Washington. Hunderte Anklagepunkte - und das ist wahrscheinlich nur der Anfang. Nach der Befreiung von drei entführten Frauen aus jahrelanger Gefangenschaft droht dem mutmaßlichen Kidnapper möglicherweise die Todesstrafe.

Der Entführer von Cleveland, der drei Frauen rund zehn Jahre lang festgehalten haben soll, ist in 329 Punkten angeklagt worden. Wie der "Cleveland Plain Dealer" und andere Medien berichteten, muss sich der 52-jährige Ariel Castro unter anderem wegen Mordes in einem besonders schweren Fall verantworten. Ihm wird vorgeworfen, eine der Entführten vergewaltigt, geschwängert und sie dann derart misshandelt zu haben, dass sie das Kind verlor. Dieser Anklagepunkt könnte Castro möglicherweise die Todesstrafe bringen. Die drei Frauen wurden Anfang Mai aus dem Haus des Angeklagten in Cleveland befreit, nachdem eine von ihnen um Hilfe gerufen hatte.

Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben zwar noch nicht entschieden, ob sie im anstehenden Prozess eine Hinrichtung beantragen wird. Chef-Anklagevertreter Timothy McGinty hat aber in der Vergangenheit betont, er wolle Castro mit aller Härte des Gesetzes für seine Verbrechen büßen lassen.

Mord, 139-fache Vergewaltigung, 177 Fälle von Kidnapping - weitere Anklagen möglich

Die Anklage wurde von einer Grand Jury (Anklagekammer) in Cuyahoga County erhoben. Sie umfasst neben dem Mordvorwurf 139 Fälle von Vergewaltigung, 177 Punkte von Kidnapping, sieben Fälle von grober sexueller Belästigung, dreimal schwere Körperverletzung sowie den Besitz eines "kriminellen Werkzeuges".

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Castro wird im einzelnen beschuldigt, zwischen 2002 und 2004 Michelle Knight, Amanda Berry und Gina DeJesus entführt zu haben. Die Frauen sind heute 32, 27 und 23 Jahre alt. Amanda Berry hat eine kleine Tochter, die in der Gefangenschaft geboren wurde.

Die Anklageverlesung ist den Medienberichten zufolge für die kommende Woche geplant. Bezirksstaatsanwalt McGinty deutete den Berichten zufolge außerdem an, dass noch weitere Anklagen auf Castro zukommen könnten. Die bisherigen Punkte umfassen demnach nur den Zeitraum von August 2002, als die erste Frau verschwand, bis Februar 2007. (dpa)