Hagen. Der einstige Eislaufstar Marika Kilius hat sich bei der Berliner Fashion Week auf den Laufsteg begeben – als Model mit siebzig. Ein paar Jahrzehnte früher hätte sie sich eher vorstellen können, mal Mode vorzuführen. Aber damals, sagt Kilius, “hatte mich keiner gefragt“.
In den sechziger Jahren war das Scheinwerferlicht Alltag für Marika Kilius. Sie und Hans-Jürgen Bäumler, sie beide waren das Traumpaar des deutschen Eiskunstlaufs. Nun hat sie wieder Kurven gezeigt: Donnerstagabend stellte Marika Kilius die Kleider von Sava Nald bei der Berliner Fashion-Week vor. Model mit siebzig – ein bisschen komisch ist ihr das schon.
„Früher, da hätte das doch viel eher gepasst. Als ich zwanzig oder dreißig war. Aber da hat mich keiner gefragt.“ Sie klingt aufgekratzt am Telefon, auf einem der schicken Zimmer des Adlon-Hotels, wo sie am Vorabend etwa ein silbriges Kleid vorführte. Ihr Flug geht gleich, sie ist in Eile und erstaunlich entspannt. „Kein Problem. Ich habe etwas Zeit. Schließlich muss ich noch auf meine Enkelin warten. Sie liegt gerade auf der Massageliege.“ Die Enkelin ist acht. „Ja, sie hat für sowas Zeit, ich nicht.“
Während die Enkelin also professionell entspannt, ist die Oma aktiv. Nach drei Sätzen mit Frau Kilius ist klar: Diese Frau steht mitten im Leben. Sie schreibt Bücher, macht Schmuck und Kosmetik. Ja, und jetzt modelt sie auch noch. „Es hat Spaß gemacht. Und dass ich es getan habe, liegt ja auch daran, dass es Mode für Frauen in meinem Alter ist, die ich präsentiert habe. Irgendwelche Teenie-Mode hätte ich nicht vorgeführt“, sagt sie – mal abgesehen davon, ob sie sie nun tragen könnte oder nicht. Bei einer Größe von 1,70 Meter und rund 60 Kilo quellen sicher keine Pölsterchen heraus. Gut, für ein Topmodel wäre sie etwas klein, meint sie. „Aber bei den Alten sind die doch froh, dass sie überhaupt noch laufen können.“
Spazierengehen und Gymnastik
Frau Kilius hat einen Sinn fürs Bodenständige. Sie hungert nicht für die Schönheit. Sie geht spazieren, sie macht ihre Gymnastik. Und isst gerne Süßes. „Furchtbar. Früher hat mich das nicht interessiert. Erst mit ungefähr fünfzig habe ich angefangen, Marzipan zu lieben. Aber meine Großmutter hat immer gesagt: „Kinners, esst fett, das ist gesund“, beichtete sie in einem Interview.
Letztlich komme es bei allem doch zuerst auf den Kopf an. „Wie man sich fühlt, hängt davon ab, was man denkt. Und ich denke positiv. Ich sage mir, dass ich gut aussehe, also sehe ich auch gut aus.“ Natürlich habe diese Art der Selbstsuggestion auch ihre Grenzen. „Aber ich lasse sie nicht zu.“Nein, Marika Kilius ist keine, die sich vom Lauf des Lebens geschlagen gibt. Sie, die Tochter eines Friseurs aus Frankfurt, hat von Kindesbeinen an gesehen, dass dank Haarspray und Lockenwicklern nichts bleiben muss, wie es ist. Sie und graue Haare? „Das wäre gar nichts für mich. Ich fühle mich einfach nicht so.“
Eine schöne Hülle war ihr Kapital, keineswegs ein krisenfestes. Wer Falten kriegt, ist in der Show-Branche weg vom Fenster. Egal, wie oft man die Medaillen bei Weltmeisterschaften abschöpfte und sich bei Holiday on Ice gedreht hat. Doch der Promi-Zirkus hat sie nicht bitter gemacht. Marika Kilius sagt: „Man muss darüber stehen. Man ist doch schließlich nicht der Nabel der Welt.“ Aber weil der Applaus für sie auch etwas Magisches hat, freut sich Frau Kilius über eine Nachricht sehr: Senioren-Models sind so gefragt wie nie.