umgehen Gesetze

Die Zahl der Konzessionen für Spielcasinos ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen, mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes beim gewerblichen Glücksspiel in Deutschland geht heute auf Geldspielautomaten zurück. Zwar bemühen sich mittlerweile die Länder, den Spielhallenbetrieb zu beschränken, doch die Regelungen greifen zu kurz.

Experten der Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht in NRW beobachten, wie Automatenbetreiber die Gesetze umgehen, indem sie statt Spielhallen anzumelden, kleine ­Imbisse, Cafés oder Bars eröffnen. Eine Konzession brauchen sie dann nicht – in Deutschland sind noch immer drei Automaten pro Gastronomiebetrieb erlaubt. Mehrere Initiativen, die diese Zahl beschränken oder Automaten aus Gaststätten ganz verbannen wollen, scheiterten bislang am Bundeswirtschaftsministerium. „Das Problem eskaliert jetzt“, beklagt Ilona Füchtenschnieder von der Landeskoordinierungsstelle.

Ob Sportwette, Fernsehlotterie, Bingo, Rubbellose oder Geldspielautomaten in Kneipen und Spielhallen: Für die Studie, die seit 2007 bereits das vierte Mal erhoben wurde, wurden insgesamt 22 verschiedene Glücksspielarten unter die Lupe genommen. Forsa befragte dazu im Frühsommer 2013 rund 11.500 Menschen zwischen 16 und 65 Jahren.