Essen. . Micky Maus ist die wohl bekannteste Comic-Figur der Welt. An diesem Montag vor 85 Jahren erblickte sie zum ersten Mal die Comic-Welt. Der fehlerlose Besserwisser war sie anfangs ganz und gar nicht. Und es hatte damals nicht viel gefehlt, da wäre statt der Maus ein Comic-Kaninchen geboren worden.

Im Grunde sind es ja nur drei Kreise. Zwei kleine für die Ohren, ein großer für den Kopf – und der ist noch nicht mal geschlossen. Trotzdem ergeben sie zusammen den Umriss für die bekannteste Comic-Figur der Welt. Montag wird Micky Maus 85 Jahre alt. Beinahe wäre er ein Kaninchen namens Oswald geworden.

Walt Disney hatte es angeblich schon gezeichnet und getauft, aber vergessen, sich die Rechte am Cartoon-Langohr zu sichern. So muss ein neuer Charakter her. Einer Legende nach kommt ihm die Idee zu seinem neuen Star während einer Bahnfahrt. Nach einer anderen hat er sie, als er in seiner Garage eine Maus sieht. Jedenfalls will er den kleinen Nager „Mortimer“ nennen. „Zu altertümlich“, findet Disneys Frau Lilian das und schlägt vor: „Nenn ihn doch Micky.“ Mittlerweile weiß man, wer sich durchgesetzt hat.

Disney gibt Filme mit seinem neuen Helden in Auftrag. Der legendäre Zeichner Ub Iwerks greift zum Stift, zeichnet angeblich bis zu 700 Szenen an einem Tag. Am 18. November 1928 ist es dann so weit. Im Colony-Kino in Manhattan hebt sich der Vorhang zu „Steamboat Willie“. Es ist der Start zu einer einzigartigen Karriere.

Kleiner Kerl mit gelben Schulen

Der frühe Micky ist allerdings ein ganz anderer, als der Micky, dem sein Verlag in diesen Tagen mit dem Taschenbuch „85 - Alles Gute“ (Ehapa, 6.50 Euro) gratuliert. Er hat Dummheiten, statt guter Ideen im Kopf, kann nicht hören, will nicht gehorchen. Nicht der Hellste, erst recht kein Held. Eher ein kleiner Anarchist. Wahrscheinlich sind viele Zuschauer gerade deshalb so begeistert von dem kleinen Kerl, dessen dünne Beine in einer kurzen roten Hose und viel zu großen gelben Schuhen stecken und der nur vier Finger an jeder Hand hat. Weil er sich so einfacher zeichnen lässt.

Bis in die frühen 1940er-Jahre landet Micky einen Filmerfolg nach dem anderen und heimst sogar zwei Oscars ein. Dann laufen ihm andere Disney-Figuren den Rang im Kino ab. Walt selbst hat sie auf die Leinwand geschickt. Sie sollen nach immer lauter werdenden Kritik einiger Tugendwächter all die schlechten Eigenschaften der Maus übernehmen. So wird Goofy der Trottel und Donald zum Choleriker, während Micky zum fehlerlosen Besserwisser mutiert. Immer der Sieger, immer im Recht. Langweilig also.

In den Comics ist davon lange nichts zu spüren, Floyd Gottfredson sei Dank. Der Zeichner ist für Micky Maus, was Carl Barks für Donald Duck war. Über vier Jahrzehnte formt er nicht nur den Charakter Mickys, er erschafft auch die meisten seiner Freunde und Feinde. Und er spendiert seiner Figur endlich ein paar lange Hosen.

In ihnen schlüpft Micky in immer neue Rollen. Er segelt als Christoph Columbus um die Welt kämpft als Mick Mauswalker im Weltraum und als Micky Jekyll und Mister Mike mit sich selbst. Meistens aber kämpft er als eloquenter Privatdetektiv gegen das Böse. Gegen Kater Karlo oder Das Schwarze Phantom.

Micky ist und bleibtStar des Weltkonzerns

Für das Kino oder das Poster im Kinderzimmer reicht das allerdings nicht mehr. Auf der großen Leinwand haben längst sprechende Autos und studierende Monster das Kommando übernommen. Und selbst im Micky-Maus Magazin ist der Namensgeber längst nicht so oft vertreten, wie Donald Duck & Co., mit denen sich manche Leser offenbar besser identifizieren können. Vielleicht, weil sie nicht so perfekt sind. Und nicht so bieder.

Mickys Bekanntheitsgrad hat das aber alles keinen Abbruch getan. Noch immer ist er der Star eines Weltkonzerns. Was dem Konzern klar ist. Deshalb ist Micky Maus auch das Logo der Disney TV-Kanäle in aller Welt. Drei Kreise. Zwei kleine und ein großer. Mehr nicht. Trotzdem weiß jeder, wer gemeint ist.