London. Der britische Schauspieler Wentworth Miller hat sich als schwul geoutet und gleichzeitig seine Teilnahme an einem Filmfestival in Russland wegen der Anti-Homosexuellen-Gesetze abgesagt. Zuvor hatte bereits der deutsche Dramaturg Marius von Mayenburg auf einen Russland-Aufenthalt verzichtet.

Unter Kulturschaffenden wächst der Protest gegen die umstrittenen Anti-Homosexuellen-Gesetze in Russland. Der britische Schauspieler Wentworth Miller (41) sagte seine Teilnahme an einem Filmfestival im russischen St. Petersburg im September ab. Gleichzeitig erklärte er erstmals öffentlich, er sei schwul. "Als jemand, der vergangene Besuche in Russland genossen und auch familiäre Wurzeln dort hat, hätte ich gerne zugesagt. Aber als schwuler Mann muss ich ablehnen", schrieb Miller in einem Brief an die Festivalmacher, den die schwul-lesbische Organisation GLAAD am Mittwoch auf ihrer Internetseite veröffentlichte.

Der Darsteller der US-TV-Serie "Prison Break" (2005-2009) kritisierte in dem Brief das Anti-Homosexuellen-Gesetz der russischen Regierung, das positive Äußerungen vor Minderjährigen über Homo-, Bi- oder Transsexualität unter Strafe stellt.

Brief bei Festivalveranstalter nicht angekommen

Die Festivalveranstalter sprachen von einer "Überraschung". In St. Petersburg sei der erwähnte Brief nicht angekommen, vielmehr habe Miller seine Absage mit einem dichten Terminkalender begründet, sagte Organisator Alexej Dunajewski am Donnerstag der Agentur Interfax. "Uns liegen von ihm keine politischen Erklärungen vor."

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Die Organisation GLAAD begrüßte die Entscheidung des Schauspielers ("Resident Evil - Afterlife") und forderte weitere Prominente auf, die russischen Gesetze zu verurteilen. Millers "mutiges Zeichen der Unterstützung" sende machtvolle Signale an die Menschen in Russland, die unter Gewalt und Verfolgung litten, erklärte ein Sprecher der Gruppe am Donnerstag im "Daily Telegraph".

Auch von Meyenburg sagte Russland-Besuch ab

Am Mittwoch hatte der deutsche Dramaturg und Regisseur Marius von Mayenburg (41) einen Aufenthalt als Theatermacher in Moskau abgesagt. "Ich arbeite regelmäßig mit vielen homosexuellen Künstlern, mit denen ich befreundet bin und denen ich mich verbunden und verpflichtet fühle. Ich könnte nicht in ein Land reisen, in dem sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung staatlich diskriminiert werden", hatte er in einem Brief erklärt. Von Meyenburg ist Dramaturg an der Berliner Schaubühne.

International hatten bereits viele Künstler gegen das von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichnete Gesetz gegen "Propaganda" von Homosexualität protestiert. Anfang des Monats rief der britische Schauspieler und Autor Stephen Fry zum Boykott der Olympischen Winterspiele in Sotschi auf. Der US-amerikanische Moderator Andy Cohen hatte erklärt, nicht von der "Miss Universe"-Show in Moskau zu berichten, da es sich nicht richtig anfühle, "als schwuler Mann einen Fuß nach Russland zu setzen". (dpa)