Berlin. In Berlin wurde zum 19. Mal der Medienpreis die Goldene Henne vergeben. Zu den teils von einer Jury, teils vom Publikum bestimmten Preisträgern zählen dieses Jahr unter anderem die Moderatoren Frank Elstner und Ranga Yogeshwar, der Politiker Matthias Platzeck und der Schauspieler Jan Josef Liefers.

Jan Josef Liefers konnte es nicht lassen. Er wurde kurz zu seiner "Tatort"-Figur. Im Ton von Schnösel-Professor Boerne machte er sich über seine kleingewachsene Kollegin "Alberich" lustig. "Das ist aber schön, wenn man so ein tolles besseres Viertel hat", sagte Liefers zu Christine Urspruch. Seine "Tatort"-Kollegin hielt am Mittwochabend bei der Gala zur Goldenen Henne die Lobrede auf den vielpräsenten Schauspieler.

Die war so nett, dass sich Liefers (49) verlegen über den kahlrasierten Schädel strich. "Ich bin sehr gerührt, das zahl' ich dir heim." Vor Aufregung lutschte er Zimtpastillen, die ihm seine Frau Anna Loos reichte. Vor Urspruch fiel er auf die Knie, um sie zu umarmen.

Liefers war der erste, der bei dem Medienpreis, der von der Zeitschrift "Superillu" sowie dem MDR und dem RBB vergeben wird, ein Federvieh in die Hand gedrückt bekam. Die Berliner Gala ist traditionell nicht nur, aber auch eine Bühne für ostdeutsche Stars. Den Namen hat sie von der 1991 gestorbenen Entertainerin Helga "Henne" Hahnemann.

Rea Garvey hebt ostdeutsche Rockszene hervor

Moderator Marco Schreyl, der aus Thüringen kommt, erinnert sich daran, wie er früher im Frottee-Schlafanzug, mit Apfelsaft und Salzstangen vor dem Fernseher saß, wenn Hahnemann lief. Später kündigte Schreyl mit Ossi-Stolz einen Klassiker an: "Achtung, Mutti, jetzt kommt's: Meine Damen und Herren, hier ist das Deutsche Fernsehballett."

Auch andere brachen eine Lanze für den Osten. So wie Ranga Yogeshwar, der mit Frank Elstner für "Die große Show der Naturwunder" (ARD) eine Trophäe bekam. Nach 20 Jahren müsse man die neuen Bundesländer nicht mehr "neu" nennen, findet Yogeshwar. Der irische Musiker Rea Garvey schwärmte von der einstigen DDR-Kultband Silly. "Nur weil die Welt die Rockszene in Ostdeutschland nicht beachtet hat, heißt das nicht, dass es keine gab." Applaus im Publikum.

Platzeck übt die Raute

Weitere Goldene Hennen gingen an: Schlagersängerin Andrea Berg, Tennis-Star Sabine Lisicki und Elbefischer Gernot Quaschny, der seinen Nachbarn beim Hochwasser half. Auch das pensionierte "Polizeiruf"-Duo Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler wurde geehrt. "Für's Lebenswerk, wir sind doch noch nicht tot", rief Schwarz (67).

Sachsens ehemaliger Ministerpräsident Kurt Biedenkopf kam für den Politik-Preisträger Matthias Platzeck auf die Bühne. Der hatte im Sommer aus gesundheitlichen Gründen als Regierungschef von Brandenburg aufgehört. Platzeck war das Lob etwas unangenehm. "Ich bin noch da, ich übe auch schon die Raute. Freut euch nicht zu früh", sagte der 59-Jährige. Er dankte auch seiner Frau, die ihn nach elf Jahren Staatskanzlei freundlich zu Hause aufnommen habe. (dpa)