Essen. Noch vor wenigen Jahren war Facebook ein Netzwerk für junge oder netzaffine Menschen. Mittlerweile treiben sich aber auch Eltern, Tanten und Großeltern dort herum. Jugendliche wenden dem sozialen Netzwerk den Rücken zu. Eine 13-Jährige verkündete jetzt, warum Facebook für sie uninteressant ist.

Man stelle sich folgende Situation vor. Man ist wieder 14, geht zum ersten Mal auf eine Party, trinkt Alkohol, fühlt sich frei. Und direkt daneben auf einem Sofa: Die neugierigen Blicke der Eltern. Ein Horrorszenario, das für viele Teenager in Deutschland aber realistisch ist. Zwar sind die Eltern nicht direkt anwesend, aber über Facebook können sie oft ziemlich genau beobachten, was die Kinder in ihrer Freizeit so treiben. Letztlich weiß man nicht, wer mitliest. Genau das störte die 13-jährige Ruby Karp aus New York.

Auf der Website Mashable verfasste sie einen Artikel mit dem Titel "I'm 13 and None of My Friends Use Facebook", übersetzt "Ich bin 13 und keiner meiner Freunde nutzt Facebook." Die einzigen Personen die sie dort finde, seien Leute wie ihre Oma, beklagt die 13-Jährige.

74 Prozent aller Eltern checken regelmäßig den Facebook-Account der Kinder

Und sie weiß auch ziemlich genau, warum sie und ihre Freunde dort nicht angemeldet sind. "Sagen wir mal, ich werde zu einer Party eingeladen und dort wird Alkohol getrunken. Ich trinke nicht, aber irgendwer zieht seine Kamera. Selbst wenn ich keinen verdächtigen roten Becher in der Hand habe, könnte ich auf dem Bild hinter einem Mädchen stehen, das gerade ein paar Shots trinkt. Später in der Woche entscheidet sich der Idiot dann dazu die Bilder dieser "tollen" Party zu posten. Wenn meine Mutter sehen würde das ich auf einer Party mit Alkohol war, selbst wenn ich nicht mitmachen würde, wäre ich tot", schreibt sie in ihrem Mashable-Artikel.

So wie Ruby Karp geht es vielen Jugendlichen. Gerade in den USA wo Teenager Facebook reihenweise in Richtung neuer Angebote wie Snapchat, Tumblr oder Instagram (das allerdings mittlerweile zu Facebook gehört) verlassen. Dort sind sie unter sich. Bei Facebook hingegen checken in den USA laut einer Erhebung von Link-Up Marketing 74% aller Eltern den Facebook-Account ihrer Kinder - und zwar mehrmals in der Woche.

Der große Hype um Facebook ist vorbei 

"Facebook hat den großen Hype bei Jugendlichen hinter sich", meint auch Björn Friedrich. Er ist Medienpädagoge, Lehrbeauftragter an der Uni Augsburg und Autor des "Facebook-Buch für Eltern."

Bei der jüngeren Zielgruppe werde Facebook auch in Deutschland langsam unbeliebter. "Viele Jugendliche sind von der Werbung und dem Spam bei Facebook genervt. Sie bekommen zu viele Informationen die sie nicht interessieren", sagt Friedrich.

Tumblr ist bei Teenagern schon jetzt beliebter als Facebook

Auch aktuelle Studien scheinen diesen Trend zu bestätigen. War der durchschnittliche Facebook-User im Jahr 2010 nur 38 Jahre alt, stieg das Durchschnittsalter bis 2012 schon auf 41. "Die Eltern dringen in einen Raum ein, der früher den Jugendlichen gehörte", sagt Friedrich.

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In den USA ist die Entwicklung mittlerweile so weit, dass andere Dienste Facebook bei den jungen Nutzern schon den Rang abgelaufen haben. Laut einer Erhebung des amerikanischen Start-Ups Survata aus dem Januar 2013 nutzten dort 61 Prozent aller 13 bis 18-Jährigen den Microblogging-Dienst Tumblr. Facebook landete mit 55 Prozent nur auf dem zweiten Platz.

Facebook wird nicht sofort bedeutungslos

Es wird allerdings wohl noch etwas dauern, bis diese Entwicklung Deutschlands erreicht. "Facebook ist in Deutschland so groß, dass es schon nicht so schnell in die Bedeutungslosigkeit versinken wird", meint Björn Friedrich.

Viele junge Teenager seien hierzulande noch bei Facebook unterwegs - auch weil andere Dienste wie Twitter es in Deutschland nie geschafft hätten, junge User anzuziehen. Und auch in den USA ist Facebook noch nicht verloren. Denn Ruby Karps Artikel fand zwar ein großes Echo und wurde über 34.000-mal geteilt. 25.000 davon gehen aber auf Facebook zurück.