London. . An diesem Donnerstag wird Prinz Charles 65 Jahre alt. Der ewige Thronfolger galt zwischenzeitlich als weltmännischer Schussel – heute jedoch ist er so beliebt wie noch nie. Da ist gar Liebe im Spiel.

Der Eintritt ins Rentenalter ist auch in Großbritannien mit gewissen Vergünstigungen verbunden. Man darf beispielsweise kostenlos mit dem Bus fahren. Allgemein wird aber nicht davon ausgegangen, dass Prinz Charles von diesem Angebot Gebrauch machen wird. Die Begeisterung des Thronfolgers für den öffentlichen Nahverkehr ist überschaubar, die Liebe zum exklusiven Automobil dagegen legendär. Das kostet ihn aber heutzutage interessanterweise keine Sympathien mehr. Der Altersjubilar ist in seiner Heimat populärer als jemals zuvor, und der nationale Tribut zum 65. Geburtstag an diesem Donnerstag wird mit überschwänglichen Hymnen verknüpft.

Die Angst vor ulkigen Geschenken

Nicht nur Lob, gar Liebe ist im Spiel, und vielerorts werden schon seit Monaten die Präsente gepackt. Eingedenk der allseits bekannten Nähe zur Musik wurde beispielsweise ein spezielles Orchesterwerk einstudiert, vorgetragen unter anderem von der Ersten Offiziellen Harfenspielerin. Mit gewissem Bangen erwarten Charles und Camilla gleichzeitig die Geschenke aus einem Familienkreis, in dem der Scherzkeks traditionell sein Unwesen treibt. Im Hause Windsor legt man dem Geburtstagskind gern ulkige Gags auf den Gabentisch, ein Brauch, dem auch jüngere Familienmitglieder gerne nachkommen. So bedachte die liebreizende Kate zuletzt Schwager Harry mit einem Bastelkasten der Marke „Wie ich mir eine Freundin baue“, was allgemein große Heiterkeit auslöste.

Es ist also eine gewisse Gelassenheit eingekehrt im britischen Königshaus, und der Thronfolger hat daran seinen Anteil. Arg zerrupft von einem Scheidungskrieg, den er nie gewinnen konnte, gilt Charles inzwischen als würdiger Nachfolger der ungemein populären Queen und ist sich nicht zu schade, auch mal für die BBC den Wetterbericht zu verlesen. Geräuschlos ging schon die Hochzeit mit Camilla, seiner großen Liebe, über die Bühne. Und was man einst als weltfremde Schusseligkeit verlachte, wird inzwischen gar als prophetische Einsicht geadelt. Der Prinz war eben einer der ersten im Lande, die sich um Themen wie Umwelt, Klimaschutz, Raubtierkapitalismus oder Versöhnung der Weltreligionen sorgten. Am Anfang dieser Entwicklung wurde er noch als Sonderling, der mit seinen Blumen plaudert, denunziert. Heute ehrt man ihn als globalen Mahner, als Symbolfigur, die Menschen zusammenbringt.

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Lob vom Weltbankpräsidenten

Am Rande des G20-Gipfels, bei dem 2009 das Finanzsystem gerettet werden sollte, lud der Thronfolger beispielsweise in seinen Londoner Palast zum Thema Bedrohung des Regenwaldes. Alle kamen, bis auf Präsident Obama, der allerdings eine gute Entschuldigung hatte: Er war gleichzeitig auf der anderen Seite der Straße bei Frau Mutter zum Staatsdinner eingeladen und schickte Hillary Clinton. Am Ende des Abends sammelte Charles fast fünf Milliarden Euro an Hilfszusagen ein, und der Weltbankpräsident erklärte: „Wer dabei war, hätte für die sofortige Einführung der Monarchie gestimmt.“

Dennoch gibt es natürlich Kritiker, die darauf hinweisen, dass es das so auch noch nicht gegeben hat: Dass da einer das Pensionsalter erreicht, bevor er seinen Job überhaupt ausgeübt hat. Aber Charles befindet sich auch nicht im Ruhestand. Er nimmt wie immer schon jeden Tag mehrere offizielle Termine wahr, schreibt wichtige Briefe (1869 im letzten Jahr), begrüßte 2012 bei 115 Einladungen auf seinem Landgut Highgrove 9369 Gäste und befindet sich auch an seinem runden Ehrentag auf Dienstreise. Gemeinsam mit Camilla vertritt er die Queen beim Commonwealth-Gipfel in Sri Lanka, einem wichtigen Termin, den die Monarchin übrigens erstmals delegiert hat. Dass der Sohn die Show vermasselt, scheint ausgeschlossen. Schließlich hat er lange genug geübt.