Los Angeles. . Die 23-jährige Jennifer Lawrence gilt als aufgehender Stern am Hollywood-Himmel. Sie ist klug, witzig, bodenständig – und sie sieht selbst mit kurzen Haaren sexy aus. Nach der Blockbuster-Produktion „Die Tribute von Panem 2“ steht jetzt eine kleinere Produktion an.
Manchmal sieht Jennifer Lawrence aus, als würde sie sich regelmäßig selbst kneifen. Um sicher zu sein, dass sie nicht träumt. Was man verstehen kann, wenn man erst 23 Jahre alt ist, nie im Leben Schauspielunterricht bekommen hat, aber gerade den ersten Oscar. Oder wenn man für die Hauptrolle im zweiten Teil von „Die Tribute von Panem“ mal eben zehn Millionen Dollar Gage kassiert. Beides ist mehr, als mancher Schauspieler am Ende seiner Karriere vorweisen kann. Jennifers dagegen hat erst begonnen.
„Ich weiß ganz gut, wie diese Medien-Mechanismen funktionieren"
„Das Rettungsboot, an das sich eine kriselnde Branche klammert“, hat ein Fachblatt sie genannt. Das klingt ein wenig nach Lebensaufgabe, kann Jennifer aber nicht unter Druck setzen. Sie plant höchstens ein bis zwei Jahre im voraus. „Sonst platzt einem ja der Kopf.“ Ein kluger Kopf übrigens. Bevor sie mit 14 Jahren bei einem New-York-Besuch mit der Mama auf der Straße von einem Agenten für das Fernsehen entdeckt wird, wird sie mit zwei Brüdern auf einer Pferdefarm im US-Staat Kentucky groß, überspringt zwei Klassen auf der High-School und schließt dort am Ende mit der Bestnote 1,0 ab. Vielleicht ein Grund dafür, dass ihr der plötzliche Ruhm bisher nicht zu Kopf gestiegen ist. Ihre Generation sei ja aufgewachsen mit diesem ganzen Promi-Irrsinn. „Ich weiß ganz gut, wie diese Medien-Mechanismen funktionieren und nehme das alles nicht so ernst.“
Ein Schauspielschule hat Lawrence nie besucht. „Ich beobachte lieber Leute und höre ihnen zu. Das ist der beste Unterricht, den es gibt.“ Scheint zu funktionieren. Sie überzeugt in Blockbustern, aber auch in kleinen Produktionen wie dem Drama „Winter’s Bone“. Sie kann sexy sein oder der Kumpel. Kann zerbrechlich wirken oder ganz hart. Regisseure, die mit ihr arbeiten, loben neben ihrem „großem Talent“ ihre „Natürlichkeit“. Sie gilt als Instinktschauspielerin, die ihre Rollen nicht lernt, sondern sie in sich hineinfühlt und Charaktere schafft. Demnächst in „X-Men – Zukunft ist Vergangenheit“, in dem sie die Mutantin Mystik spielt, und wohl auch in der Steinbeck-Verfilmung „East Of Eden“.
Eine Diva ist Lawrence bisher jedenfalls nicht geworden. Als Jack Nicholson ihr auf einer Party zum Erfolg gratulieren will, wird sie rot, und bei Robert de Niro traut sie sich nicht, nach einem Autogramm zu fragen. Bis er eines von ihr haben will. „Ich werde immer ein Landei bleiben, egal wie oft ich in Hollywood in chicen Roben über den roten Teppich gehe“, hat sie dem Magazin „InStyle“ mal gesagt. Und auf der diesjährigen Oscar-Verleihung, bei der als beste Hauptdarstellerin im Film „Silver Linings“ ausgezeichnet wurde, hat sie bewiesen, dass das etwas dran ist. Da verheddert die 1,79 Meter große Schauspielerin sich nämlich auf ihrem Weg zur Bühne in ihrem langen, engen Dior-Kleid und stolpert. Was sie aber nur kurz aus der Fassung bringt. „Ihr steht ja alle nur auf, weil es euch Leid tut, dass ich hingefallen bin“, scherzt sie.
Überhaupt besitzt Lawrence außerhalb ihrer Rollen fast noch größeren Unterhaltungswert als in ihren Filmen. Nichts wirkt inszeniert. Sie kann mit verstellter Stimme schmutzige Witze erzählen, hat auf nahezu jede Bemerkung eine schlagfertige Antwort und nimmt sich liebend gerne selbst auf den Arm.
Die bestverdienenden Promis unter 30
So berichtet sie stolz über ihren Titel als „inoffizielle Weltmeisterin im Schnellpinkeln“. „Bodenständig“ nennen sie deshalb viele. Was Jennifer im Gespräch mit der Zeitschrift „Cinema“ so nicht unterschreiben möchte. „Ich bin nicht bodenständig“, sagt sie, „sondern doof. Ich sage einfach immer, was ich denke.“