Cleveland. Das Gericht will offenbar mit allen Mitteln verhindern, dass der Tatverdächtige im Entführungsdrama von Cleveland noch vor Prozessbeginn auf freien Fuß kommen. Deshalb wurde bei der ersten Gerichtsanhörung die Kaution auf acht Millionen Dollar, rund 6,1 Millionen Euro, festgesetzt.

Im Entführungsdrama von Cleveland soll durch eine besonders hohe Kaution vermieden werden, dass der Hauptverdächtige Ariel Castro vor oder während des Prozesses auf freien Fuß kommt. Bei der ersten Gerichtsanhörung, die der 52-Jährige schweigend und mit gesenktem Kopf verfolgte, setzte Richterin Lauren Moore am Donnerstag eine Kaution von acht Millionen Dollar (6,1 Millionen Euro) fest. Castro soll drei Frauen jahrelang in seinem Haus festgehalten und vergewaltigt haben, zwei seiner Opfer konnten inzwischen zu ihren Familien zurückkehren.

Castro wird vorgeworfen, drei Frauen entführt sowie jahrelang gefangen gehalten und missbraucht zu haben. Amanda Berry, Gina DeJesus und Michelle Knight waren am Montag aus seinem Haus in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio befreit worden, nachdem Berry einen Nachbarn alarmiert hatte. Die Frauen waren zwischen 2002 und 2004 verschwunden. Die 27-jährige Berry brachte in der Gefangenschaft offenbar ein Kind zur Welt, die sechsjährige Jocelyn.

Der Verdächtige sagte vor Gericht kein Wort

"Zwei der Opfer erlitten mehr als ein Jahrzehnt lang eine grauenhafte Tortur, ein drittes wurde fast ein Jahrzehnt gequält. Und die Tortur führte zu einem kleinen Mädchen, das offenbar in der Gefangenschaft geboren wurde", sagte Staatsanwalt Brian Murphy vor Gericht. Nach Angaben von Castros Pflichtverteidigerin Kathleen DeMetz wird dem früheren Busfahrer in drei Fällen Entführung und Vergewaltigung vorgeworfen sowie in einem Fall - dem des Kindes - Entführung. DeMetz forderte, dass ihr Mandant im Gefängnis "in eine Einzelzelle mit Selbstmord-Überwachung kommt, wo niemand Zugang zu ihm hat".

Richterin Moore ordnete ihrerseits an, dass Castro keinerlei Kontakt zu seinen mutmaßlichen Opfern haben dürfe. Der ehemalige Busfahrer sagte während des Gerichtstermins kein Wort, die meiste Zeit hielt er seinen Kopf gesenkt und kaute am Kragen seiner Gefängniskleidung herum.

Verdächtiger soll sich als "sexuelles Raubtier" bezeichnet haben

Bei der Durchsuchung des Hauses von Castro fand die Polizei laut einem Medienbericht eine Notiz, in der er sich als "sexuelles Raubtier" bezeichnet. Offenbar mit Blick auf seine Opfer schrieb er laut einem Reporter des lokalen Fernsehsenders WOIO: "Sie sind hier gegen ihren Willen, weil sie den Fehler begangen haben, zu einem völlig Fremden ins Auto zu steigen." Die Notiz stammt offenbar aus dem Jahr 2004, in ihr spricht Castro den Angaben zufolge auch davon, sich selbst zu töten und seine Ersparnisse seinen Opfern zu hinterlassen.

Während Michelle Knight am Donnerstag zunächst weiter im Krankenhaus behandelt wurde, kehrten die anderen Entführungsopfer zu ihren Familien zurück. Berry fuhr mit ihrer Tochter vor dem Haus ihrer Schwester Beth Serrano vor. Serrano dankte der Öffentlichkeit und den Medien für ihre Unterstützung "in den vergangenen Jahren", bat aber zugleich um den Schutz der Privatsphäre, "damit meine Schwester und meine Nichte und ich Zeit zur Erholung haben". Serranos Haus war mit Blumen, Ballons und Willkommensplakaten geschmückt.

Auch DeJesus kehrte am Mittwoch in ihr Familienhaus zurück, das mit Ballons geschmückt war. "Das ist mein schönstes Muttertagsgeschenk", sagte ihre Mutter Nancy Ruiz. (afp)