Los Angeles. Hollywood hat seine erste große Gala des Jahres gefeiert: Zu den Gewinnern der “Golden Globes“ gehört das Sklavendrama “12 Years a Slave“. Die Vergabe des Ehrenpreises fürs Lebenswerk an Woody Allen sorgte für Kritik - sein Sohn Ronan wiederholte via Twitter Missbrauchsvorwürfe gegen den Regisseur.
Lauter Applaus im Gala-Saal - Kritik und beißender Sarkasmus im Online-Kurznachrichtendienst Twitter: Die Vergabe des diesjährigen Golden-Globe-Ehrenpreises am Woody Allen hat dessen Sohn Ronan Farrow alles andere als gefreut. Während Allens frühere Kollegin und Ex-Freundin Diane Keaton (68) den Preis fürs Lebenswerk in Los Angeles stellvertretend in Empfang nahm, twitterte Ronan Farrow: "Habe den Einspieler zu Woody Allen verpasst - haben sie den Teil, in dem eine Frau öffentlich bestätigt, dass er sie im Alter von sieben Jahren belästigt hat, vor oder nach 'Annie Hall" gezeigt?"
Missed the Woody Allen tribute - did they put the part where a woman publicly confirmed he molested her at age 7 before or after Annie Hall?
— Ronan Farrow (@RonanFarrow) 13. Januar 2014
Der Eintrag wurde innerhalb weniger Stunden tausendfach weiterverbreitet. Der 1987 geborene Ronan Farrow ist der Sohn aus Woody Allens zwölfjähriger Beziehung mit Schauspielerin Mia Farrow - ob er tatsächlich Allens Sohn ist, ist nicht abschließend geklärt. Im Oktober 2013 sagte Farrow, Vater von Ronan könne auch Frank Sinatra sein.
Mia Farrow schaltete bei Allen-Ehrung um
Fest steht: Seit der Trennung von Woody Allen im Jahr 1992 hatte Farrow wiederholt schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben. Im Sorgerechtsstreit hatte sie unter anderem erklärt, Allen habe die gemeinsame Adoptivtochter Dylan im Alter von sieben Jahren sexuell missbraucht. Darauf spielte Ronan Farrow in seinem Tweet offensichtlich an.
Auch Mia Farrow äußerte sich übers Online-Netzwerk - wenn auch nicht explizit. Als bei den "Golden Globes" der Ehrenpreis für Woody Allen vergeben wurde, twitterte sie: "Zeit für ein bisschen Eis und auf 'Girls' umzuschalten."
Time to grab some icecream & switch over to #GIRLS
— mia farrow (@MiaFarrow) 13. Januar 2014
Allen hat über 55 Filme gedreht, zuletzt war "Blue Jasmine" mit Alec Baldwin und Cate Blanchett in den Kinos. Trotz dutzender Nominierungen hat der vierfache Oscar- und zweifache Globe-Gewinner Preisverleihungen immer vermieden. Nur 2002 nahm der gebürtige New Yorker an einer Oscar-Show teil, um nach den Terroranschlägen des 11. September seiner Heimatstadt als Filmmetropole Tribut zu zollen.
Sklaven-Drama "12 Years a Slave" als bester Film ausgezeichnet
Das Sklaven-Drama "12 Years a Slave" ist mit dem Golden Globe als bester Film ausgezeichnet worden. Der in fünf Kategorien nominierte Film des Briten Steve McQueen erhielt damit bei der Verleihung am Sonntag in Los Angeles seine einzige Trophäe. Als beste Schauspieler wurden Cate Blanchet und Matthew McConaughey geehrt. Daniel Brühl, der als bester Nebendarsteller nominiert war, ging leer aus.
In der wichtigsten Kategorie setzte sich "12 Years a Slave" gegen "Captain Philips", "Gravity", "Philomena" und "Rush" durch. In seiner Rede dankte McQueen seiner Frau Bianca dafür, das Buch "12 Years a Slave" gefunden zu haben. Der Film hat nun gute Chancen auf einen Oscar bei der Verleihung des wichtigsten Filmpreises am 2. März.
"Golden Globe" für "Breaking Bad" als beste Fernsehserie
Der Golden Globe für die beste Regie ging an den Mexikaner Alfonso Cuaron für seinen Science-Fiction-Thriller "Gravity". Zum besten fremdsprachigen Film wurde "La Grande Bellezza" ("Die große Schönheit") aus Italien gekürt. "Breaking Bad" wurde als beste Fernsehserie ausgezeichnet. Als bester Trickfilm wurde der Disney-Film "Frozen" geehrt.
Hollywood feiert die "Golden Globes"
"American Hustle" räumte drei Preise ab: Neben dem Golden Globe für die beste Komödie erhielt Amy Adams die Trophäe als beste Komödien-Darstellerin, Jennifer Lawrence als beste Nebendarstellerin.
Jared Leto schnappt Daniel Brühl Nebenrollen-"Golden Globe" weg
In der Kategorie "bester männlicher Nebendarsteller" machte Jared Leto ("Dallas Buyers Club") das Rennen. Damit ging Daniel Brühl leer aus, der für seine Rolle als Niki Lauda in "Rush" nominiert war. Kurz vor der Verleihung sagte Brühl der "Bild am Sonntag", die Nominierung mit "unglaublich talentierten Schauspielern" reiche ihm schon an Ehre. "Falls ich gewinne, wäre dies nur die Kirsche auf der Sahne. Mein Leben übertrifft zur Zeit jeden meiner größten Träume."
Cate Blanchett erhielt den Golden Globe als beste Schauspielerin für ihre Hauptrolle in dem Woody-Allen-Film "Blue Jasmine". Die Australierin setzte sich gegen Sandra Bullock durch, die für ihre Rolle in "Gravity" zu den Favoriten gezählt hatte, sowie gegen Judi Dench ("Philomena"), Emma Thompson ("Saving Mr. Banks") und Kate Winslet ("Labor Day"). "Das war ein außergewöhnliches Jahr für Frauenrollen", sagte Blanchett in ihrer Dankesrede.
Matthew McConaughey als bester Schauspieler geehrt
Bester männlicher Schauspieler wurde an McConaughey, der für seine Rolle in "Dallas Buyers Club" geehrt wurde. "Das ist ziemlich unerwartet, aber ich nehme ihn mit Freude an", sagte er auf der Bühne. McConaughey war gegen Tom Hanks ("Captain Philips") ins Rennen gegangen sowie gegen Chiwetel Ejiofor ("12 Years a Slave"), Idris Elba ("Mandela: Long Walk to Freedom") und Robert Redford ("All is Lost").
Leonardo DiCaprio bekam den Golden Globe als bester Komödien-Darsteller für seine Rolle eines Börsenspekulanten in "The Wolf of Wall Street" von Martin Scorsese.
Die Verleihungszeremonie in Beverly Hills wurde von den Comedy-Stars Tina Fey und Amy Poehler moderiert. Die Golden Globes wurden zum 71.Mal vom Verein der Auslandspresse in Hollywood vergeben. (afp/dpa/WE)