Frankfurt/Main. . Kommissare unter der Zirkus-Kuppel – ratlos. Eine Frau verschwindet, und der Zuschauer stirbt. Ulrich Tukur versucht als „Tatort“-Fahnder Felix Murot ihren Fall zu klären. Mit einem klassischen Krimi hat die Episode „Schwindelfrei“ allerdings nicht viel zu tun.

Ein „Tatort“ ist ein Tatort! Ist ein Tatort? Dieser zumindest ist kein gewöhnlicher. Auch deshalb, weil LKA-Mann Felix Murot (Ulrich Tukur) in „Schwindelfrei“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) gar nicht im Dienst ist, sondern ziemlich privat. Eben erst von einem Hirntumor glücklich genesen und voller Lebensmut. „Wächter, es gibt etwas zu feiern! Kommen Sie zu mir nach Fulda, ich lade Sie in den Zirkus ein.“ So nimmt diese Geschichte ihren Anfang. Zwei Kommissare im Zirkus. Miss Marple, die Hobby-Ermittlerin, lässt grüßen.

Denn ehe er sich versieht, ist Felix Murot in seinem dritten Tatort unter die Artisten geraten. Während er und seine Kollegin Wächter (Barbara Philipp) eine Vorstellung im Zirkus Raxon besuchen, verschwindet eine Frau aus dem Publikum. Hysterisch ist sie aufgesprungen, hat auf einen Artisten gezeigt und ausgerufen: „Das ist er! Lasst ihn nicht entkommen!“ Danach verliert sich ihre Spur – nur der Zuschauer weiß, dass sie tot ist. Murot, der aus den Nachrichten erfährt, dass die Frau vermisst wird, heuert am nächsten Morgen im Zirkus an. Als Pianist. Nein, das ist kein „Tatort“ im gewohnten Stil. Es gibt keine Spurensicherung, kein Polizeipräsidium, keine Streifenwagen, keine Verfolgungsjagden. Dieser „Tatort“ entwickelt sich, leider muss man das sagen, etwas behäbig. Murot, ganz inkognito, gibt den Pianisten und freundet sich mit dieser Art zu leben sogar etwas an. Nebenbei, natürlich, ermittelt er, zusammen mit Wächter. Vorsichtig, sich einschmeichelnd und einfühlend. Nach der vermissten Frau jedoch sucht er erst gar nicht.

Stattdessen entdeckt er die Vergangenheit von Frank (Uwe Bohm), dem Messerwerfer, der in einem früheren Leben als Soldat in Kosovo stationiert war... Die eigentliche Krimihandlung entwickelt sich dann plötzlich rasant. Ulrich Tukur spielt intensiv und gut. Doch wie schon bei seinem ersten „Tatort“, werden sich wohl auch an diesem die Geister scheiden. Damals schwankten die Kritiken von „grauenhaft“ bis „hoher Spaßfaktor“. Dieses Mal lassen sich die Bilder genießen, die nahen Einstellungen von Kameramann Carl-Friedrich Koschnik auf die Zirkusgesichter oder die im Dunkel der Nacht auf dem Asphalt tanzenden Füße von Murot und Wächter.

Ein ungewöhnliches Paar

Überhaupt die beiden. Ein ungewöhnliches Paar. Sie siezen sich, sprechen sich mit Nachnamen an und bewegen sich dennoch in ih­ren nur durch eine Tür getrennten Hotelzimmern wie im Schlafzimmer des/r Geliebten.

Die Dreharbeiten dürften für Ulrich Tukur angenehm gewesen sein. Denn neben ihm ist auch seine Band zu sehen und zu hören, die „Rhythmus Boys“. Dennoch scheint auch Tukur mit diesem „Tatort“ nicht ganz glücklich zu sein. „Der Film ist ja nicht sonderlich spannend“, sagte er selbst. Er habe aber besser funktioniert, „als ich es befürchtet hatte“.