Köln. . Ob „CSI: Miami“, „Dr. House“ oder auch „Desperate Housewives“: Serien, die jahrelang für Traumquoten sorgten, stehen vor dem Aus. Woher der Nachschub kommen soll? Das können auch Experten nicht eindeutig beantworten.

Sie haben jahrelang für Traumquoten gesorgt, doch jetzt sind ihre Geschichten auserzählt. Bei „CSI: Miami“ schalten sie demnächst das Massenspektrometer aus, „Dr. House“ geht auch bald in Rente und die „Desperate Housewives“ haben in einigen Wochen ihre letzte Intrige gesponnen. Ersatz ist gefragt. Aber woher soll der kommen? Eine Frage, auf die auch TV-Experten aus ganz Europa bei einem Treffen in Köln keine eindeutige Antwort wussten.

Auch interessant

Die Quantität des Angebotes ist das kleinste Problem. Schon weil die US-Studios neue Serien am Fließband ausstoßen. Viele davon schaffen es auch bis nach Deutschland, landen aber immer öfter bei den Sendern der zweiten oder dritten Liga. Dort sorgen Reihen wie „Leverage“, „Castle“ oder „Justified“ zwar oft für Quoten, die über dem Senderschnitt liegen. Doch die 1,5 oder zwei Millionen Zuschauer, die für Vox oder Kabel1 schon ein Erfolg sind, wären im Programm von RTL ein Desaster. Was niemand besser weiß als Barbara Thielen. Es werde immer schwieriger, hat die Bereichsleiterin Fiction bei RTL festgestellt, Serien zu finden, die eine breite Basis im Publikum finden.

Wenig Interesse an der Ware aus Übersee

Ein Problem, das auch Professor Gebhard Henke, Programmbereichsleiter Fernsehfilm, Kino und Serie beim WDR, kennt und immer wieder mit seinen Studenten diskutiert. Die sagen dann oft nur drei Buchstaben. HBO, das Kürzel des erfolgreichsten Bezahlsenders der USA. Sopranos, The Wire, Games Of Thrones, Boardwalk Empire – nahezu alles, was der Sender in den vergangenen Jahren auf den Markt gebracht hat, wurde mit Preisen überhäuft und von der Kritik gelobt. Bei Sky gibt es mittlerweile einen Kanal, der sein Programm überwiegend aus HBO-Beständen bestreitet und auch die DVDs mit ganzen Staffeln der Erfolgsserien laufen gut. Doch was nützt das, wenn die Masse der Zuschauer in Deutschland kein Interesse an der Ware aus Übersee zeigt – aufwändige Produktion hin, Qualität her. „Fragen sie“, sagt Henke, „beim ZDF mal nach den Quoten der Sopranos.“

Die Geschichte der New Yorker Gangsterfamilie lief dort nämlich weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. „Im Hinblick auf die Zuschauerzahlen“, stellt Barbara Thielen klar, seien Diskussionen über HBO eigentlich „total krank“. „Wir dürfen nicht immer nach Amerika blicken.“

Studien des französischen Forschungsinstituts Eurodata TV geben ihr recht. Dort haben die Experten drei große Trends bei TV-Serien erkannt. Gut laufen Produktionen, in denen Frauen die Hauptrolle spielen oder die in den 1960er angesiedelt sind.

Nationaler Bezug ist wichtig

Am wichtigsten aber ist der nationale Bezug. Während etwa in der Türkei die Desperate Housewives im synchronisierten Original kaum auf Interesse stießen, schalteten die Zuschauer bei einer 1:1-Umsetzung mit türkischen Schauspielerinnen millionenfach ein.

Auch interessant

So ähnlich soll das auch in Deutschland funktionieren. Vor allem die Privatsender lassen in den kommenden Monaten einen Testballon nach dem anderen steigen. RTL etwa produziert eine neue Comedyserie mit dem Titel „Sekretärinnen – Überleben von neun bis fünf“. Außerdem dreht der Sender ein Remake der US-Serie „New Adventures of Old Christine“ mit Diana Amft („Doctor’s Diary“) in der Hauptrolle. Bei Sat.1 setzen sie nicht nur die deutschen Erfolgsserien „Der letzte Bulle“ und „Danni Lowinski“ fort, sondern nehmen gleich vier neue, eigenproduzierte Reihen mit teils ungewöhnlichen Hauptdarstellern ins Programm.

Bei der ARD ist man schon einen Schritt weiter. Dort feierte die leicht skurrile deutsche Krimiserie „Mord mit Aussicht“ am Dienstag einen grandiosen Auftakt der zweiten Staffel. 5,63 Millionen Zuschauer bescherten dem Sender einen Marktanteil von 19,8 Prozent. Die Zukunft der Serie, so scheint es, ist deutsch. Erst einmal.