Mindestens 77 Menschen sterben bei Zugunglück in Nordspanien
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Santiago de Compostela. Ein schweres Zugunglück mit vielen Toten und Verletzten erschüttert Spanien. Am Mittwochabend war ein Schnellzug aus Madrid kurz vor Santiago de Compostela entgleist. Waggons kippten um, mindestens 77 Insassen starben. Auch am frühen Morgen noch suchen Rettungskräfte nach Überlebenden.
Der aus Madrid kommende Zug war am Mittwochabend am Stadtrand von Santiago de Compostela in einer Kurve entgleist. An Bord waren nach Angaben der staatlichen Eisenbahngesellschaft Renfe 247 Menschen. Die Zentralregierung in Madrid geht von einem Unfall aus und nicht von einem Anschlag.
Zug bog offensichtlich viel zu schnell in eine Kurve ein
Aus Ermittlerkreisen verlautete, der Zug sei offensichtlich viel zu schnell in eine Kurve eingebogen. Renfe warnte vor schnellen Schlussfolgerungen und erklärte, Eisenbahnexperten würden die Unfallursache untersuchen.
Die Katastrophe war das erste Unglück mit Todesopfern auf einem Abschnitt des spanischen Hochgeschwindigkeitsnetzes. Sie ereignete sich etwa drei Kilometer vor der Einfahrt in den Bahnhof von Santiago.
Schnellzug in Spanien entgleist
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Waggons prallten gegen eine Mauer, verkeilten sich
Die 13 Waggons des Zuges wurden auseinandergerissen und sprangen aus den Schienen. Einige Wagen prallten neben den Gleisen gegen eine Mauer und stürzten um, andere Waggons verkeilten sich ineinander. Ein Wagen flog sogar über die Begrenzungsmauer hinweg.
Der Unglückszug hatte sich auf der Fahrt von Madrid zur Küstenstadt El Ferrol im Nordwesten Spaniens befunden. Am kommenden Wochenende hatte in Santiago de Compostela ein großes Fest zu Ehren des Heiligen Jakobs stattfinden sollen. Die Stadt sagte die Feierlichkeiten, die das wichtigste Fest des Jahres in der Pilgermetropole sein sollten, aufgrund des Zugunglücks vollständig ab.
Rettungskräfte suchen auch am Morgen noch nach Opfern
An der Unfallstelle arbeiteten die ganze Nacht durch Rettungskräfte. Leichen lagen unter Decken neben den umgestürzten Wagen. Von den Wracks stieg Rauch auf. Feuerwehrleute kämpften sich durch die Trümmer. Sie versuchten, die Überlebenden durch die Fenster aus den zerstörten Wagen zu befreien.
"Es ging alles so schnell", berichtete ein Passagier im Hörfunksender Cadena Ser. Der Zug sei in einer Kurve entgleist, die Wagen hätten sich ineinandergeschoben. "Viele Menschen wurden zu Boden gedrückt. Wir haben versucht, ins Freie zu kommen. Dann haben wir gemerkt, dass der Zug in Flammen stand. Ich war im zweiten Wagen. Und dann war da das Feuer. Und dann habe ich die Leichen gesehen."
Ministerpräsident Rajoy kommt am Donnerstag an den Unglücksort
Am frühen Morgen waren noch immer etwa 200 Einsatzkräfte bei der Suche nach möglichen Opfern in den Trümmern der Wagen. Zwei riesige Kranwagen waren an die Unfallstelle gebracht worden. Selbst in den frühen Morgenstunden verfolgten rund 200 Anwohner den Fortgang der Arbeiten, berichtete die spanische Nachrichtenagentur EFE.
Am Donnerstag will der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy, der aus Santiago stammt, an die Unfallstelle kommen und sich selbst ein Bild von der Katastrophe machen. "Angesichts der Tragödie in Santiago de Compostela am Vorabend seines großen Tages kann ich den Spaniern und Galiciern nur mein tiefstes Mitgefühl aussprechen", sagte er.
Papst Franziskus zeigte sich betroffen über das Bahnunglück. Der Papst sei über den Unfall informiert worden und im Schmerz mit den Familien und Angehörigen der Opfer verbunden, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Mittwochabend (Ortszeit) in Rio de Janeiro, wo sich Franziskus bis Sonntag anlässlich des Weltjugendtages zu seiner ersten Auslandsreise aufhält. Lombardi bat vor Beginn der täglichen Pressekonferenz um eine Gedenkminute für die Opfer. (dpa/rtr)
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