Berlin. Mit zwei Promille im Blut ist ein Siebenjähriger in Berlin in die Klinik gebracht worden. Anwohner hatten das zitternde und sich übergebende Kind auf einem Gehweg in Spandau gefunden und die Feuerwehr alarmiert. Der Junge soll sich zusammen mit seinem älteren Bruder betrunken haben.
Ein siebenjähriger Berliner Junge ist mit zwei Promille Alkohol in Lebensgefahr in eine Klinik eingeliefert worden. Nach einer Nacht auf der Intensivstation ging es dem Kind am Montag aber wieder besser, wie die Polizei mitteilte. Der Grundschüler war eines der jüngsten registrierten Alkoholopfer überhaupt. «Das fällt schon extrem aus dem Rahmen», sagte Polizeisprecher Martin Otter der AP. Dies bestätigte auch das Bundesgesundheitsministerium.
Wie sich der Junge so betrinken konnte, war zunächst ungeklärt. Anwohner hatten das zitternde und sich übergebende Kind auf einem Gehweg in Spandau beobachtet und die Feuerwehr alarmiert. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei soll der Siebenjährige den Alkohol mit seinem zwei Jahre älteren Bruder auf einem Spielplatz getrunken haben. Bekommen haben sollen sie die Getränke dort von Jugendlichen.
Extremer Fall
Otter wollte zunächst keine Details nennen. Er sagte nur, dass es sich um hochprozentigen Schnaps gemischt mit süßen Limonaden gehandelt haben muss. Zur Befragung des neunjährigen Bruders und der Eltern sagte der Polizeisprecher nichts. Nach seinen Worten hoffen die Ermittler, dass der Junge selbst Hinweise darauf geben kann, von wem er den Schnaps bekommen hat. Zunächst konnte er aber noch nicht befragt werden.
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind Fälle von Alkoholmissbrauch unter zehn Jahren extrem selten. Im Durchschnitt versuchen Kinder mit knapp zwölf Jahren zum ersten Mal Alkohol. Mit knapp 14 Jahren sind sie statistisch gesehen zum ersten Mal betrunken.
Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund hält den Fall für bundesweit beispiellos. «Das ist jetzt schon ziemlich die Spitze», sagte Rechtsexperte Ulrich Mohn der AP. Bei älteren Kindern und Jugendlichen ist Alkoholmissbrauch allerdings inzwischen an der Tagesordnung. 20 Prozent der zwölf- bis 17-jährigen trinken nach Angaben des Gesundheitsministeriums bisweilen bis zum Rausch. Allein 2007 wurden mehr als 23.000 Kinder und Jugendliche mit Alkoholvergiftungen in Krankenhäuser eingeliefert. Im Jahr 2000 waren es nur 9.500 gewesen.
Mohn sagte, viele Eltern hätten die Kontrolle über ihre Kinder verloren. Er sprach von katastrophalem Versagen der Erziehungsberechtigten. Der Verband plädiert dafür, an bestimmten Orten und öffentlichen Plätzen Alkoholverbote auszusprechen, um das Problem des Komasaufens von Kindern und Jugendlichen in den Griff zu bekommen. Er appellierte an die Länder, entsprechende Rechtsgrundlagen zu schaffen. Der Städte- und Gemeindebund hatte im Sommer zusammen mit der Bundesdrogenbeauftragten eine Präventionsprogramm gestartet. (ap)