Hattingen. Wanderverhalten seit Millionen von Jahren in den Genen verwurzelt – Gärtner packt die Aufräumwut.

Nun ist er da, der Herbst. Zumindest in seiner Startphase ist er ja recht schön anzusehen. Durch leuchtende Farben werden die Wälder in ein spektakuläres Farbenspiel verwandeln. Raschelnde Blätter geben dem Waldspaziergang eine besondere akustische Note. Dann wird es nebelig und die Tage immer kürzer – zu Hause wird es dafür umso gemütlicher, aber ganz so weit sind wir noch nicht.

Während der Mensch sich den fallenden Temperaturen mit Gas-Etagenheizungen und Kaminfeuern entgegensetzt, ist das Tierreich auf andere Strategien angewiesen. Die einen bekommen ein dickes Winterfell, die anderen verfallen in verschiedene Winterstadien und wieder andere ziehen ab in wärmere Regionen – so die Zugvögel.

Schon Mitte September machen sich die ersten Zugvögel auf den Weg. Ihr Wanderverhalten ist seit Millionen von Jahren in den Genen der Tiere verwurzelt. Ge­steuert von einer inneren Uhr und einem „werksmäßig“ eingebauten Navigationssystem fliegen manche sogar, wie zum Beispiel der schwalbenähnliche Mauersegler, nonstop mehrere tausend Kilometer. Dabei orientieren sie sich an den Magnetfeldern der Erde.

Haben Sie schon einmal einen Vogelschwarm beim Start beobachtet? Auf den ersten Blick wirkt dies sehr chaotisch. Einmal in der Luft finden sich die Flieger bald zu einer Formation zusammen. Oft beobachtet man lang gezogene Ketten, in der die Vögel wie in einer Perlenschnur aufgereiht ihre Bahn ziehen. Häufig aber bilden sie den bekannten V-förmigen Verband, wie bei den Kranichen, an dessen Spitze ein Vogel fliegt. Durch diese strömungsgünstige Formation, in der sich die Leittiere regelmäßig abwechseln, sparen die Zugvögel Energie.

Woher nehmen die Federtiere die Energie für ihre lange Reise? Ganz einfach: Vor dem Langstreckenflug legen sich die Vögel ein Fettpolster an, das ihnen Energie für die Reise gibt. Doch dies allein reicht nicht. Ein zu großes Fettpolster würde die Vögel auch zu schwer machen. Die restliche Energie erzeugen die Tiere, indem sie während des Flugs teilweise anfangen ihre Organe abzubauen. Am Zielort regenerieren sie sich wieder binnen weniger Tage.

Doch nicht alle Vögel fliegen davon. Was gibt den Ausschlag, ob ein Vogel hier überwintert oder beispielsweise in Nordafrika?

Die bevorzugte Nahrung entscheidet darüber, ob ein Vogel zieht oder nicht. Wer Insekten auf seinem Speiseplan hat, muss im Winter den Standort wechseln, denn die sind bei uns in der kalten Jahreszeit selten bis rar. Dies gilt unter anderem für unsere Schwalben. Wer sich mit Körnern und Samen begnügt, kommt gut zurecht und kann bleiben, dies sind etwa Elster und Eichelhäher. Der Eisvogel als Fischfresser zieht, wenn die Nebenflüsse der Ruhr zugefroren sind, in Richtung Ruhrtal. Manchmal dauert es sogar Jahre, bis er seinen Ursprungsbachlauf dann wiederbesiedelt hat.

Den Garten winterfest machen

Ob Vögel ziehen oder nicht, wohin und wann, wird also von den Eltern vererbt und hängt nicht nur von Nahrung und Wetter ab. Das haben Kreuzungsversuche in einer Vogelwarte mit Mönchsgrasmücken ergeben. Unter dieser Vogelart finden sich Standvögel, Kurz- und Langstreckenzieher. Auch die Routen, die Vögel abfliegen, sind unterschiedlich. Dabei hat man herausgefunden: Kreuzt man einen Langstreckenzieher mit einem Standvogel, kommt ein Mittelstreckenflieger dabei heraus. Gleiches gilt für die Route: Nachkommen eines Ost- und eines Westziehers fliegen nach Süden (in die Mitte).

Während der eine oder andere vorwitzige Vogel sich noch auf dem Gartenzaun tummelt, packt so manchen Gärtner die Aufräumwut, nach dem Motto: Der Garten muss winterfest gemacht werden. Viele entledigen sich so schnell es geht des „Abfalls“ und raffen alles in großen Plastiksäcken zusammen. Dabei bieten die heruntergefallenen Blätter aber Schutz für Tiere und Pflanzen. Sind also eigentlich gar kein Abfall, sondern von der Natur mit Bedacht eingeführt worden. Ohne die Blätter im Wald würde keine nährstoffangereicherte Humusschicht entstehen und der Wald würde verhungern.

Besonders für Igel, die ab Mitte Oktober einen Unterschlupf suchen, sind zusammengerechte Laubhaufen eine wertvolle Überwinterungshilfe. Wer sich etwas Mühe macht, kann aus Holz oder Backsteinen ein richtiges Versteck bauen. Mit Laub und Ästen gefüllt, findet hier bestimmt so manch ein Igel ein bequemes Zuhause. Wichtig ist dabei: Igel gehören nach draußen und nicht ins Haus. Absolute Zerstörer eines igelfreundlichen Umfeldes sind dagegen elektrische Laubsauger, denn sie saugen Jungtiere und „Igelfutter“ wie Schnecken sowie Käfer einfach mit auf. Wer jedoch bei Frostbeginn einen ganz kleinen, abgemagerten oder verletzten Igel findet, der kann dem stacheligen Freund das Leben retten und ihn in einer Igelauffangstation abgeben (siehe etwa Tierschutzverein Gevelsberg und Umgebung, Ochsenkamp 69, Gevelsberg)