München. Der Serienstraftäter Mehmet alias Muhlis Ari rechnet 15 Jahre nach seiner Abschiebung mit dem damaligen bayerischen Innenminister Günther Beckstein ab. “Sie haben mein Leben zerstört, Herr Beckstein“, hielt er ihm bei ihrem ersten Treffen vor. Zeitungen hatten das Treffen arrangiert.

15 Jahre nach der Abschiebung eines als "Mehmet" bezeichneten jugendlichen Serienstraftäters in die Türkei sind sich der heute 29-Jährige und der für die Abschiebung mitverantwortliche damalige bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) zum ersten Mal persönlich begegnet. "Sie haben mein Leben zerstört, Herr Beckstein", hielt Muhlis Ari dem damaligen Minister in der Feiertagsausgabe der "Bild am Sonntag" vor. Die Zeitung hatte ein Gespräch mit den beiden in Istanbul organisiert.

Beckstein verteidigte dagegen die Abschiebung auch im Rückblick: "Die Straftaten wurden immer härter, es war eine Entwicklung. Ich habe ganz klar gesagt: Das Schicksal der Opfer ist mir wichtiger als das Schicksal von 'Mehmet'". Außerdem habe das harte Durchgreifen offenbar eine heilsame Wirkung gehabt. "Wenn Sie jetzt offenbar ein anständiges Leben führen und weg von der Kriminalität sind, ist das ein Stück mein Verdienst."

Mehmet wurde ohne Eltern in die Türkei abgeschoben

Der Fall "Mehmet" sorgte 1998 für wochenlange, zum Teil international verfolgte Diskussionen. Noch als Strafunmündiger hatte der junge Münchner zahlreiche Verbrechen vom Diebstahl bis zu Körperverletzungen und Raubüberfällen begangen. Als er mit 14 Jahren dann als Strafunmündiger einen neuen Raubüberfall beging, wurde "Mehmet" ohne seine Eltern in die Türkei abgeschoben. In einem folgenden jahrelangen Rechtsstreit konnte "Mehmet" sich aber durchsetzen und durfte 2002 nach Deutschland zurückkehren. 2005 wurde er allerdings wegen Erpressung und Körperverletzung seiner Eltern ein weiteres Mal verurteilt, entzog sich einer 18-monatigen Haftstrafe durch Flucht in die Türkei und lebt seitdem dort.

Zuletzt äußerte Ari den Wunsch, wieder nach Deutschland zu dürfen. Beckstein kann sich diese Rückkehr vorstellen, wie er in dem Gespräch sagte. "Es ist noch ein Urteil offen, 18 Monate ohne Bewährung. Aber wenn er sich in der Türkei viele Jahre straffrei verhalten hat, würde aus meiner Sicht nichts dagegen sprechen, die Strafe zur Bewährung auszusetzen." Beckstein kritisierte aber, dass keine Reue erkennbar sei. "Aus seiner Sicht hat er ein paar dumme Jungenstreiche gemacht und dann kam ein verrückter Innenminister und hat aus Wahlkampfzwecken einen armen Jungen in die Türkei abgeschoben, sein Leben vernichtet und in die Folter gegeben. Das kann ich so nicht stehen lassen." (afp)