Brüssel. König Albert II. von Belgien will in wenigen Wochen abdanken. Das hat der belgische Monarch am Mittwochabend in einer TV-Ansprache verkündet. Der 79-Jährige hatte überraschend eine große Radio- und Fernseh-Ansprache ankündigen lassen. Thronfolger ist der 53-jährige Prinz Philippe.

Belgiens König Albert II. will abdanken. Das hat der belgische Monarch am Mittwochabend in einer Fernsehansprache erklärt. Die Zeit sei gekommen, um "die Fackel weiterzureichen", sagte der 79 Jahre alte Monarch unter Verweis auf sein Alter. Es sei eine Frage des Respekts vor den politischen Institutionen und dem Volk, das Amt aufzugeben, wenn er es nicht mehr mit voller Kraft ausfüllen könne, fügte er hinzu. Zugleich bedankte sich der Monarch bei seinem Volk für das Vertrauen, das es ihm in seiner Regentschaft entgegengebracht habe.

Bereits im Vorfeld war in Regierungskreisen zu erfahren, dass Albert II. wohl am 21. Juli abdanken werde. Das Staatsoberhaupt werde dies am Mittwochabend mitteilen, verlautete am Nachmittag in Brüssel von Seiten eines hohen Beamten der belgischen Regierung. Thronfolger ist Alberts ältester Sohn, der 53 Jahre alte Prinz Philippe.

Am Mittag hatte der königliche Palast für 18.00 Uhr in einem ungewöhnlichen Schritt eine Ansprache des Königs an das Volk in Fernsehen und Radio angekündigt. Das Staatsoberhaupt hat sich demnach bereits am Mittag mit dem Kern der Regierung von Ministerpräsident Elio Di Rupo getroffen. Di Rupo selbst will sich laut einer Regierungserklärung nach dem König an das Volk wenden.

König Albert wird wohl kurz vor seinem Amts-Jubiläum abdanken

Der Regierungsvertreter und mehrere Medien berichteten übereinstimmend, dass Albert am 21. Juli abtreten wolle. Das ist der belgische Nationalfeiertag. In den vergangenen Monaten war immer wieder über eine mögliche Abdankung des 79-Jährigen spekuliert worden. Seine Gesundheit gilt als nicht sehr gut. Im August würde Albert 20 Jahre im Amt sein.

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Albert war 1993 auf den Thron gestiegen, nachdem sein älterer Bruder Baudouin gestorben war. Der König gilt als Symbol des föderalen Belgiens mit den drei Landesteilen Flandern, Wallonie und Brüssel und den drei Sprachgemeinschaften Flamen, Frankophonen und Deutschsprachige. In der langen Regierungskrise der Jahre 2010-2011 spielte Albert eine wichtige Rolle als Vermittler.

Debatte um Fortbestand der Monarchie in Belgien

Der Thronfolger Prinz Philippe ist Alberts ältester Sohn mit der aus Italien stammenden Königin Paola. Der 53-Jährige gilt als nicht so beliebt wie Albert. Er hat eine militärische Ausbildung unter anderem als Pilot. In den vergangenen Jahren führte der Prinz mehrfach Wirtschaftsdelegationen von belgischen Unternehmen im Ausland an. Vor allem von der flämischen Presse wurde er angegriffen, als er vermeintlich mit politischen Äußerungen das Gebot der Neutralität des Königshauses brach.

Die Monarchie und Belgiens föderale Struktur werden von der stärksten Partei des Landes, der Neu-Flämischen Allianz (NVA), infrage gestellt. Die NVA will Flandern auf lange Sicht aus Belgien lösen. Belgien in seiner bisherigen Form wäre damit am Ende. Nächstes Jahr wird in Belgien gewählt. Für den Wahlkampf wird verstärkt mit verbalen Angriffen auf die Monarchie gerechnet.

Königsfamilie muss künftig wie ihre Untertanen Steuern zahlen

Auch in den vergangenen Monaten hatte es neue Kritik am Königshaus gegeben. Im Mittelpunkt standen die staatlichen Apanagen der Familie, also das Geld der Steuerzahler. Insbesondere war Königin Fabiola, die Witwe von Baudouin, mit Vorwürfen konfrontiert, öffentliche Gelder über eine Stiftung für Verwandte einsetzen zu wollen.

Später wandte sich die Aufmerksamkeit der gesamten Familie zu. Laut Presseberichten vom Mittwoch zahlte Fabiola wegen der Kritik 2,5 Millionen Euro aus ihrer Privatschatulle an eine Stiftung.

Im Juni wurde vom belgischen Parlament eine parteiübergreifende Reform verabschiedet. Sie sieht vor, dass die Angehörigen der Königsfamilie wie normale Bürger Steuern zahlen, zudem müssen sie empfindliche Kürzungen der staatlichen Apanagen hinnehmen. Ausgenommen ist allein König Albert II. Für die Ausnahme wurden verfassungsrechtliche Gründe geltend gemacht. (afp)