Kirchhellen. .

„Wenn Zugvögel auf ihrem Weg nach Norden auf eine Schlechtwetterfront stoßen, fliegen sie zunächst nicht mehr weiter, weil sie befürchten müssen, kein Futter zu finden“, erklärt Marianne Busse vom Deutschen Naturschutzbund NABU.

Die Hobby-Ornithologin aus Kirchhellen beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den hier beheimateten Vögeln. „In Kirchhellen wurde zuletzt ein Weißstorch auf den Feldern gesehen, der verzweifelt nach Futter gesucht hat.“ Es sei gut möglich, dass er in Richtung des Rheins fliegt, da dort die Erde nicht ganz so tief gefroren ist.

„Die ersten Zugvögel, die in hiesigen Gefilden eingetroffen sind, sind die Kiebitze. Es ist auch schon der für Bottrop sehr seltene Hausrotschwanz gesichtet worden“, erzählt Marianne Busse. Sie warte persönlich noch immer auf den Gesang des Zilpzalps – ein typischer Frühlingsbote, der aber bisher noch nicht eingetroffen sei.

Die Graugänse brüten noch nicht

„Die Graugänse in Kirchhellen haben aufgrund der Kälte noch nicht angefangen zu brüten“, beobachtet Marianne Busse. Die Brutzeit habe eigentlich schon vor drei Wochen begonnen. In der Brutzeit sei der Energieverbrauch der Gänse sehr hoch. Um diesen zu decken, sei derzeit nicht genug Futter vorhanden. Insekten und Raupen seien aufgrund der aktuellen Temperaturen zum großen Teil noch nicht geschlüpft. Ähnlich verhalte es sich mit den fünf Spechtarten, die im Köllnischen Wald und in der Kirchheller Heide beheimatet sind. Der Specht ist zwar kein Zugvogel, habe aber auch mit der Witterung zu kämpfen. „Eigentlich beginnt der Specht schon im Februar mit der Balz. Bisher hält er sich aber noch sehr zurück.“ Auch er wolle zurzeit noch nicht brüten.

Weder Rauchschalbe noch Mehlschwalbe eingetroffen

Ein immer weiter zunehmendes Problem für viele der gefiederten Tiere seien Veränderungen im Landwirtschaftsbetrieb. „Dadurch, dass beispielsweise der Maisanbau immer großflächiger wird, verschwinden die grünen Wiesen auf denen sich viele Vögel Futter suchen. Besonders Grünflächen auf denen früher viele Kühe geweidet haben, waren sehr attraktiv für die Vögel. Inzwischen sind die meisten Kühe in Ställen untergebracht.“ Die verschlossene Tierhaltung sei insbesondere ein Problem für Schwalben, die normalerweise in Viehställen misten. „Häufig finden sie keinen Zugang mehr zu den Ställen.“ Das könne ein Grund sein, weshalb bisher weder Rauchschwalbe noch Mehlschwalbe in Kirchhellen eingetroffen seien. Marianne Busse ist aber zuversichtlich, dass die verspäteten Zugvögel im Laufe des Frühjahres ihren Weg in die Wälder Bottrops finden werden. „Die Letzten kommen dann erfahrungsgemäß Ende Mai zurück.“ Im vergangenen Jahr seien die meisten Zugvögel schon sehr früh zurückgekehrt. „Da war es aber auch zu einem früheren Zeitpunkt wesentlich wärmer.“