New York. Schwere Vorwürfe gegen Oscar-Preisträger Woody Allen (78) von der eigenen Adoptivtochter: In einem offenen Brief wirft ihm die 28-jährige Dylan Farrow sexuellen Missbrauch vor, als sie Kind war. Hollywood habe die Augen verschlossen, klagt sie.

„Was sie schon immer über Sex wissen wollten“ ist einer der erfolgreichsten Filme von Woody Allen. Dylan Farrow, Stieftochter des Regisseurs aus der Beziehung mit der Schauspielerin Mia Farrow, verursacht er immer noch Brechreiz.

In einem Aufsehen erregenden Brief in der New York Times hat die 28-Jährige gestern zum ersten Mal öffentlich jene massiven Vorwürfe beglaubigt, die seit lange Zeit gegen den als ebenso genial wie neurotisch geltenden Künstler (78) im Raum stehen: „Er sagte mir, ich solle mich auf den Bauch legen und mit der elektrischen Eisenbahn meines Bruders spielen. Dann missbrauchte er mich sexuell“, beschreibt Dylan eine Dachboden-Szene in Connecticut aus den frühen 90er Jahren. Damals war sie sieben. Allen ging wenig später mit Soon-Yi, einer 19 Jahre alten anderen Adoptivtochter Mia Farrows eine Beziehung einging, aus der später eine Ehe wurde.

Allen wollte sich bisher nicht zu Vorwürfen äußern

Was jetzt erneut hochkommt, ist nicht neu. Ende 1992 veröffentlichte „Vanity Fair“ einen Report der Star-Autorin Maureen Orth. Darin wurden die fortgesetzten Übergriffe Allens gegen seine Stieftochter minutiös geschildert. Das Ganze führte zu Ermittlungen und Streit unter Gutachtern. Staatsanwalt Frank Maco wollte Allen verhaften. Mit Zustimmung von Mia Farrow verzichtete er auf eine Anklage. Ein Prozess könne die „zerbrechliche“ Psyche des „kindlichen Opfers“ gefährden.

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Dylan Farrow, heute glücklich verheiratet, macht Hollywoods Traumfabrik den Vorwurf, das Monströse auszublenden und Woody Allen bis heute zu hoffieren. Erst just bekam er den Golden Globe für sein Lebenswerk. „Was, wenn es dein Kind gewesen wäre, Cate Blanchett?“, schreibt sie direkt an die australische Schauspielerin, die in Allens dreifach für den Oscar nominierten Film „Blue Jasmine“ die Titelrolle spielt.

Allen wollte sich laut New York Times bisher nicht zu den Vorwürfen äußern. Bereits vor 20 Jahren beteuerte er trotz erdrückender Indizienlage seine Unschuld. Dylan Farrow ist ernüchtert: „Woody Allen ist das lebende Zeugnis dafür, wie unsere Gesellschaft die Überlebenden von sexuellem Missbrauch im Stich lässt.“ Sie will ihn vom Sockel stoßen.