Köln. . Viva, Viva. Der Musiksender feiert in diesen Tagen sein 20-jähriges Bestehen. Der Kanal war ein Talentschuppen für Leute, die heute große Stars sind – wie ProSieben-Entertainer Stefan Raab. Auch Heike Makatsch startete bei Viva. Dort hatte sie am Anfang ein echtes Problem.
Sie waren jung, sie waren unerfahren, sie waren chaotisch wie viele ihrer Zuschauer. Aber sie waren da, wenn man von der Schule nach Hause kam. Um die neusten Videos-Clips zu zeigen und Neuigkeiten aus der Musik-Szene zu verraten. Manchmal auch nur, um einfach zuzuhören oder Quatsch zu machen. Sie waren nahe dran an den Stars jener Zeit, und einige von ihnen wurden dabei selber zu Stars. Sie waren die Moderatoren der Musik-Senders Viva, der vor 20 Jahren in Deutschland auf Sendung ging.
Stefan Raab sieht man noch vor sich, das Haar noch voll, die Hemden so grell, dass man versucht war, die Farbe am Fernseher herunter zu drehen. Eigentlich wollte er dem Sender nur Programmjingles anbieten, die er produziert hatte. Doch kurz darauf moderierte er mit „Vivasion“ und „Ma Kuck’n“ schon zwei Shows ohne die es sein „TV-Total“ heute wahrscheinlich nicht geben würde. Anarchisch war sein Humor und das Wort „frech“ umschreibt seine Fragen noch sehr vorsichtig. Vieles von dem was den heutigen ProSieben-Entertainer Raab später berühmt gemacht hat, es hat sein Wurzeln bei Viva.
Statt Oasis stand Euro-Disco an
Auch Heike Makatsch hat ihre ersten Gehversuche vor der Kamera bei Viva unternommen. Was für die damals 22-Jährige nicht einfach war. Weil sie eher Oasis hörte als Euro-Disco und nie das Girlie sein wollte, zu dem die Medien sie in jener Zeit machen. „Viva war mit seinem Musikprogramm anfangs hart für mich“, hat sie neulich in einem Interview gestanden. „Meine Clique rümpfte die Nase. Das, was wir hörten, ging gegen das, was ich verkaufte.“ Aber der Musiksender hat sie bekannt gemacht, hat ihr vielleicht den Weg geebnet zu einer der erfolgreichsten deutschen Schauspielerin des neuen Jahrtausends. Zumindest hat er ihn einfacher gemacht.
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Für viele war die deutsche Antwort auf MTV der Türöffner zu Film und Fernsehen. Aleks Bechtel, Jessica Schwarz, Charlotte Roche und Sarah Kuttner – alle haben bei VIVA angefangen. Auch Oliver Pocher durfte auf dem Sender erstmals seine schon immer große Klappe öffnen. Genau wie Klaas Heufer-Umlauf. Und man hat es längst vergessen, sogar Matthias Opdenhövel, heute bei der ARD in der ersten Liga, startete seine Karriere zwischen Pop-News und Musikvideos.
Mit rund elf Jahren am längsten dabei aber war Mola Adebisi, der sich mit dem Satz einführte: „Keine Angst, euer Fernsehen ist nicht kaputt, ihr braucht auch nicht daran zu drehen, ich bin wirklich schwarz.“ Neben Mädchenschwarm Tobi Schlegl war Adebisi einer der beliebtesten Video- Jockeys.
„Ein wunderbarer Kindergarten“
Trotzdem scheinen die Scheinwerfer heute nicht mehr ganz so hell auf ihn. Was er angeblich nicht so schlimm findet. „Mit 20 Jahren ist es cool einen Video-Clip anzusagen“, hat Mola Adebisi mal gestanden. Aber schon mit 30 sei es das nicht mehr. Auch weil aus all den Freunden dann was Ordentliches geworden ist. Musiksendungen hat er dann auch nicht mehr moderiert. Dafür aber ein Motor-Magazin beim Sender N24. Und für eine wiederkehrende Rolle Saloonbesitzers Massa Bob bei Karl-May-Spielen Bad Segeberg hat der Viva-Ruhm in den letzten Jahren auch gereicht.
20 Jahre VIVA-Moderatoren
Viva selbst ist noch immer auf Sendung, hat aber mit dem Siegeszug des Internets seine Bedeutung verloren. Dort allerdings ahmen viele YouTube-Stars unbewusst nach, was die Moderatoren des Musiksenders ihnen einst vorgemacht haben, sind unkonventionell und vor allem authentisch..
Die meisten der „alte Garde“ des deutschen Musikfernsehens blicken dann auch ohne Reue auf ihre Zeit dort zurück. Weil, wie Matthias Opdenhövel es ausdrückt: „Viva war ein wunderbarer medialer Kindergarten, in dem wir alle das Laufen gelernt haben.“