Köln. . Guido Maria Kretschmer ist Deutschlands beliebtester Modedesigner. Aber er ist auch Buchautor, Jurymitglied beim RTL-“Supertalent“ und Multitalent. Frauen lieben ihn, und Männer nehmen ihn zunehmend wahr. Wie macht er das bloß? Ein Porträt.

Frauen finden ihn schon länger nett. „Gaaanz nett.“ Die meisten Männer haben ihn bis vor kurzem gar nicht gekannt. Dabei war 2013 vielleicht das erfolgreichste Jahr im Leben von Guido Maria Kretschmer. In der Jury vom Supertalent hat er gesessen und einen Bestseller geschrieben. Und Mode hat er auch entworfen. Das ist nämlich sein Beruf.

Mehr noch seine Berufung. Schon mit neun Jahren bekommt er seine erste Nähmaschine. Und ein Teenager ist er, da lungert er gerne in Kaufhäusern herum. „Vor den Umkleide-Kabinen in der Damenabteilung“, wie sich Guido Maria Kretschmer erinnert. Sitzt da und sieht zu, wie Frauen Kleidung anprobieren. Nicht wegen der Frauen. „Ich fand die Mode toll.“

Bei der "Shopping Queen" ist er der Mode-Scharfrichter

Findet er heute noch. Zumindest, wenn sie zu der Person passt, die sie trägt. Was ja nicht immer der Fall ist. Deshalb ist Guido schon damals manchmal aufgestanden und hat den Geschmackspolizisten gegeben: „Schatz, lass es besser liegen.“

Andere bekommen für solche Sätze eine Ohrfeige, Kretschmer eine eigene TV-Sendung. Mode-Scharfrichter ist er darin seit 2012, kürt aber am Ende stets eine Königin, die Vox-„Shopping Queen“, die Frau, die sich mit 500 Euro möglichst schnell und perfekt zu einem bestimmten Thema gestylt hat.

Erstes Buch schafft es bis auf Platz eins der Verkaufs-Hitparade

Er selbst ist längst Verkaufskönig, einer der erfolgreichsten Modedesigner für Großunternehmen. Die Crews von Hapag Lloyd hat er eingekleidet und die von „Emirates“ auch. Hat Kleidung für die Telekom-Mitarbeiter entworfen und für den Touristikkonzern TUI. Was nicht schlecht ist für jemanden, der nach seiner Ausbildung in Spanien auf einem Hippiemarkt von Ibiza seinen Stand hatte. Udo Lindenberg hat ihn da entdeckt und bei ihm für die nächste Tour Brokat-Jacken bestellt.

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Seit zehn Jahren macht Kretschmer auch exklusive Tages- und Abendmode. Charlize Theron, Patricia Kaas, Iris Berben oder Heino Ferch tragen seine Kreationen. Er hat Showrooms in Deutschland und Spanien und einen Laden in München. Und im Laufe der vergangenen Monate kannten die Einschaltquoten zur Shopping Queen nur eine Richtung: Nach oben.

Frauen fühlen sich von Kretschmer verstanden

Frauen lieben den 48-Jährigen, sie fühlen sich von ihm verstanden. Weil er das Licht in den Umkleidekabinen auch für schrecklich hält. „Viel zu hell. Da sieht man immer aus, wie eine Wasserleiche.“ Und weil er Sätze sagt wie: „Man muss nicht immer dünn und jung sein, um eine tolle Frau zu sein.“ Oder: „Jeder von uns hat etwas Schönes, in jeder Konfektionsgröße. Du musst nur gucken, dass du deine Vorzüge stärkst, dann läuft’s auch.“

Kretschmer ist dabei gerne behilflich, teilt sein Wissen über Stoffe und Schnitte, hat Tipps auf Lager. Im TV aber auch in seinem ersten Buch, das den Titel „Anziehungskraft“ (Edel-Verlag. 17,95 Euro) trägt und es bis auf den ersten Platz der Verkaufscharts geschafft hat.

„Die Menschen merken, dass ich authentisch bin“

„Die Menschen merken, dass ich authentisch bin“, versucht er sich seinen Erfolg selber zu erklären. Nicht so abgehoben wie Lagerfeld, nicht so bizarr wie Glööckler. Sieht aus wie Patrick Swayze in korpulent, ist mit einem Mann verheiratet, hat ein flottes Mundwerk, wird aber fast nie wirklich verletzend. Ein Lästermaul mit Witz, das sagen darf, was andere nicht sagen dürfen. Weil es Ahnung hat und ehrlich ist, aber nicht bösartig. Man dürfe seine Kritik nicht so ernst nehmen, sagt er. „Ich nehme mich ja selber auch nicht so ernst. Mode ist nicht der Heilige Gral.“

Aber wichtig ist sie für viele Menschen schon. „Jede Frau will Königin sein“, hat Kretschmer mal in einem Interview zu Modewünschen gesagt. Bis auf Angela Merkel, unken Kritiker schon seit Jahren und mäkeln über den Modestil der Kanzlerin. Zustimmung von Kretschmer bekommen sie nicht. Die Sakkos, sagt seien zumindest „okay“. Und überhaupt: „Viele ihrer männlichen Kollegen haben viel schlechtere Anzüge an als Angie. Und keiner sagt was.“