Essen. . Der Freitag ist der bislang heißeste Tag des Jahres in Deutschland. Alle schwitzen, manche Arbeitsplätze sind kaum zu ertragen. Mancherorts schmelzen sogar die Autobahnen. Gut, wenn es gefrorene Früchte, Springbrunnen und eine Ski-Halle gibt.
Dieser Freitag war ein Sommertag der Superlative; fangen wir an mit dem vermutlich dicksten Eis der Republik: Es kommt im Zehn-Liter-Becher und in Geschmackssorten wie Joghurt, Gemüse, Brot und Fisch! Wer will denn sowas schlecken? ... Die Eisbären im Gelsenkirchener Zoom zum Beispiel. Die Duisburger Brillenbären aus den Anden stehen eher auf „Rindfleisch-Gurke“.
Der heißeste Stau des Jahres dürfte sich auf der A 3 bei Limburg gebildet haben. Dort schwamm der Asphalt weg unter dem Druck der Reifen. Wegen Spurrinnen sperrte die Polizei die Bahn. In Richtung Frankfurt standen die Autos kilometerlang, das Technische Hilfswerk verteilte Getränke. Aber natürlich war dies nicht der einzige Hitzestau: Auch bei so manchem Zug versagte die Klimanalage. Bei Münster musste ein Intercity mit 300 Passagieren sogar komplett geräumt werden.
Jobs bei Rekord-Hitze
Es wird eine superschnelle Ernte. „Wenn das so weitergeht mit dem Wetter, ist die Ernte in zwei bis drei Wochen vorbei“, sagt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW. Dabei hatten die Arbeiten nach dem kalten, nassen und nicht weiter erinnernswerten Frühjahr mit drei Wochen Verspätung begonnen. Moderne Mähdrescher haben übrigens eine klimatisierte Kabine, die Arbeit wird dort mit Bildschirmen überwacht. Die Hitze schaffte allerdings so manche Maschine: In Duisburg-Serm fackelte am Freitag eine Strohpresse ab – und das halbe Feld gleich mit.
Wärmster Ort in Deutschland war am Freitag übrigens ebenfalls Duisburg – allerdings nur in der Nacht. Die Temperaturen sanken nicht unter 23 Grad. Tagsüber war Grevenbroich laut Meteomedia mit schlappen 38,4 Grad der Spitzenreiter in NRW.
So viele Leben rettet die Polizei auch selten an einem Tag – vorläufig zumindest: 150 000 (!) Küken drohte der Hitzetod, als die Kühlung eines Tiertransportes bei Bremen ausfiel.
Abkühlen im Freibad
Auf einem Rastplatz halfen die Beamten drei Stunden lang, die jämmerlich piependen Küken auf zwei Ersatz-Lkws zu verladen. Dann sei für sie die Fahrt „in eine ungewisse Zukunft“ weitergegangen, hieß es diplomatisch.
Der kälteste Ort: Mütze und Schal sollte keinesfalls vergessen, wer sich in die Bottroper Skihalle begibt. Minus drei Grad ist es hier auch am Hitzefreitag. Und die Leute, die kommen, frieren schneller, weil sie nicht so auf die Kälte eingestellt sind. Darauf einen Glühwein! Muss man nicht mal warm machen, wenn draußen gelagert.
Der ungewöhnlichste Ort für Hitzefrei ist sicher die Zentrale des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach. Und doch ist genau das möglich. Denn nur ein zentraler Vorhersageraum ist klimatisiert – und das Großrechenzentrum.
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Den Mitarbeitern empfiehlt ein Sprecher den Brunnen vor der Tür zum Füßekühlen – oder den Einsatz ihres Gleitzeitkontos. So können sie sich selbst ein Hitzefrei genehmigen.
Die aufwendigste Reinigung erfährt vielleicht das Freibad in Mülheim-Styrum. Denn es handelt sich um ein Naturbad ohne Chlor. „Nur ab und zu mal ein paar Algen“ stören Susan und ihre Freundinnen nicht. Dafür ist das Wasser mild, und sechs Mitarbeiter stehen schon um fünf Uhr parat, das Becken zu saugen für die 3000 Gäste. Davon träumen auch die Dorstener. Dort erfährt just eine Facebook-Gruppe massiven Zulauf, die eine Freibad-Ruine wiederbeleben will – mit 5000 Unterzeichnern könnte es die größte Bürgerinitiative werden, die Dorsten je gesehen hat.
Noch schlimmer, heißer, doller kann es immer kommen. Zum Beispiel in China. Der Osten und das Zentrum leiden unter noch nie dagewesenen 40 Grad plus – mindestens noch bis zum 10. August. Die Chinesen nehmen es mit Humor. „Die Welt“ zitiert einen Blogger: „Was ist der Unterschied zwischen uns und gegrilltem Fleisch? Wir Chinesen sind nicht gewürzt.“ (arpo, jul, LuB, sira, tom, mit dpa)