Essen. . Altes Unrecht, nie verjährt: Jan Josef Liefers als Anwalt in „Die letzte Instanz“. Es ist die Verfilmung von Elisabeth Hermanns gleichnamigem Roman. Herrmanns Bücher sind beliebt, gewürzt mit keckem Witz. Ein Genuss für Leute, die Schmunzler-Krimis lieben.

Alte Damen verstauen in ihren Handtaschen die kuriosesten Dinge. Aber eine Handfeuerwaffe? Margarethe Altenburg zückt sie jedenfalls, schießt und bricht auf der Stelle zusammen. Dieser Fall lässt sie nicht nur auf Berlins Kopfsteinpflaster aufschlagen – er gibt einem nicht eben erfolgsverwöhnten Juristen augenblicklich Arbeit. Eben noch hat Anwalt Joachim Vernau einen jämmerlichen Tippelbruder verteidigt. Jetzt gelten (direkt vor der Treppe des Landgerichts) die scharfen Schüsse der greisen Berlin-Besucherin aus Görlitz seinem angesoffenen Mandanten Hellmer.

So trägt das gescheiterte Kapitalverbrechen (Frau Altenburg trifft nicht, der Penner Hellmer türmt) auf den ersten Blick kaum mehr als die Züge einer bizarren Banalität. Aber wie sich Vernau der wirren Täterin annimmt, zieht sie vorsichtig ins Vertrauen. Der Anwalt fährt in ihrem Auftrag in die Niederlausitz. Er tritt damit eine Reise in die Vergangenheit an, die kein freundlicher Spaziergang auf nostalgischen Pfaden werden soll.

Herausragender Altstars

Vernau trifft vor allem jene Menschen, die Zeugen der Abwicklung waren: das Monster „Treuhand“ erwecken ihre Erzählungen zu sehr heutigem Leben. Es ist vor allem der alte Betriebsarzt Koplin (Rolf Hoppe, König minimalistischen Charismas), der den nassforschen Juristen in die Welt der falschen Totenscheine führt. Koplin stellte sie einst aus, als die planlos zerschlagenen Textilbetriebe Selbstmörder in Serie produzierten.

„Die letzte Instanz“ (Montag, ZDF, 20.15 Uhr) ist die Verfilmung von Elisabeth Hermanns gleichnamigem Roman. Herrmanns Bücher sind beliebt, thematisch recht überladen, zudem gewürzt mit keckem Witz der Sorte, die bei Schmunzelkrimi-Freunden eben ankommen.

Da wundert es gar nicht, wenn Jan Josef Liefers den Vernau (das zweite Mal nach „Das Kindermädchen) spielt. Es ist fast ärgerlich zu sehen, wie wenig sich Liefers bemüht, kaum etwas anderes abzuliefern als die leicht blasierte Flottheit, mit der sein Münsteraner Professor Börne über den Prinzipalmarkt stolziert. Der Charme des TV-Lieblings wird solche darstellerische Routine wohl wettmachen.

Wenn dieser von Carlo Rola („Rosa Roth“) eher solide als ambitioniert inszenierte Film mehr als einen kurzen Blick verdient, dann wegen herausragender Altstars. Von Rolf Hoppe war schon die Rede. Gudrun Ritter gibt in radikaler Askese Frau Altenburgs Tragödie ein Gesicht. Carmen-Maja Antoni und Katharina Matz haben in kleinen Szenen großartige Momente. Ein Abend der Alten also, anrührend schön zu sehen. In Seifenopern-Ludern wie Katharina Müller-Elmaus Staatsanwältin Noack haben sie keine Konkurrenz.