London. . Vor 60 Jahren wurde Elizabeth II. gekrönt. Am Dienstag darf die ganze Nation das Jubiläum bejubeln. Die Queen mittlerweile 87 Jahre alt und will nichts davon hören, dass es gut für sie wäre, etwas kürzer zu treten. Den sechzigsten Jahrestag ihrer Krönung feierte sie am Sonntag ganz im privaten Kreis auf Schloss Windsor.

Es gibt ein Jubiläum im Hause Windsor: Die Queen beging am Sonntag den sechzigsten Jahrestag ihrer Krönung. Den feierte sie gestern ganz im privaten Kreis auf Schloss Windsor. Erst am Dienstag darf die Nation mitjubeln, beim Gedenkgottesdienst in der Londoner Westminster Abbey, zu dem 2000 Gäste geladen sind. Später im Jahr wird es in den Gärten des Buckingham Palastes eine viertägige Krönungs-Tee-Party geben.

Am 2. Juni 1953 wurde die 26-jährige Elizabeth II. in einer feierlichen Zeremonie in der Westminster Abbey zur Königin des Vereinigten Königreichs und von Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, Ceylon und Pakistan gekrönt. Es war nicht der Beginn ihrer Regentschaft. Schon 16 Monate zuvor war sie auf den Thron gelangt: Ihr Vater, König George VI., war am 2. Februar 1952 nach langer Krankheit , erst 56 Jahre alt, gestorben. Dass seiner Tochter Elizabeth II. so eine lange und erfolgreiche Herrschaft beschieden sein sollte, konnte am Tag ihrer Krönung – die auch ein frühes, ganz großes Fernsehereignis war – niemand ahnen.

Am 9. September 2015 wäre die Queen die am längsten dienende Monarchin der britischen Geschichte und hätte den bisherigen Rekord ihrer Ur-Ur-Großmutter, Queen Victoria, die 63 Jahre und 216 Tage auf dem Thron war, um einen Tag übertroffen. Elizabeth II. ist 87 Jahre alt. Im März musste sie wegen einer Magen-Darm-Grippe im Krankenhaus behandelt werden und hatte deswegen einen Staatsbesuch in Italien abgesagt. Es wird Zeit, denkt man im Palast, dass sie etwas kürzer tritt.

Prinz Charles soll König werden

Dies aber ist ein heikles Thema. Denn alles, was irgendwie nach Abdankung klingt, ist der Königin ein Graus. Sie hat als Zehnjährige miterlebt, welch ein Desaster die letzte Abdankung war, als ihr Onkel Edward VIII. 1936 auf den Thron verzichtete, um seine Geliebte zu heiraten – die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson.

Der Rücktritt Edward VIII. löste eine Verfassungskrise aus, führte zu ei­ner langen Diskussion über die Legitimität des Monarchen und trug nicht zuletzt dazu bei, die Gesundheit von Elizabeths Vater anzugreifen. In ihrem Krönungseid schwor die junge Elizabeth, ihr Leben dem Dienst an ihrem Volk zu widmen. Ihre engsten Vertrauten wissen, wie behutsam es gemanagt werden muss, wenn man der Queen nahelegen will, sie möge sich mehr schonen, weniger arbeiten. So greift man zu Symbolen.

Ein solches Symbol war die Balkonszene zur Feier des 60. Thronjubiläums von Elizabeth II. im vergangenen Jahr. Da zeigten sich dem Volk auf dem Balkon an der Front des Buckingham Palastes nicht wie üblich die knapp zwei Dutzend Mitglieder der Königlichen Familie, sondern nur die wichtigsten: die Queen und ihr Prinzgemahl Philip, Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla, sowie die nächste Generation – Prinz William und seine Frau Kate.

Die Queen ist die „eiserne Oma der Nation“

Diese Botschaft wurde wiederholt, als die Queen Anfang Mai das Parlament eröffnete. Normalerweise macht sie dies nur in Begleitung ihres Ehemannes. Dieses Mal aber brachte sie ihren ältesten Sohn und dessen Frau mit. Dass der Kronprinz neben seiner Mutter erschien, sollte signalisieren: Er ist der nächste König und die Spekulationen über eine vorgezogene Thronfolge von Prinz William sind Unsinn.

Die Queen ist immer noch die mit Abstand populärste Figur für die britische Öffentlichkeit. Ihre Ausdauer dürfte sich als der größte Vorzug für die Windsors erweisen. Immerhin ist eine Monarchie ohne Kontinuität und Tradition nicht denkbar. Und was verkörpert Elizabeth II. deutlicher als Beständigkeit und die Verweigerung des Wandels, die bei ihr persönlich bis zur Selbstverleugnung geht.

Bis zum Tod der Mutter der Königin – „Queen Mum“ – 2002 schätzten die Briten die rüstige Langlebigkeit der Königinmutter als eine Art Vitalitätsbeweis für die Monarchie. Mittlerweile hat die Queen die Rolle der „eisernen Oma der Nation“ übernommen. Man verehrt sie, weil sie den Job schon so lange und immer in dem gleichen würdigen und liebenswürdigen Stil gemacht hat.