Bangkok/Mumbai. . Eine erneute Gruppenvergewaltigung hat Wut und Entsetzen in Indien ausgelöst. In der Wirtschaftsmetropole Mumbai vergewaltigten fünf Männer eine Fotografin, die dort in Begleitung eines Kollegen Aufnahmen für eine Reportage machte. Die 23-Jährige wurde mit inneren Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt.

Eine weitere Gruppenvergewaltigung erschüttert Indien: Mehrere Männer haben in der Finanzmetropole Mumbai eine junge Fotojournalistin überfallen und missbraucht. Die junge Frau wurde auf dem Gelände stillgelegter Textilfabriken von fünf Männern überfallen. Die Angreifer überwältigten und fesselten ihren männlichen Begleiter, anschließend vergewaltigten sie die junge Frau, die dabei das Bewusstsein verlor. Als die 23-Jährige wieder zu sich kam, befreite sie ihren Kollegen. Mit einem Taxi fuhren sie in ein nahe gelegenes Krankenhaus.

Die Tat hat Mumbai aufgerüttelt. Denn Mumbai gilt, ganz im Gegensatz zur Hauptstadt Delhi, eigentlich gerade für Frauen als sicher. Es ist in der kosmopolitischen Megastadt vollkommen üblich, nach Einbruch der Dunkelheit Frauen alleine oder in Gruppen durch die Straßen gehen zu sehen. In Delhi wäre schon das undenkbar. Der Abgeordnete und Staatsminister Milind Murli Deora schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Die Polizei in Mumbai muss der gestrigen vermeintlichen Vergewaltigung so schnell wie möglich auf den Grund gehen und die Schuldigen bestrafen. Mumbai ist stolz darauf, eine sichere Stadt für Frauen zu sein.”

Studie zeichnet einerschütterndes Bild

Die Tat vom Donnerstag erinnert an die Gruppenvergewaltigung in Del­hi, die im vergangenen Dezember weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Damals vergewaltigten sechs Männer eine 23 Jahre alte Studentin in einem fahrenden Bus und verletzten sie dabei so schwer, dass die junge Frau zwei Wochen später an ihren Verletzungen starb. Es folgten Proteste in Delhi und in anderen Städten, die von der Polizei niedergeschlagen wurden.

Massive sexuelle Gewalt gegen Frauen ist jedoch nicht nur ein Problem in Indien. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Vereinten Nationen zeichnet ein erschütterndes Bild. Hierfür haben Forscher 10 000 Männer in Bangladesch, Kambodscha, China, Indonesien, Papua Neu-Guinea und Sri Lanka zu ihrem Sexualverhalten befragt. Die Hälfte der Befragten hat zugegeben, schon einmal physische oder sexuelle Gewalt gegenüber einer Partnerin angewandt zu haben. Jeder Vierte hat angegeben, schon einmal eine Frau vergewaltigt zu haben. Einer von 25 gestand, an einer Gruppenvergewaltigung teilgenommen zu haben.

In der Studie heißt es weiter, dass Männer, die sexuelle Gewalt anwendeten, es als „berechtigt” empfänden, Frauen gegen ihren Willen zum Geschlechtsverkehr zu zwingen. Bei Männern, die vor allem in der Kindheit Opfer von Gewalt geworden seien, verdoppele sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie später in ihrem Leben Sexualverbrechen verübten. Die Zahl solcher Verbrechen nehme zu, wenn die Ungleichheit der Geschlechter hoch sei, die Region aktuell oder kürzlich Schauplatz eines gewaltsamen Konflikts gewesen sei und wenn Hunger und Armut herrschten.