Essen. . Der Computer mit den wichtigen Daten oder das sündhaft teure Flachbild-Fernsehgerät: Der sogenannte innere Blitzschutz von Wohnungen und Häusern nimmt an Bedeutung zu und schützt vor allem teure Elektronik vor Überspannungen.

Glaubt man einer interessanten Statistik, soll die Chance, einen Sechser im Lotto zu gewinnen, erheblich größer sein, als vom Blitz getroffen zu werden. Auch in Häuser schlägt’s eher selten ein – rein statistisch gesehen. Wenn es jedoch passiert, wird es eventuell teuer. Denn nicht für alle Schäden kommt die Versicherung auf. Ein paar Tipps.

Äußerer Blitzschutz

„Das Spannende am Blitz ist, dass man ihn nicht verhindern kann. Aber man kann versuchen, Blitze zu beherrschen“, sagt Thomas Raphael, Geschäftsführer des Ausschusses für Blitzschutz und Blitzforschung des Verbandes der Elektrotechnik (VDE). Blitze sind elektrische Entladungen in der Erdatmosphäre. „Dabei können bis zu 200.000 Ampere Strom fließen“, erklärt Raphael, „zum Vergleich: Eine normale Stromleitung im Haushalt ist für maximal 16 Ampere ausgelegt.“ Ohne Blitzschutz sind die Folgen für Gebäude bei einem Einschlag mitunter verheerend. Zumeist fängt der Dachstuhl als erstes Feuer. „Ich habe schon von Schäden gehört, bei denen die Wasser- und Heizungsrohre nach einem Blitzschlag viele kleine Löcher hatten“, sagt Raphael.

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Der klassische Blitzableiter geht auf eine Idee des amerikanischen Gelehrten und Politikers Benjamin Franklin zurück, der sich Mitte des 18. Jahrhunderts einige tief schürfende Gedanken darüber gemacht hat, wie er seine Mitmenschen in den Gebäuden vor den Naturgewalten schützen kann. Der Blitzableiter nutzt das Prinzip des Faradayschen Käfigs (siehe Technik-Lexikon): Das Dach und alle herausragenden Gebäudeteile werden vor allem an den Ecken und Kanten mit einer Fangeinrichtung aus einem leitfähigen Material vernetzt, das den Blitzstrom zumeist senkrecht zur Erdungsanlage ins Fundament ableitet. Am sogenannten Blitzschutz-Potentialausgleich (zumeist im Keller) werden zudem Gas- und Wasserrohre, die Stromversorgung, Telefonleitung und Breitbandkabel angeschlossen und somit geerdet.

Innerer Blitzschutz

Wem Computer schnuppe sind, wer auf elektrische Haushaltsgeräte ebenso gut verzichten kann wie auf super große Flachbildschirme, der kann auf den inneren Blitzschutz verzichten. „Das Problem sind die Überspannungen, die bei Blitzeinschlägen auftreten“, weiß VDE-Experte Thomas Raphael. Selbst Blitze, die entfernt einschlagen, können noch Schäden in den Gebäuden anrichten – trotz äußeren Blitzschutzes. Es gibt Fälle, in denen durch Überspannungen in ganzen Straßenzügen nicht nur die DSL-Splitter durchgeschmort sind, sondern gleich alle modernen Geräte über die Wupper gingen. „Im Gegensatz zu den robusten Röhren und Transistoren in früheren Zeiten ist die heutige Elektronik sehr empfindlich“, sagt Uwe Riggers, Blitzschutz-Experte des Tüv Nord.

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Schlägt der Blitz in den Boden ein, können in den Stromleitungen der benachbarten Gebäude kurzfristig Spannungen in Höhe von mehreren tausend Volt auftreten. Selbst ein Blitz in zwei Kilometer Entfernung kann noch Schaden anrichten. Um davor gefeit zu sein, werden drei Geräte benötigt:

  • 1. Stufe: ein Blitzstromableiter am Hausanschlusskasten oder an der Hauptverteilung.
  • 2. Stufe: ein Überspannungsschutzgerät in der Unterverteilung.
  • 3. Stufe: ein weiterer Überspannungsableiter (häufig als Zwischenstecker vor den Geräten), der Computer oder Telefonanlage schützt.

Vor allem Steckerleisten mit Überspannungsschutz, wie sie der Handel anbietet, erfreuen sich großer Beliebtheit. „Alles ist besser als nichts“, sagt Thomas Raphael, „diese Geräte ergeben aber im Prinzip nur Sinn, wenn auch Blitzstrom- und Überspannungsableiter installiert sind.“ Beides sollte nur vom Fachmann durchgeführt werden.

Verhalten bei Gewitter

„Die meisten kümmern sich erst um den inneren Blitzschutz, wenn etwas passiert ist“, sagt Uwe Riggers. Um Schäden durch Überspannungen zu vermeiden, sollten bei Gewitter tunlichst die Stecker gezogen werden. Und zwar nicht nur die von Computer und Fernsehgerät, auch der Internetanschluss oder die Telefonleitung können in Mitleidenschaft gezogen werden.

Wenn es blitzt, ist es zudem keine allzu gute Idee, ein Quätschchen am Telefon zu halten. Es sei denn, das Telefon ist schnurlos. Die ungeschützte Basisstation kann es gleichwohl immer noch erwischen. Gefahrlos sind Gespräche mit dem Handy. Und: Besser nicht baden oder duschen.

Vorschriften und Versicherung

„In der Zukunft wird es hierzulande zwar nicht unbedingt mehr Gewitter geben, viele Meteorologen gehen jedoch davon aus, dass die Intensität zunimmt“, sagt Thomas Raphael. Eine gesetzliche Verpflichtung, Gebäude mit einer Blitzschutzanlage auszustatten, gibt es jedoch nicht. Für viele öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser, Theater, aber auch Hochhäuser und leicht entzündliche Gebäude – wie Reetdachhäuser – sind Blitzableiter vorgeschrieben; auch die Baubehörde kann im Einzelfall eine Installation fordern.

Für Schäden nach einem direkten Blitzeinschlag haftet im Allgemeinen die Brand- und Feuerversicherung. Schäden durch Überspannungen sind je nach Versicherungsbedingungen jedoch nicht automatisch abgedeckt. Ein Blick in die Versicherungspolice gibt Aufschluss.

Weitere Informationen: Der Ausschuss für Blitzschutz und Blitzforschung des VDE hat einige neue Broschüren aufgelegt: zum Beispiel „Fußball bei Gewitter“ oder „Blitzschutz von Schutzhütten“. (www.vor-blitzen-schuetzen.eu)