Essen. . Ein Happy-End gibt es zum Schuss gleich dreifach. Aber das versöhnliche Ende rettet nicht darüber hinweg, dass der in Schleswig angesiedelte ZDF-Krimi „Falsche Liebe“ weit entfernt ist von den packenden Krimiverfilmungen aus den skandinavischen Nachbarländern.

Von hier ist es nicht mehr weit bis nach Skandinavien. Da liegt es für das ZDF nah, mit der in Schleswig angesiedelten Reihe „Unter anderen Umständen“ die düstere Stimmung vieler TV-Krimis aus unseren mordverliebten nördlichen Nachbarländern zu kopieren. In der jüngsten Folge „Falsche Liebe“ (Mo., 20.15 Uhr) kommt der Versuch nur bedingt über sehenswerte Ansätze hinaus.

Fahle Winterfarben liegen über jeder Szene, und die von allen Männern verlassene Kommissarin Jana Winter balanciert am Rande des Burnouts. Zum dramatischen Beginn versagt sie bei der Rettung einer selbstmörderischen Mutter, dann fällt ihr eigener Sohn als brutaler Schläger in der Grundschule auf. Sie selbst vermöbelt anschließend im Museumspark den harmlosen Gärtner. Kurz: Alle Nerven liegen blank.

Tatverdächtige gibt es genug

Bevor sie den chefseitig verordneten Zwangsurlaub antritt, stürzt Jana sich noch in den Fall der mittelalterlich brutal aufgespießten Museums-Praktikantin Dörte, die auch noch als Tote eine höchst attraktive Figur macht. Schließlich war die Kommissarin ja nicht nur am Vortag am Tatort, sondern hatte auch Verdächtiges bemerkt. Und Tatverdächtige gibt es genug, allen voran der ehebrecherische Direktor des schlossartigen Museums und der geistig behinderte Museumsgärtner.

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Der traurige Gärtner steht seit dem Tod der reichen Eltern unter der Fuchtel seiner Schwester. In dieser Rolle beweist Rike Kramer nicht zum ersten Mal, dass sie Frauen mit Schuss überzeugend verkörpern kann. Daraus hätte ein hübsches Duell zweier starker wie zerbrechlicher Frauen werden können, denn auch Natalia Wörner (46) weiß ihrer Kommissarin Winter Bilder eines zerrissenen Lebens einzuhauchen.

Hätte. Denn dem ZDF muss man ankreiden, dass man die eigene Idee nicht konsequent verfolgt und auf dramaturgische und filmische Plattitüden nicht verzichten mag. Ralph Herforth mimt als Jana Winters Grobiankollege Hamm wieder den Ermittlungsrambo, der ein Geständnis aus dem Behinderten herausprügeln will. Die Regie streut stimmungstötende Luftaufnahmen des Museums-Schlosses ein, um einen Szenenwechsel deutlich zu machen.

Folgerichtig gibt es am Ende gleich ein dreifaches Happy-End inklusive Freispruch für den gar nicht bösen Sohnemann. Eigentlich müsste jetzt der düstere Winterhimmel aufreißen und die Sonne scheinen.

Fazit: Von Schleswig bis nach Skandinavien ist es eben doch noch ein ganzes Stück.