Stockholm. . Vor zehn Jahren kollidierte das chinesische Frachtschiff Fu Shan Hai mit einem polnischen Containerschiff vor der Ostseeinsel Bornholm - und versank. Mit dem Schiff gingen 66.000 Tonnen Düngemittel unter. Damals liefen bereits tausend Tonnen Schweröl aus. Das restliche Öl im Bauch des Schiffes ist eine tickende Zeitbombe.

Mit 66.000 Tonnen Düngemittel und vollen Treibstofftanks war das chinesische Frachtschiff Fu Shan Hai am 30. Mai 2003 aus dem lettischen Hafen Ventspils in die Ostsee ausgelaufen. Bei guter Sicht und klarer See kollidierte es am Tag darauf nördlich der dänischen Ostseeinsel Bornholm mit dem polnischen Containerschiff Gdynia und sank 70 Meter in die Tiefe. Beide Schiffe hatten stundenlangen Sichtkontakt, wichen einander aber trotzdem nicht aus.

Geschätzte 1000 Tonnen Schweröl liefen damals aus und verursachten einen zehn Kilometer langen Ölfilm an den Sandstränden Südostschwedens. Alles wurde saniert. Die unter zypriotischer Flagge reisenden Polen mussten wegen Unachtsamkeit eine hohe Strafe zahlen. Doch seit nun zehn Jahren gilt das chinesische Wrack als eine tickende Zeitbombe. Zwischen 250 und 300 Kubikmeter Treibstoff- und Schmieröl blieben bei der Havarie in den Tanks. Diese sollen nun in einem der größten und riskantesten Taucher-Einsätze der dänischen Seefahrtsgeschichte entfernt werden.

Hochseetaucher sind auf der Suche nach Öl-Reservoirs

13 Hochseetaucher arbeiten derzeit im 24-Stunden-Schichtbetrieb daran, verbleibende Öl-Reservoirs im Wrack ausfindig zu machen – unterstützt von der dänischen Marine und Unterwasser-Robotern. Zudem müssen geeignete Punkte gefunden werden, an denen die Taucher Schläuche anschließen können, um das Restöl abzupumpen. Bevor sich das Öl – durch die altersbedingte Zersetzung des Wracks – ganz ins Meer und an die Küsten ergießt.

Die Suche sei nicht einfach. Das Schiff sei schließlich 225 Meter lang und 33 Meter breit, erklärten Taucher eines dänischen Fernsehteams, die live von dem Abenteuer berichten. Die Aktion kostet rund 25.000 dänische Kronen (3353 Euro) am Tag.

Die dänische Regierungreagierte erst 2010

Erste Erfolge gibt es schon. Rund 200 Liter Schmieröl konnten bereits geborgen werden. Es wurden auch die ersten 20 Kubikmeter Öl auf ein Tankschiff gepumpt, verkündete Bergungskapitän Frank Rasmussen im dänischen TV2 nicht ohne Stolz.

Zwei bis drei Wochen werden für die Bergungsaktion veranschlagt. Sicher ist man sich jedoch nicht. „Wie lange es dauert, liegt an den Seewetter-Bedingungen und der Konsistenz des Öls. Ich gehe davon aus, dass die Bergung den ganzen August dauern könnte“, betonte Jesper Rasmussen von der dänischen Marine. „Wir wissen nicht, wie dickflüssig das Öl aus insgesamt drei Tanks ist, ob alles abpumpbar ist“, sagt auch sein Marinesprecher Kent Hansen.

Umweltorganisationen hatten seit 2003 vergeblich versucht, die dänische Regierung zum Abpumpen des restlichen Öls im Wrack zu bringen. Dieses bewege sich ständig auf dem Meeresgrund. Es sei schließlich nur eine Frage der Zeit, bis alles auslaufe, so die Argumentation. Doch erst nachdem 2010 eine neue Öllache oberhalb des Wracks gefunden wurde, reagierte Kopenhagen.

Bei der Ölkatastrophe von 2003 wurde ein Großteil des Öls von Sanierungsschiffen aus Deutschland, Schweden und Dänemark abgetragen. Zudem bestellte die dänische Küstenwache damals – aufgrund der Katastrophe – drei neue, größere Schiffe zur Sanierung von Ölverschmutzungen. Diese können auch größere, sinkende Schiffe mit auslaufender Ladung besser an geeignete Stellen schleppen.