Frankfurt/Main. In Frankfurt wird Sonntagmorgen das bislang höchste Gebäude Europas kontrolliert gesprengt. Der “AfE-Turm“ ist 116 Meter hoch und gehörte zur Frankfurter Universität. Zehn Sekunden soll der Sprengvorgang dauern - in dieser Zeit werden laut den Planungen 950 Kilogramm Sprengstoff in die Luft fliegen.
Ein "Elfenbein"-Turm soll am Sonntagmorgen mitten in Frankfurt am Main in sich zusammenfallen: Das 116 Meter hohe frühere Hochhaus der Frankfurter Universität wird gesprengt. Nie zuvor wurde in Europa ein höheres Gebäude kontrolliert zum Einsturz gebracht. Tausende Schaulustige werden erwartet, wenn der AfE-Turm mit dem offenbar von Studenten aufgemalten Schriftzug "Elfenbein" in Sekunden zu Boden stürzen soll.
Gegen 10.00 Uhr will Sprengmeister Eduard Reisch die in 1400 Bohrlöchern steckende Sprengladung von insgesamt 950 Kilogramm zünden. Innerhalb von zehn Sekunden soll der mehr als 40 Jahre alte Turm zu Boden gehen.
Nach Jahrzehnten in der Branche ist dieser Auftrag auch für Reisch nach eigenen Worten ein "ganz besonderes Projekt". Schließlich ist das Hochhaus im Frankfurter Stadtteil Bockenheim nicht nur das höchste Gebäude, das in Europa bislang gesprengt wurde. Das frühere Uni-Hochhaus ist auch umgeben von Wohnhäusern, das bekannte Senckenberg-Museum ist nicht weit entfernt, eine U-Bahn-Trasse verläuft in unmittelbarer Nähe.
Letze Universtitätsangehörige verließen Gebäude im März
Der Turm der "Abteilung für Erziehungswissenschaften" (AfE) wurde 1972 gebaut. Bis März 2013 wurden in dem Hochhaus noch Gesellschaftswissenschaftler und Pädagogen ausgebildet. Mittlerweile sind auch sie auf dem neuen Uni-Campus im Frankfurter Westend beheimatet. Im alten AfE-Turm waren zuvor jahrzehntelang tausende Studenten ein- und ausgegangen.
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Manche erinnern sich heute mit einer gewissen Wehmut an ihre Tage in dem Betonkoloss: "Ach AfE-Turm, Du hässlicher, ich werde dich doch vermissen", urteilt etwa die Frankfurter Bildungsdezernentin Sarah Sorge (Grüne) im Portal "hr online". Dem neuen CDU-Generalsekretär Peter Tauber fallen "die selten intakten Aufzüge, die ganzen Plakate der linken Hochschulgruppen und der dem Ganzen innewohnende, leicht morbide Charme" ein.
Tausende Schaulustige zur Sprengung erwartet
Am Sonntag nun werden tausende Menschen die Straßen rund um das Gebäude säumen, um die spektakuläre Sprengung vor Ort zu erleben. Um kurz vor 10.00 Uhr wird zunächst ein lang gezogenes erstes Warnsignal ertönen. Die Sperrzone im Umkreis von 250 Metern rund um den Turm ist spätestens dann unverzüglich zu verlassen.
Sprengmeister Reisch versichert aber, dass "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" alles glatt läuft. "Ich bin nicht nervös", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Läuft alles nach Plan, kippt durch die bis ins Detail geplante Abfolge der Sprengung am Ende der obere Teil des Turms nach Süden und der untere Teil nach Norden.
Auf dem Gelände soll der Kulturcampus entstehen
"Nach der Sprengung kehrt für die Nachbarn schlagartig Ruhe ein", verspricht der Geschäftsführer der stadteigenen Wohnungsgesellschaft ABG, Frank Junker. Denn in den vergangenen Wochen hatte der Lärm der Abbrucharbeiten die Anwohner geplagt - und damit soll es dann ab Sonntagmorgen vorbei sein.
Das frei werdende Areal ist Teil des geplanten Kulturcampus, den die ABG auf dem früheren Uni-Gelände errichten will. "Mit der Sprengung des AfE-Turms kommen wir mit dem für die Stadtentwicklung Frankfurts so bedeutsamen Projekt Kulturcampus einen gewaltigen Sprung voran", zeigt sich Junker überzeugt.
Wo bisher der "Elfenbein"-Turm stand, könnten zwei Hochhäuser mit einer Höhe von bis zu 100 beziehungsweise 140 Metern entstehen. Erstmal liegen dort am Sonntagmorgen aber 50.000 Tonnen Schutt. (afp)