Berlin. . In den Skandal um das Abhören des Internetverkehrs sind offenbar auch zahlreiche private Telekomanbieter in Europa verwickelt. Laut einem Medienbericht gehe dies aus Dokumenten des Whistleblowers Edward Snowden hervor. Zu den Unternehmen gehöre auch der Mobilfunkkonzern Vodafone.
Private Telekommunikationsanbieter haben deutschen Medienberichten zufolge weitaus enger mit dem britischen Geheimdienst GCHQ, der ein enger Partnerdienst des US-Dienstes NSA ist, kooperiert als bislang bekannt. Beim Ausspähen des weltweiten Internetverkehrs habe die Sicherheitsbehörde gleich mit mehreren großen Firmen zusammengearbeitet, berichteten die "Süddeutsche Zeitung" und der NDR am Freitag unter Berufung auf Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden aus dem Jahr 2009. Ob die Kooperation noch immer andauert, ist unklar.
In den Unterlagen werden demnach neben den internationalen Telekommunikationsfirmen British Telecom, Verizon und Vodafone auch die Netzwerkbetreiber Viatel, Global Crossing und Level 3 Interoute als Schlüsselpartner der GCHQ genannt - allerdings jeweils unter Decknamen. Die Unternehmen hätten offenbar nicht bloß Zugang zu ihren weltweit gespannten Datennetzen gewährt, sondern teilweise auch eigene Computerprogramme entwickelt, um dem Geheimdienst das Abschöpfen der Informationen zu erleichtern. Ein Großteil der Überwachungsarbeit sei damit an private Unternehmen delegiert worden.
Mit den Snowden-Dokumenten konfrontiert, hätten die meisten der Firmen auf Gesetze verwiesen, die sie unter bestimmten Umständen zur Herausgabe von Daten an Regierungen verpflichteten. Ein Sprecher von Viatel erklärte den Berichten zufolge, sein Unternehmen kooperiere nicht mit dem britischen Geheimdienst und gewähre auch keinen Zugang zur eigenen Infrastruktur oder Kundendaten.
Bundesamt für Verfassungsschutz nutzt umstrittene Spähsoftware "XKeyscore"
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) nutzt einem Zeitungsbericht zufolge nur eine stark abgespeckte Version der umstrittenen US-Spähsoftware XKeyscore. Das Programm werde seit dem Frühsommer testweise lediglich an einem Computer verwendet, der nicht an das Internet angeschlossen sei, schreibt "Die Welt" in ihrer Freitagsausgabe unter Berufung auf Verfassungsschutzkreise. Das Modul biete nur einen Bruchteil der Einsatzmöglichkeiten, die der US-Auslandsgeheimdienst NSA mit XKeyscore habe.
Dem Bericht zufolge will das BfV mit der Software keine zusätzlichen Daten in Deutschland erfassen, sondern bloß Datensätze in das System einspeisen, die zuvor schon bei genehmigungspflichtigen Telekommunikationsüberwachungen gesammelt wurden. Das IT-Werkzeug analysiere diese Daten dann auf mögliche Verknüpfungen, um zum Beispiel rasch Hinweise auf andere Verdächtige zu bekommen. Der Bundesnachrichtendienst (BND) hingegen setze schon seit 2007 eine andere XKeyscore-Variante im Rahmen der Satellitenaufklärung ein, die während des laufenden Kommunikationsverkehrs Datenpakete auf verdächtige Inhalte prüfen und etwa auffällige E-Mails herausfiltern kann.
Die britische Zeitung "The Guardian" hatte diese Woche neue Dokumente zu XKeyscore veröffentlicht, die das Blatt vom ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden erhielt. Demnach können NSA-Mitarbeiter in Echtzeit die E-Mails von Nutzern lesen sowie ihre Suchen im Internet, Einträge in sozialen Netzwerken und faktisch alle sonstigen Tätigkeiten im Netz verfolgen. Nutzer könnten dabei nicht nur über ihre E-Mail-Adresse, sondern mittels einer detaillierten Suchmaske auch über zahlreiche weitere Kriterien gefunden werden. (afp)