Mainz. . Bei „CSI“ kommen Methoden der Forensik als Wunderwaffe der Ermittler daher. Genau das bezweifelt eine Doku bei 3sat. Der Film „Angeklagt: Forensik“ führt als Beleg unter anderem den Prozess gegen O.J. Simpson an.
Gut ist das Fernsehen, wenn es Gewohnheiten infrage stellt, statt sie immer nur zu bestätigen. Wir sind es zum Beispiel gewohnt zu glauben: Wenn die Fingerabdrücke vom Tatort zu einem bestimmten Mann passen, dann hat der mit der Tat auch zu tun. Doch das Fernsehen zeigt uns heute, wie zum Beispiel im Jahr 2004 Übereinstimmungen bei den Fingerabdrücken dazu führten, dass ein unschuldiger Amerikaner beinahe für die Bombenanschläge von Madrid angeklagt wurde. In der Doku „Angeklagt: Forensik“ (3sat, Donnerstag, 20.15 Uhr) geht es um die Irrtümer einer Wissenschaft, die Menschen ins Gefängnis bringt – und zwar immer wieder mal die Falschen.
Ist die Forensik eine Wissenschaft? Es kommt eine US-Juristin zu Wort, die das verneint. Bei Fingerabdrücken, Wundmalen, Schuhspuren würden immer nur Muster verglichen. Standards dafür fehlten. Und manchmal werde, was nicht passt, einfach passend gemacht.
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„Frau ohne Gesicht“ hielt Süddeutschland in Atem
Im Film gibt es ein Wiedersehen mit der „Frau ohne Gesicht“, die 2007 Süddeutschland in Atem hielt – an verschiedenen Tatorten fand man die DNA einer Frau, die die Wattestäbchen der Polizei hergestellt hatte. Oder mit O. J. Simpson – nach dem Mord an seiner Ex-Frau waren Polizisten durch die Blutspuren getrampelt, die ganze Beweisführung gegen O. J. zerbrach an Schlamperei.
Gut ist das Fernsehen, wenn es Gewohnheiten infrage stellt, und zwar auch seine eigenen. In vielen Dokus ist es heute üblich, dass mit schwerer Musik und düsteren Bildern ein Thriller inszeniert wird, wo es doch eigentlich um Aufklärung geht. Leider auch hier. Wen das nicht stört, dem sei die Sendung trotzdem empfohlen.