Bonn. Wegen frühlingshafter Temperaturen im Winter verzichten immer mehr Zugvögel auf die Reise in den warmen Süden. Nach Angaben von Experten fliegen Schwalben und Mauersegler zwar noch regelmäßig in die Ferne - immer mehr Kraniche und Stare bleiben aber offenbar zu Hause.
Das milde Wetter hält nach Beobachtung von Fachleuten immer mehr Zugvögel davon ab, sich im Winter in traditionell wärmere Regionen abzusetzen. Schwalben, Mauersegler und Kuckuck seien zwar schon länger weg, mehr und mehr aber blieben etwa Kraniche und Stare zu Hause, sagte der BUND-Vogelexperte Severin Zillich am Montag.
Sie testeten aus, wie sich das Wetter entwickele. "Wenn es dann doch kalt wird, weichen sie aus." Solange aber der Boden nicht gefroren sei und noch Mücken unterwegs seien, fänden die Vögel ausreichend Nahrung.
Ungewöhnlich aber sei es schon, wenn um diese Jahreszeit am frühen Morgen Amseln und Meisen ihren Gesang anstimmten. Die wachsende Zahl von Vögeln, die im Winter nicht in wärmere Regionen ziehen, habe aber im Frühjahr auch Nachteile für die Rückkehrer. Oft seien dann bereits Bruthöhlen in Bäumen von den Daheimgebliebenen besetzt. Das gelte besonders für den Mauerschnäpper, der erst im Mai heimkehre.
Auswirkungen auf Landwirtschaft "nicht so dramatisch"
Die Wärme hat auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft. "Ist der Winter warm, wird der Bauer arm", besagt eine Bauernregel. Wenn diese Regel stimmt, dann müssen die Landwirte zum Beispiel im Rheinland in diesen Tagen bei Temperaturen von bis zu 14 Grad um ihr wirtschaftliches Wohlergehen fürchten.
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Das sieht der Sprecher der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Bonn, Bernhard Rüb, allerdings nicht so dramatisch. Bisher bedeute die milde Witterung für die Landwirtschaft kein Problem, sagte er. Gras und Wintergetreide seien ziemlich grün, ein Anzeichen für Wachstum.
Erst wenn der gesamte Januar mild bleibe, dann bestehe für das Wintergetreide die Gefahr von Blattlausbefall, sagte Rüb. Gefährlich werde es zudem, wenn plötzlich Frost ohne Schnee eintrete. Diesen Fall gab es vor zwei Jahren. Damals führte die plötzliche schneelose Kälte nach Angaben von Rüb zu Ernteausfällen beim Wintergetreide. In Nordrhein-Westfalen sei es das erste Mal nach 20 Jahren gewesen.
Gärtner freuen sich über hohe Temperaturen
Auch bei vielen Gärtnern kommen die fast frühlingshaften Temperaturen gut an. Bereits in wenigen Wochen könnten Frühblüher wie Primeln verkauft werden, sagte Lutz Arnsmeyer vom Wirtschaftsverband Gartenbau Niedersachsen, dem rund 1000 Gärtnereien und Floristikbetriebe angehören. Für die Gärtner seien die milden Temperaturen hilfreich. "Garten- und Rückschnittarbeiten können teilweise jetzt schon erledigt werden." (dpa)