Mainz. . Den österreichischen Schauspieler Fritz Karl verbindet viel mehr mit der britischen Lebensart, als aufgrund seiner Rolle als „Inspektor Jury“ zu vermuten ist. Im Interview sprach er über Zettelwirtschaft, Musik im Pub, den Charme englischer Kathedralen und Fliegenfischerei.

Das ZDF hat auf der Suche nach neuen verfilmbaren Roman-Stoffen die Krimis von Martha Grimes entdeckt – und ihren Helden „Inspector Jury“ (20.15 Uhr). Britanniens Antwort auf den verknautschten US-Detektiv Columbo spielt der österreichische Schauspieler Fritz Karl. Der 46-Jährige gilt als Spezialist für Rollen mit schrägem Charme. Jürgen Overkott sprach mit ihm über die feine englische Art.

Wie lautet Ihre Lebensphilosophie?

Fritz Karl: Ich bin bestrebt, den Stressfaktor in meinem Leben so gering wie möglich zu halten.

Und das gelingt Ihnen mit zunehmendem Erfolg?

Karl: Das ist ein unglaublicher Luxus, wenn man sich Sachen aussuchen kann und sagen kann: Auf das hätte ich Lust.

„Er ist ein genauer Beobachter“

Auf „Inspector Jury“ hatten Sie Lust.

Karl: Ja, darauf hatte ich Lust. Für mich war es eine Herausforderung, denn die Charaktere in den Krimis von Martha Grimes sind wahnsinnig gut beschrieben. Natürlich steht der Jury im Zentrum, und er ist eine tolle Projektionsfläche für den Leser und natürlich auch für den Zuschauer.

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Die Figur von Jury hat nur eines mit mir gemeinsam: die Locken (lacht). Ich mag, dass er einen melancholischen Zug hat, das gibt Tiefe, dahinter lauert eine Geschichte. Er hat eine Haltung, er trägt keine Waffe, er hat ein etwas verzögertes Verhältnis zu Frauen, da ist er etwas ungelenk. Er ist ein genauer Beobachter, und er schreibt sich seine Sachen auf Zettelchen.

Mögen Sie Zettelwirtschaft?

Karl: Ich bin da pragmatisch. Alle zwei, drei Tage sortiere ich meine Zettel, damit ich durchkomme.

Inspector Jury steht für verschärfte britische Lebensart. Haben Sie sich schon ein Tweedmuster ausgesucht?

Karl: Mir war daran gelegen, keinen klassisch-deutschen Krimi mit Gesellschaftskritik zu machen, ich war eher an einer gewissen Leichtigkeit interessiert. Ich glaube, es ist uns im Film ganz gut gelungen, den Humor und den Hang zum Skurrilen der Buchvorlage rüberzubringen. Mir war übrigens auch wichtig, dass die Figuren passend angezogen sind, und da spielte die Farbgebung eine wichtige Rolle. Es soll authentisch wirken.

„Es ist schon etwas Besonderes, dort zu singen“

Wann hatten Sie erstmalig Kontakt mit britischer Lebensart?

Karl: Auf einer Tournee mit den Wiener Sängerknaben. Ich war zwei-, dreimal in England unterwegs. Chichester, Salesbury – wir sind in den ganzen englischen Kathedralen aufgetreten, und es ist schon etwas Besonderes, dort zu singen, es hat etwas sehr Stimmungsvolles. Das hat mich begeistert.

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England hat uns vor allem in den 60er-Jahren sehr durch Rockmusik geprägt.

Karl: Ich bin Rolling-Stones-Fan. Das Tolle bei den Dreharbeiten in England: Sie können jedes Wochenende in einen Pub gehen, und da gibt’s Livemusik mit tollen Musikern.

Hat es Sie gejuckt, mit einzusteigen?

Karl: Nein, nein, nein, nein. So gut bin ich nicht.

„England ist ein Mekka fürs Fliegenfischen“

Sie haben doch bei den Sängerknaben nicht nur Noten getragen?

Karl: Na, das ist schon eine andere Nummer. Aber auf jeden Fall hat mich die Tradition fasziniert, dass man sich einfach so trifft, um Musik zu machen.

Haben Sie sich aus England ein Souvenir mitgebracht?

Karl: Ja. (Pause) Soll ich’s Ihnen sagen?

Na, kommen Sie schon.

Karl: Fliegen (eine Köder-Imitation, Red.). Ich bin ein leidenschaftlicher Fliegenfischer, und England ist ein Mekka, wenn nicht der Ursprung des Fliegenfischens. Jedes Wochenende, wenn ich frei hatte, bin ich Fischen gegangen. Ich habe mir Köder mitgenommen, die auch in österreichischen Gewässern hervorragend gängig sind.