Johannesburg. . Nach dem Tod Nelson Mandelas steht Südafrika vor der wohl aufwändigsten Trauerfeier seiner Geschichte. So ist unter anderem eine dreitägige Trauerprozession geplant. Zudem werden zahlreiche Staatsoberhäupter zur zentralen Gedenkfeier in der Hauptstadt Pretoria erwartet.

Südafrika gedenkt des gestorbenen Freiheitskämpfers Nelson Mandela: Am Samstag lagen Tausende von Kondolenzbüchern in öffentlichen Gebäuden aus, damit dort Bürger ihren Nationalhelden würdigen konnten. Die Fernseh- und Radiosendender verbreiteten weiter vor allem Programme mit Bezug zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes. Am Freitag hatte auch in mehreren anderen afrikanischen Ländern eine dreitägige Staatstrauer begonnen, darunter der Senegal, Nigeria und Tansania.

Eine dreitägige Trauerprozession mit den sterblichen Überresten des Nationalhelden Nelson Mandela soll es den Südafrikanern ermöglichen, Abschied von ihrem früheren Präsidenten zu nehmen. Der Sarg mit Mandelas Leiche werde am Mittwoch, Donnerstag und Freitag durch die Straßen der Hauptstadt Pretoria geleitet, teilte Regierungssprecher Neo Momodu am Samstag mit. Zu den zentralen Gedenkfeiern werden Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet.

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Die Route des Trauerzugs werde jeweils am Morgen bekanntgeben, erklärte Momodu. Nach den Prozessionszügen wird Mandelas Sarg in den Union Buildings, dem Sitz der südafrikanischen Regierung, aufgebahrt. Der Anti-Apartheid-Kämpfer und erste schwarze Präsident seines Landes war am Donnerstag nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren gestorben. Sein Tod hatte in aller Welt Trauer ausgelöst. Präsident Jacob Zuma rief die Südafrikaner dazu auf, nicht nur um Mandela zu trauern, sondern auch zu singen und zu tanzen, "um das Leben dieses außergewöhnlichen Revolutionärs zu feiern".

So teuer! Tschechiens Ministerpräsident zaudert vor Besuch von Mandelas Trauerfeier

Peinliche Panne: Tschechiens Ministerpräsident Jiri Rusnok hat sich versehentlich vor laufenden Kameras beschwert, zu der Trauerfeier von Nelson Mandela fahren zu müssen. "Jetzt ist auch noch der Mandela gestorben", sagte Rusnok nach Medienberichten am Freitag im Prager Abgeordnetenhaus. "Ich zittere davor, dort hinfahren zu müssen." Was der Politiker nicht ahnte: Sein Mikrofon war noch nicht abgeschaltet und seine Worte wurden im Fernsehen übertragen. Der südafrikanische Nationalheld Mandela soll am 15. Dezember in Qunu am Ostkap beigesetzt werden, wo er aufgewachsen war.

"Ich weiß nicht, aber das ist doch eine Wahnsinnsentfernung", sagte Rusnok in der Fernsehübertragung nach übereinstimmenden Berichten des Rundfunks und der Zeitung "Pravo". Er habe an dem Tag bereits Verpflichtungen. Daraufhin bot der Verteidigungsminister Vlastimil Picek offenbar an, den Regierungsflieger zu nehmen. Doch auch das war Rusnok keine Hilfe: "Wer soll das bezahlen?", fragte er.

Am Sonntag "Gebetstag" zu Ehren von Mandela

Auch am Samstag beherrschte Mandelas Tod das öffentliche Leben in Südafrika. Auf den Straßen, im Radio und im Fernsehen war die Nachricht das beherrschende Thema. Hunderte Menschen strömten weiter zu Mandelas Haus in Johannesburg, um um ihn zu trauern. Sie sangen und zündeten Kerzen an. Auch Souvenirs wurden feilgeboten. Auch in Soweto sangen und tanzten Landsleute bis in die frühen Morgenstunden vor Mandelas einstigem Haus. Die Mandela-Stiftung legte mehrere Kondolenzbücher aus, in die sich Besucher rund um die Uhr eintragen können.

In seinem Heimatland wird Mandela mit besonderen Ehren verabschiedet. Für Sonntag war ein nationaler Tag des Gebets angesetzt. Am Montag kommen beide Parlamentskammern zu einer Sondersitzung zusammen. Am Dienstag findet im Stadion von Soweto mit Platz für mehr als 90.000 Menschen eine Trauerfeier statt. Am Sonntag kommender Woche wird Mandela in privatem Rahmen in Qunu beigesetzt - dem Dorf in der Provinz Eastern Cape, in dem der Freiheitskämpfer aufgewachsen war.

Zahlreiche prominente Gäste aus aller Welt, unter ihnen aktuelle und frühere Staatschefs, Künstler und religiöse Führer, werden Mandela in den kommenden Tagen die letzte Ehre erweisen. Unter anderem haben sich US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle sowie seine beiden Amtsvorgänger George W. Bush und Bill Clinton angekündigt, die ebenfalls mit ihren Ehefrauen anreisen werden. In zahlreichen Ländern wie den USA, Frankreich und Großbritannien wehten die Flaggen auf Halbmast, die indische Regierung ordnete eine fünftägige Staatstrauer an.

Reservisten der Armee wurden mobilisiert, um die Trauerfeierlichkeiten zu unterstützen. Soldaten sollen in den kommenden Tagen an Flughäfen stationiert werden und die Veranstaltungen in Pretoria und Qunu absichern. In Mandelas Heimatort bereiteten sich die Einwohner auf die Rückkehr des Freiheitskämpfers vor. "Wir trauern, er verdient unseren größten Respekt", sagte Mandelas Neffe Mfundo Mtirara. Anders als in den Großstädten nahmen die Einwohner in Qunu in aller Stille Abschied von Mandela. (afp/dpa)