Hagen. . Matthias Brandt und Silke Bodenbender zeigen in dem allzu routinierten ZDF-Montagabend-Krimi „Eine verhängnisvolle Nacht“, dass sie ein mageres Drehbuch retten können. Ein Meisterstück ist es dennoch nicht geworden.

Sie albert in der Küche herum, und plötzlich schlägt er ihr ins Gesicht. Hat man sich ja fast gedacht, dass mit diesem Typen etwas nicht stimmt. Welcher Lehrer drischt sich schon die Faust an einem Spind blutig, nur weil er sich über einen widerspenstigen Schüler aufregt? Und natürlich kommt es noch schlimmer in Miguel Alexandres Fernsehfilm „Eine verhängnisvolle Nacht“ (ZDF, Montag, 20.15 Uhr). Dessen nicht besonders originelles Drehbuch funktioniert allerdings nur gut, weil Matthias Brandt und besonders Silke Bodenbender das Psychoduell vorzüglich spielen.

Silke Bodenbender als verzweifelte Mutter

Brandt gibt den Sanftmütigen, klug und bedächtig, freundlicher Blick, warme Stimme, charmanter Auftritt. Kein Wunder, dass dieser Bernd schon im Lehrerzimmer die Blicke der Kolleginnen auf sich zieht. Hannah (Silke Bodenbender), alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, wird schwach, geht dem Verführer in die Falle, weil sie auf einen Ersatzpapa hofft, und bringt das Drama in die Gänge.

Viel Zeit für die Entwicklung gibt sich der Stoff nicht. Im deutschen Fernsehfilm muss es augenscheinlich oft schnell gehen; der Qualität tut das nicht immer gut. Brandts plötzliches Umschalten auf den unberechenbaren Gewalttäter, der seine krankhaften Aggressionen nicht beherrscht und selbstbewusste Frauen offenbar nicht erträgt, zeugt einmal mehr von seinen darstellerischen Qualitäten. Aber ruckzuck landet dieser Bernd für anderthalb Jahre im Gefängnis, und ruckzuck ist er auch schon wieder draußen.

Mit Erklärungen hält sich das Drehbuch von Harald Göckeritz nicht auf, die fette Narbe auf dem Rücken soll wohl andeuten, dass bei diesem Kerl irgendwann einmal irgendwas mächtig schiefgelaufen ist.

Der Schrecken des Stalkings

Miguel Alexandre setzt auf den Schrecken des Stalkings, auf die dauerhafte Verfolgung eines Opfers und die Machtlosigkeit dagegen. Mit einer relativ plumpen Rachedrohung setzt der Psycho der armen Frau nun hinterher, und sie muss erkennen, dass sie nicht einmal von der Polizei Hilfe zu erwarten hat. Denn so ist es ja wirklich: Seelische Grausamkeit wird nicht bestraft; solange nichts Sichtbares passiert, greift das Gesetz trotz eines neuen Paragrafen nur selten ein.

Silke Bodenbender hat mit dem psychischen Verfall, dem Kampf gegen die wachsende Kraftlosigkeit ihrer Hannah, zerfressen von der täglichen Angst, sehr starke Momente, verleiht der verzweifelten Mutter hohe Glaubwürdigkeit. Flüchten muss sie mit den Kindern, sogar den geliebten Vater (stark: Rolf Becker) zurücklassen, den der Alltag zusehends überfordert.

Aber natürlich ist man nirgendwo sicher, das ist ja eine Spielregel des Thrillers, des guten und des weniger guten. Darum ist in diesem Fall auch jede Wendung des Films vorhersehbar, wer das Überraschende sucht, der wird hier nicht fündig. Übrig bleibt ein routinierter Montagabendkrimi, über den man am Dienstagmorgen kein Wort mehr verliert.