Wiesbaden. Die jahrelange Serie von Schüssen auf deutschen Autobahnen ist nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) aufgeklärt. Ein Lastwagenfahrer habe die Taten wenige Stunden nach seiner Festnahme gestanden. Als Motiv habe der 57-Jährige aus Kall in der Eifel “Ärger und Frust im Straßenverkehr“ genannt, sagte der BKA-Präsident Jörg Ziercke am Dienstag in Wiesbaden.
Der am Sonntag festgenommene mutmaßliche Autobahnschütze hat nach Angaben der Ermittler aus Frustration auf fahrende Laster und Autos geschossen. Der 57-Jährige Mann habe "Ärger und Frust im Straßenverkehr" als Motiv für seine Taten genannt, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, am Dienstag in Wiesbaden. Am frühen Sonntagmorgen war der Verdächtige an seinem Wohnort in der Nordeifel festgenommen worden. Den Ermittlern zufolge gab er mittlerweile zu, der Schütze zu sein, der für die seit 2008 andauernde Tatserie verantwortlich ist.
Der 57-jährige gelernte Werkzeugmacher hatte demnach selbst als Kraftfahrer für eine Spedition gearbeitet. Nach bisherigem Erkenntnisstand sei er als "frustrierter Einzelgänger mit einem Hass auf Personen" zu bezeichnen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt aus Würzburg, Dietrich Geuder. Der Mann habe seine Schüsse als Selbstjustiz betrachtet und die Situation auf deutschen Autobahnen als eine Art Krieg bezeichnet, sagte Geuder.
Polizei suchte fünf Jahre nach dem Täter
Fünf Jahre lang hatte die Polizei nach dem Täter gesucht, der nach bisherigem Erkenntnisstand insgesamt 762 Mal von der Autobahn aus auf Laster, Autos oder Gebäude geschossen hatte. Eine Frau war dabei im November 2009 von einem Geschoss getroffen und schwer verletzt worden. Drei Mal entgingen Lkw-Fahrer nur knapp einem Unglück, als Projektile die Seitenscheiben ihrer Fahrzeuge durchbrachen.
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Seit Oktober 2012 leitete das BKA die Ermittlungen. Nach einem aufwändigen Datenabgleich waren die Beamten in diesem Frühjahr auf die Fährte des nun Festgenommenen gekommen. Bei Durchsuchungen fanden die Beamten mittlerweile zwei Pistolen und einen Schießkugelschreiber sowie 1300 Schuss Munition. Eine Pistole wurde den Angaben zufolge bereits als Tatwaffe zugeordnet. Bei den übrigen Waffen dauerten die Untersuchungen noch an.
Datenschützer kritisiert Ermittlungsmethode gegen Autobahnschützen
Der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte Edgar Wagner hält die Fahndung nach dem Autobahnschützen mit verdeckten Kennzeichen-Lesegeräten für falsch. Diese Ermittlungsmethode griff nach seinen Angaben vom Dienstag bei der Suche nach dem mutmaßlichen Serientäter, der am Sonntag festgenommen wurde. Wagner kritisierte, es gebe "für diese bundesweit erstmals eingesetzte Ermittlungsmethode aus Datenschutzsicht keine hinreichende gesetzliche Ermächtigungsgrundlage".
"Millionen von unverdächtigen Personen geraten ins Visier der Ermittlungsbehörde, um einen Verdächtigen zu überführen", teilte Wagner mit. Positiv sei, dass die Daten - abgesehen von Ausnahmen - nach zehn Tagen gelöscht worden seien. Wagner forderte mehr Informationen über den Einsatz ähnlicher Ermittlungen. Bei solch gravierenden Eingriffen, die zur Speicherung von fast 60 bis 80 Millionen Datensätzen unverdächtiger Menschen führten, hätten die Betroffenen einen Anspruch auf Information. (afp/dpa)